«Wir fühlen uns von der CKW abgezockt!» – KMU kämpft um Existenz
«Wir fühlen uns von der CKW genötigt und abgezockt», schreibt die Ottiger Gastro + Food AG in einer Mail an PilatusToday und Tele 1. Grund dafür sind die angestiegenen Strompreise. Das gewürzherstellende Familienunternehmen mit Sitz in Triengen muss neu rund dreieinhalb Mal so viel für den Strom bezahlen wie bisher: Von 19,1 Rappen pro kW/h stieg der Preis auf 69,9 Rappen pro kW/h. Dies sei ein im Vergleich zu anderen gleichartigen Betrieben deutlich höherer Preis. «Durchschnittlich zahlen die Betriebe für das Jahr 2023 pro kW/h nur 31,02 Rappen», so die Firma.
So ist der Vertrag zustande gekommen
Der Ärger entlädt die Unternehmung bei ihrem Stromanbieter CKW. Nachdem in den Medien berichtet worden sei, dass die Schweiz in diesem Winter in eine Strommangellage kommen könnte, hätte sich die CKW an ihre Kunden gewandt. «In dieser Mail wurde gross angekündigt, dass die Preise stark steigen werden», erklärt die Firma. Die CKW hätte verschiedene Daten angeboten, an welchen auslaufende Fixpreisverträge neu vereinbart werden könnten. Die Alternative sei die Notversorgung mit höheren Stromkosten und einem Tarif, der stündlich schwanken würde. «Ab hier fühlten wir uns machtlos.»
Bei den diversen Telefonaten mit dem CKW-Berater sei immer wieder gesagt worden, dass die Firma den Vertrag rasch akzeptieren und unterschreiben soll. Ansonsten würde der angebotene Preis verfallen und der neue womöglich deutlich höher sein. Die angebotenen Verträge hatten eine Frist von wenigen Stunden, innert der sich die Firma entscheiden musste. «Hier fühlten wir uns genötigt, in einer solch kurzen Zeit einen so grossen Entscheid in der Familie fällen zu müssen.»
Das sagt die CKW
Martin Schwab, CEO der CKW, stellt im Interview mit PilatusToday und Tele 1 klar: «Wir haben grosses Verständnis für die Problematik. Auch wir haben keine Freude an diesen extrem hohen und schwankenden Strompreisen.» Er weist aber klar eine allfällige Schuld der CKW von sich: «Der freie Markt für Strom funktioniert ähnlich wie ein Aktienmarkt. Die Preise können sich ständig ändern, darauf haben wir keinen Einfluss. Strom ist ein börsenkotiertes Gut», erklärt er.
Es würde nicht darauf ankommen, bei wem sich eine Unternehmung den Strom besorgt, sondern wann. «Wir haben praktisch keinen Spielraum. Wir geben den Preis der Börse mit einem kleinen Aufschlag an die Kunden weiter.» Auch würde die CKW sicherlich keine Kunden zu einem Kauf drängen. «Aber es ist halt so, dass eine Offerte manchmal nur für ein paar Stunden gültig ist, da sich der Preis wieder ändert.» Die CKW empfiehlt, Verträge über beispielsweise drei Jahre abzuschliessen. «Nicht wegen tieferen Preisen, sondern aufgrund der Kosten-Planbarkeit.»
Ottiger kämpft ums Überleben seiner Firma
PilatusToday und Tele 1 konfrontierten Marcel Ottiger am Mittwoch mit den Aussagen der CKW. Dieser krebste zurück: «Wir geben der CKW nicht die Schuld für die hohen Strompreise, das haben sie uns nun erklärt.» Die Firma hätte schlicht und einfach «Pech gehabt und den falschen Moment erwischt», gibt Ottiger zu.
Ein klein wenig veräppelt fühle er sich dennoch: «Am Dienstagabend erhielten wir plötzlich einen Telefonanruf, um eine Lösung zu finden. Zuvor hiess es immer: ‹Tut uns leid, aber ist halt so.› Da fühlten wir uns im Stich gelassen und nicht ernst genommen.» Auch hätte sich Ottiger gewünscht, dass die CKW die höheren Stromkosten nicht einfach so hinnehmen, sondern ihre Kunden in Schutz nehmen würde. «Die CKW hätte dies mit der Politik besprechen und nach Lösungen suchen müssen», meint Ottiger.
Nichtsdestotrotz: Der Vertrag ist nun mit einem um einiges höheren fixierten Strompreis unterschrieben worden. «Der ganze Familienbetrieb leidet stark unter diesen Kosten. Unsere Familie leidet aber am meisten, da 45 Jahre Geschichte einfach kaputt gehen werden, wenn wir nicht Unterstützung kriegen oder ein Wunder geschieht. Wir leiden unter ständiger Schlaflosigkeit und Zukunftsängsten.» Die Firma Ottiger versuche nun alles Mögliche, um zu überleben: Preise wurden erhöht, kostenintensive Produkte aus dem Sortiment gestrichen und es wird versucht, Strom zu sparen. Ob dies die Firma über Wasser halten wird, wird sich zeigen.
(bli/bsv)