Wegen neuem Gesetz?

«Wir haben fast keine Anmeldungen» – Fahrlehrern fehlen die Schüler

06.04.2023, 06:52 Uhr
· Online seit 05.04.2023, 17:46 Uhr
Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer haben es aktuell schwierig. Ihnen fehlen die Schülerinnen und Schüler. Woran liegt das? Unter anderem an einem neueren Gesetz.
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«Wir haben fast keine Anmeldungen», klagt Thomas Schmid, Präsident Fahrschulen Zentralschweiz. Er selbst war 33 Jahre lang als Fahrlehrer tätig. Im Vergleich zu den vergangenen fünf bis zehn Jahren habe die Anzahl Fahrschülerinnen und Fahrschüler stark abgenommen.

Im vergangenen Jahr haben 92'000 Personen die Autoprüfung in der Schweiz absolviert. Ein Jahr zuvor waren es noch 113'000 – ein Rückgang von fast 20 Prozent. Der Schweizerische Fahrlehrerverband L-drive bestätigt den deutlichen Rückgang. Auf Anfrage der «NZZ» sagt der Verband, dass zahlreiche Mitglieder in vielen Regionen über die drastisch sinkenden Kundenzahlen klagen würden.

Was ist der Grund für das Ausbleiben der Fahrschülerinnen und Fahrschüler?

«Vor zehn Jahren hatte ich permanent 40 bis 50 Schüler. Wenn man jetzt zwei oder zweieinhalb Tage füllen möchte, kommt man auf maximal 20 Fahrschüler», sagt Thomas Schmid. Für die gesunkene Nachfrage gäbe es viele Gründe. Zum einen das zunehmende Umweltbewusstsein der jungen Leute, die Corona-Pandemie oder der Wechsel von handgeschalteten Autos auf Automaten. Aber auch die Revision der Führerauweisvorschriften vor zwei Jahren habe Spuren hinterlassen.

Seit Anfang 2021 darf der Lernfahrausweis für Personenwagen der Kategorie B bereits mit 17 Jahren erworben werden. Vor der praktischen Führerprüfung müssen die Lernfahrer eine Lernphase von zwölf Monaten durchlaufen. Die einjährige Lernphase würden die Lernfahrer zunehmend mit Üben zusammen mit Familienmitgliedern oder Bekannten überbrücken. Fahrstunden nehmen die Schüler erst kurz vor der Prüfung.

Fahrlehrer als Nebenjob

Doch welche Auswirkung haben die sinkenden Kundenzahlen auf die Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer? «Man kann den Job Fahrlehrer sicher nicht mehr im Vollpensum machen. Um seinen Unterhalt zu verdienen, muss man sich einen zusätzlichen Nebenjob suchen», meint Schmid.

Bereits jetzt weichen Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer auf andere Jobs aus oder suchen sich einen zusätzlichen Nebenverdienst. «Die fehlenden Fahrschülerzahlen spüren alle. Die einen mehr, die anderen weniger.»

Mobilität immer noch wichtig

In den nächsten zehn Jahren wird die Nachfrage nach Mobilität nicht verschwinden. Da ist sich der Präsident Fahrschulen Zentralschweiz sicher. Deshalb blicke er trotzdem noch optimistisch in die Zukunft: «In ein oder zwei Jahren wird sich alles wieder ein bisschen ändern.» Vielleicht müsse man auch umweltfreundlicher werden, meint Schmid mit Blick auf die E-Mobilität. Was die Zukunft in diesem Bereich bringt, ist für die Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer noch zu ungewiss.

veröffentlicht: 5. April 2023 17:46
aktualisiert: 6. April 2023 06:52
Quelle: PilatusToday

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