Strafbefehl

Kamera installiert: Spanner filmt Leute in Zuger Solarium

· Online seit 22.04.2022, 07:15 Uhr
Ein heute 60-jähriger Schweizer nimmt heimlich Frauen und Männer auf, die sich für einen Solariumbesuch umziehen. 40 Leute gehen ihm in die Videofalle, dann fliegt er auf – nach fast vier Jahren.
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Ein heute 60-jähriger Schweizer nimmt heimlich Frauen und Männer auf, die sich für einen Solariumbesuch umziehen. 40 Leute gehen ihm in die Videofalle, dann fliegt er auf – nach fast vier Jahren, schreibt die "Luzerner Zeitung".

Während fast vier Jahren, zwischen dem 2. Februar 2017 und dem 18. Dezember 2020, sammeln die Kameras immer wieder Bilder der Männer und Frauen, die hier, in einem Solarium im Kanton Zug, an ihrem Teint arbeiten – und so immerhin den Eindruck erwecken wollen, viel Sonne zu Gesicht zu bekommen.

90 Tagessätze bedingte Geldstrafe, 1800 Franken Busse

Die Besucherinnen und Besucher fühlen sich unbeobachtet, haben keine Ahnung, dass sie gefilmt werden, während sie sich ausziehen, um sich zum Bräunen hinzulegen. Und sie wissen nicht, dass sie diesen Moment mit jemandem teilen, der ihn sich immer und immer wieder ansehen kann. Denn die Aufnahmen landen auf mehreren Datenträgern, welche die Zuger Strafverfolgungsbehörden bei einem heute 60-jährigen Schweizer findet.

Per Strafbefehl, der vor wenigen Tagen öffentlich zur Einsicht auflag, verurteilt ihn die Zuger Staatsanwaltschaft zu 100 Tagessätzen Geldstrafe à 90 Franken sowie zu 1800 Franken Busse – wegen mehrfacher Verletzung des Geheim- oder Privatbereichs durch Aufnahmegeräte und wegen mehrfacher Sachbeschädigung (der Spanner hatte 1000 Franken Sachschaden angerichtet, als er die Kameras installierte).

Inhaber entdeckte die Kameras

Die Kameras liefen nicht immer, sondern nur an einzelnen Tagen. Doch während sie es taten, sammelte der 60-Jährige Material von 40 Frauen und Männern; von Gästen gleich wie Angestellten und dem Inhaber des Sonnenstudios. Er war es auch, der die Sache bei der Polizei meldete, nachdem eine Kundin auf die Kameras gestossen war: «Sie waren sehr klein, sehr gut versteckt, man hat sie fast nicht gesehen. Auch der Täter war auf den Aufnahmen, so konnte ihn die Polizei überführen», sagt der Mann, der nicht namentlich genannt werden möchte, weil er fürchtet, der Zwischenfall könnte sich schlecht aufs Geschäft auswirken.

Dabei versichert er: «Wir haben sofort ein Hausverbot gegen die Person verhängt. Das war vor anderthalb Jahren, seither machen wir tägliche Kontrollen, damit so etwas nicht mehr passieren kann.»

Täter filmte sich und Frau beim Sex – auch sie ahnte nichts

Bei der Observation im Solarium ist es nicht geblieben. Wie aus dem Strafbefehl weiter hervorgeht, liefen die Kameras des 60-Jährigen auch bei ihm zu Hause. Im November 2020 filmte er sich und eine Frau beim Sex, wiederum heimlich; auch dieser Zwischenfall ist Teil des Strafbefehls.

Die Behörden sprechen die 100 Tagessätze Geldstrafe bedingt und als Zusatzstrafe zu einem Strafmandat vom Dezember 2021 aus. Zu den 1800 Franken Busse kommen rund 2500 Franken Verfahrenskosten, alles in allem hat der Täter den Behörden innert Monatsfrist also 4300 Franken zu überweisen.

veröffentlicht: 22. April 2022 07:15
aktualisiert: 22. April 2022 07:15
Quelle: Luzerner Zeitung

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