Coronavirus

Warum die Zentralschweiz in Sachen Corona so glimpflich davon kam

15.05.2020, 06:19 Uhr

· Online seit 15.05.2020, 05:46 Uhr

In der Zentralschweiz wurden bisher rund 1500 bestätigte Corona-Fälle gemeldet. Das ist wenig, wenn man diese Zahlen mit anderen Kantonen und Regionen vergleicht. Ein Grund für die relativ niedrige Infektionsrate liegt in der geografischen Lage der Zentralschweiz.

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Nicht alle Kantone sind von Corona gleichermassen stark betroffen.

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Das Tessin hatte es anfangs ganz hart getroffen. Während für den Rest der Schweiz das Coronavirus noch weit weg war, stand es im Tessin schon mit einem Bein in der Tür. 3268 Fälle wurden seit Beginn im Kanton Tessin gezählt. Anfang Woche wurde das erste Mal keine Neuinfektion registriert.

Noch schlimmer sieht es aber in der welschen Schweiz aus. Der kleine Kanton Genf zählte 5088 Covid-Fälle, der Kanton Waadt 5383. Nirgends in der Schweiz wurden mehr Fälle verzeichnet.

Warum gibt es Unterschiede zwischen den Zahlen des Bundes und der Kantone?

Wer sich ein wenig mit der Matiere befasst, der merkt schnell: Die Zahlen, welche das Bundesamt für Gesundheit BAG und die Kantone jeweils veröffentlichen, die sind nicht identisch. Als sich die Infektionszahlen beim Höhepunkt der Krise überschlugen, hatte man noch etwas Verständnis dafür, dass der Bund wohl etwas hinterherhinkte mit der Aktualisierung der Zahlen. Doch seit über einer Woche sind die Neuinfektionen relativ stabil und im niedrigeren Bereich.

Und doch weist der Bund aktuell rund 300 Todesfälle weniger aus, als die Kantone. Woran das liegt? Nun, die Labors, welche die klinischen Befunde erfassen, schicken die Resultate jeweils an die Kantone und den Bund gleichermassen. Daher dürfte die Differenz nicht in diesem Bereich entstehen.

Wie das BAG aber gegenüber PilatusToday schreibt, könnte der Unterschied daher rühren, dass der Bund vor dem 16. April keine Todesfälle bei Personen erfasste, für die keine Laborbestätigung vorhanden und die nicht hospitalisiert waren. Heisst: Bei Todesfällen im Altersheim, wo kein Covid-19-Test vorliegt, jedoch der Verdacht auf eine Infektion, zählte das BAG den Tod nicht als im Zusammenhang mit Corona.

Seit den seit 16. April überarbeiteten Meldeformularen erfasst das BAG auch solche Fälle.

Vergleichsweise glimpflich davon gekommen sind wir in der Zentralschweiz. Luzern ist mit bisher 715 Fällen deutlich an der Spitze. Schwyz verzeichnete 307 Corona-Fälle, Zug 197 und Nidwalden 122. Gar unter 100 Infektionen verzeichnen Uri (92) und Obwalden (79).

Der erste Fall im Kanton Luzern wurde am 4. März publik. Gut eine Woche zuvor tummelten sich noch die Leute im Gedränge der Luzerner Fasnacht. Wann genau das Virus in der Zentralschweiz angekommen ist, das wisse man nicht, sagt der Luzerner Kantonsarzt Roger Harstall. Doch wieso ist die Zentralschweiz mit einem blauen Auge davon gekommen? So viel vorneweg: Eine abschliessende Antwort gibt es nicht.

Schaue man aber sich die nationalen Zahlen an, so könne man feststellen, dass insbesondere bevölkerungsstarke sowie städtisch geprägte Kantone im Vergleich höhere Fallzahlen verzeichnet hatten, so Harstall. «Eine Rolle spielt sicher auch die geografische Lage mit der Nähe zu stark betroffenen Nachbarländern mit entsprechend hohem Grenzverkehr. Eher ländlich geprägte oder zentral gelegenere Kantone verzeichnen eher kleinere Fallzahlen.» Sprich: Die Zentralschweiz hat das auch ihrer - wie der Name schon sagt - zentralen Lage mitten in der Schweiz zu verdanken.