Zentralschweiz

Zentralschweiz ist Hotspot für Wirtschaftskriminelle

Neue Auswertung

Zentralschweiz ist Hotspot für Wirtschaftskriminelle

· Online seit 12.07.2023, 12:30 Uhr
Mehr als ein Viertel aller Schweizer Wirtschaftsdelikte wurden 2022 in der Zentralschweiz verübt. Zu diesem Schluss kommt eine Auswertung des Wirtschaftsprüfers und Unternehmensberaters KPMG. Landesweit haben die Anzahl Delikte im Vergleich zu 2021 zugenommen.
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Im Januar erwischte es einen 42-jährigen Luzerner. Zu neun Monaten Gefängnis wurde er verurteilt. Sein Vergehen hängt mit den Corona-Nothilfen zusammen, die der Bund im Frühling 2020 an Unternehmen auszahlte. Das Gericht befand, dass der Geschäftsmann für seine Firma einen fast fünf Mal höheren Umsatz angab, um an 500'000 Franken an Unterstützungsgeldern zu gelangen.

Anstieg dürfte mit Corona zusammenhängen

Ein Fall, der mit der Corona-Pandemie im Zusammenhang steht. Aber bei Weitem kein Einzelfall. Zu diesem Schluss kommt das forensische Betrugsbarometer von KPMG. Der Wirtschaftsprüfer und Unternehmensberater hat zehn Standorte in der Schweiz. Die Auswertung zeigt ein Anstieg von Wirtschaftsdelikten.

Gab es 2021 laut KPMG 68 Fälle, waren es 2022 deren 78. «Ein Grund für die Zunahme liegt darin, dass Wirtschaftskriminelle im Zuge der Corona-Pandemie neue Mittel und Wege für betrügerische Aktivitäten gefunden haben», erklärt der zuständige Abteilungsleiter, Bob Dillen.

Die Zahlen sind aber mit Vorsicht zu geniessen. Denn KPMG berücksichtigt nur Delikte über 50'000 Franken, von denen in den Medien berichtet wurde. Das Unternehmen gibt auch zu, dass die tatsächliche Anzahl Fälle deutlich höher sein dürfte. «Ob in gewissen Regionen stärker über die Fälle berichtet wurde, können wir nicht beurteilen», sagt KPMG auf Anfrage von PilatusToday und Tele 1.

Pilatusland schwingt obenaus

Ob Veruntreuung, Versicherungsbetrug oder Geldwäscherei: Die Art der Delikte ist vielseitig. Am häufigsten ging es schweizweit um Veruntreuungen. Dabei hat sich eine Person beispielsweise ein Vermögen angeignet, das er oder sie nur hätte verwalten sollen. Die höchsten Deliktsummen gab es beim Steuerbetrug. Dort ging es in nur zwei Fällen um einen Betrag von zusammengerechnet rund 345 Millionen Franken.

Bristant an der Auswertung ist die regionale Verteilung der Delikte. Dort schwingt die Zentralschweiz mit 21 der total 78 Delikte obenaus. Dabei lässt das Pilatusland Zürich und die Genferseeregion hinter sich. Obwohl im Kanton Zürich mit rund 1,5 Millionen deutlich mehr Menschen leben als in der Zentralschweiz (835'000).

Mehr Privatpersonen als Täter

Weshalb in der Zentralschweiz besonders viele Wirtschaftsdelikte verzeichnet wurden, kann der Auswertung nicht entnommen werden. Allerdings lassen die Zahlen einen Schluss zur Täterschaft zu. «Unrechtmässig erhaltene Covid-Kredite haben zu einer grösseren Bedeutung von Privatpersonen als Täter geführt», sagt KPMG gegenüber von PilatusToday und Tele 1.

Tiefere Summen in der Innerschweiz

Ein Blick auf die Deliktsummen zeichnet aber ein differenziertes Bild. Denn diese sind in der Zentralschweiz in der KPMG-Auswertung verhältnismässig tief. Die 21 Fälle ergaben eine Summe von 28 Millionen Franken. Ist die Zentralschweiz also ein Paradies für die kleinen Fische der Wirtschaftskriminalität?

«Man muss diese Zahl etwas mit Vorsicht geniessen», heisst es bei KPMG. «In der Genferseeregion etwa gab es einen grossen Fall mit einer Deliktsumme von 340 Millionen.» Entsprechend hoch sei auch die durchschnittliche Deliktsumme der insgesamt 15 Fälle.

veröffentlicht: 12. Juli 2023 12:30
aktualisiert: 12. Juli 2023 12:30
Quelle: PilatusToday

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