Jeder Fünfte

Wieso brechen so viele Lernende ihre Lehre ab?

12.12.2022, 06:58 Uhr
· Online seit 12.12.2022, 05:33 Uhr
Jede und jeder Fünfte absolviert die Ausbildung nicht wie vorgesehen. Das zeigt eine Studie des Bundesamts für Statistik (BfS). Im gesamtschweizerischen Vergleich schneidet die Zentralschweiz zwar nicht schlecht ab, dennoch beenden 17 Prozent ihre Ausbildung nicht wie vertraglich geregelt.
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Über ein Fünftel der Lernenden, die ihre Ausbildung im Sommer 2016 begannen, konnten ihre Lehre nicht wie vertraglich geregelt absolvieren. Dies aufgrund eines Lehrabbruchs oder einer Lehrvertragsauflösung. In der Statistik wird dazwischen nicht unterschieden.

Zentralschweiz auf zweitbestem Platz

Von den rund 53'600 Auszubildenden, die ihre Lehre im Sommer 2016 antraten, waren 21 Prozent (oder 11'400 Personen) von einer frühzeitigen Auflösung des Vertrags betroffen, so das Bundesamt für Statistik. Die Zentralschweiz liegt mit 17 Prozent unter dem gesamtschweizerischen Durchschnitt. Einzig die Ostschweiz schneidet mit einer 16-prozentigen Lehrvertragsauflösungsquote besser ab. Das Tessin hat mit 32 Prozent die höchste Auflösungsquote.

Falsche Berufs- oder Lehrbetriebswahl

Oftmals scheiterte die Lehre an einer falschen Berufswahl oder vielmehr an einer unpassenden Lehrbetriebswahl, teilt das Amt für Berufsbildung Uri auf Anfrage mit. Falsche Berufswahl sei im Jahr 2021 an dritter Stelle der häufigsten Gründe für Lehrvertragsauflösungen gewesen, heisst es.

2020 war der häufigste Grund für Lehrvertragsauflösungen mangelnde Leistungen der Lernenden, gefolgt von wirtschaftlichen und strukturellen Veränderungen in den Betrieben. Letzteres war im vergangenen Jahr der häufigste Grund der Auflösungen, so das Urner Amt. So musste infolge Umstrukturierung zweier Urner Lehrbetriebe innert kurzer Frist für 10 betroffene Lernende eine Lösung gefunden werden. Geschehnisse wie diese wirkten sich stark auf die kantonale Statistik aus, so das Urner Amt.

Zwischenmenschliche Probleme

Ähnlich sieht es im Kanton Zug aus. Mit 26 Prozent sind mangelnde Leistungen der Lernenden klar führend bezüglich den Auflösungsgründen, gefolgt von falscher Berufswahl (15 Prozent), teilt das Zuger Amt für Berufsbildung mit. Der Kanton Obwalden bestärkt dies. Auch zwischenmenschliche Unstimmigkeiten seien oft ausschlaggebend, fügt das Obwaldner Amt für Berufsbildung hinzu.

Friseurgewerbe am meisten betroffen

Gemäss der Statistik war das Friseurgewerbe und die Schönheitspflege in der Kohorte 2016 bis 2020 schweizweit am meisten von Lehrvertragsauflösungen betroffen. Jede und jeder dritte Lernende wurde demnach mit einer Auflösung konfrontiert.

Im Bereich Elektrizität sowie Sport, Gastgewerbe und Medienproduktion wurde ebenfalls fast jeder dritte Vertrag aufgelöst.

Seltener hingegen muss sich laut dem BfS die Forstwirtschaft mit Änderungen der Lehrverträge beschäftigen. Nur jeder zehnte Vertrag wurde in besagter Zeit aufgelöst.

Hohe Wiedereinstiegsquote

Trotz der schweizweiten 21-prozentigen Auflösungsquote bleiben die Auszubildenden selten ohne Anschlusslösung. Vier von fünf Lernenden nehmen nach der ersten Vertragsauflösung eine weitere Ausbildung an, ist der Statistik zu entnehmen. Der Kanton Zug bestärkt dies: «Wir können aus Erfahrung bestätigen, dass die meisten Auflösungen keinen Lehrabbruch nach sich ziehen, sondern dass sich Anschlusslösungen finden lassen», so das Amt für Berufsbildung.

veröffentlicht: 12. Dezember 2022 05:33
aktualisiert: 12. Dezember 2022 06:58
Quelle: PilatusToday

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