«Hatte schon ein mulmiges Gefühl» – als der Zugersee eine grosse Eisfläche war
«Ich persönlich war kein so mutiger Junge. Ich war mit meinem Vater und meinen Geschwistern auf dem gefrorenen See unterwegs. Das gab mir ein wenig Sicherheit", erinnert sich der ehemalige Zuger Stadtarchivar Christian Raschle an die «Seegfrörni» von 1963.
«Dennoch machte man sich Gedanken, was passieren könnte, wenn man mehrere Hundert Meter draussen auf dem See ist und das Eis bricht.» Der damals 14-jährige Raschle hatte das mulmige Gefühl nicht zu Unrecht. Ein Mann übersah auf dem Heimweg nach Oberwil eine grosse Spalte im Eis und ertrank im Zugersee.
«Seegfrörni» als Volksfest
Der Winter 1962/63 war aussergewöhnlich kalt. An gewissen Tagen wurden Temperaturen von minus 30 Grad gemessen. Das Betreten des Zugersees wurde von der Polizei jedoch erst gegen Ende Februar erlaubt. Danach war reger Betrieb auf der grossen Eisfläche. Es wurden Spaziergänge über den See gemacht oder Eishockey gespielt. Für ein grosses Fest kamen gar 15'000 Personen auf den See.
Bleibt es die letzte «Seegffrörni»?
Vor 1963 war der Zugersee 1929 das letzte Mal gefroren. Christian Raschle hatte in seiner Jugend weitere kalte Winter erlebt und auf einen zugefrorenen Zugersee gehofft. «Immer als einige Kältetage gab, hofften wir darauf. Doch es hat nie mehr gereicht und jetzt sind wir relativ weit davon entfernt.» 1963 dürfte wohl für lange Zet das letzte gefrorene Kapitel des Zugersees gewesen sein.
(red.)