Kanton Zug

Jugendgewalt hat sich 2020 mehr als verdoppelt

· Online seit 01.06.2021, 11:22 Uhr
Im Kanton Zug wurden im vergangenen Jahr 121 Gewaltstraftaten von Jugendlichen registriert. Das sind im Vergleich zum Vorjahr (55) mehr als doppelt so viele. Die Gründe für den Anstieg seien vielfältig.
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Judith Aklin, Sprecherin der Zuger Staatsanwaltschaft, macht der massive Anstieg von Jugendgewalt Sorgen, wie sie gegenüber «Zentralplus» sagt. Beunruhigend findet Aklin besonders, dass auch die Opfer fast ausschliesslich Jugendliche und somit «die schwächsten Glieder unserer Gesellschaft» seien.

Besonders die Gruppendelikte haben im vergangenen Jahr zugenommen. Während jüngere Beschuldigte eher als Einzeltäter unterwegs seien, agieren ältere Jugendliche primär in Gruppen. Zu den Delikten käme es vor allem im öffentlichen Raum und sie «finden in der Regel abends oder nachts statt, wobei oft Alkohol oder Drogen im Spiel sind», so Aklin.

Doch auch im virtuellen Raum nimmt die Aggressivität – in Form von Beleidigungen auf sozialen Netzwerken – zu. Ausserdem sei eine Zunahme des Alkohol- und Drogenkonsums und von Mobbing in der Schule und Online festzustellen.

«Lebenssituation hat sich alles andere als verbessert»

Offen bleibt, woher diese höhere Bereitschaft zu Aggressivität kommt. Für Aklin kann «durchaus ein Zusammenhang mit dem Medienkonsum und den anonymen Plattformen in den sozialen Medien» bestehen.

Für sie sei die Zunahme der Jugendkriminalität nicht überraschend: «In den letzten Jahren konnten wir immer wieder wellenförmig ansteigende Zahlen feststellen». Die Ursachen für die steigenden Zahlen seien vielfältig.

Und auch die Pandemie habe ihren Teil dazu beigetragen. «Die Situation von jungen Menschen in schwierigen Lebensphasen hat sich alles andere als verbessert», so Aklin zu Zentralplus. Alles auf Corona zu schieben, wäre aus ihrer Sicht jedoch falsch.

Starke Partnerschaft wünschenswert

Um den Entwicklungen entgegenzuwirken sei vor allem Prävention ein bewährtes Instrument. Diese sei allerdings auch aufwändig und binde viele Ressourcen, die oft zu wenig vorhanden seien.

Gemäss Aklin wäre eine starke Partnerschaft zwischen Schulen, Sozialer Arbeit, Zivilgesellschaft sowie Polizei und Jugendstrafverfolgungsbehörde ideal: «Es sollten alle gemeinsam am Problem Jugendkriminalität arbeiten, indem wir jungen Menschen den Wert eines friedlichen Zusammenlebens verdeutlichen und hierzu die Kompetenzen vermitteln.»

veröffentlicht: 1. Juni 2021 11:22
aktualisiert: 1. Juni 2021 11:22
Quelle: PilatusToday

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