Politik fordert Untersuchung zum Fall der Menzinger Lehrerin
Quelle: PilatusToday
Was bisher geschah
Eine Lehrerin der Kantonsschule Menzingen hat im Sexualkundeunterricht mit ihren Schülerinnen den Film «Female Pleasure» angeschaut. Darauf haben die Schülerinnen einen Fragebogen ausgefüllt, der spezifische Fragen zu Themen wie Selbstbefriedigung, Selbstachtung und Erfahrungen in Beziehungen beinhaltete.
Diese Fragen seien «teilweise grenzwertig» gewesen, befand die Schulleitung und suchte mit der Lehrperson das Gespräch. Daraufhin kamen sie zum Schluss, dass der Vertrag mit der Lehrerin nicht weitergeführt werde, «weil die Lehrperson und die Schulleitung stark unterschiedliche Vorstellungen zur Rolle der Lehrperson hatten», schreibt die Kantonsschule Menzingen KSM.
Politik fordert Aufklärung der Entlassung
Nun schaltet sich die Politik ein: Die Junge Alternative Zug fordert, dass die Entlassung der Lehrerin extern überprüft und aufgeklärt werden soll. Weiter sollen zukünftig die Themen sexuelle Selbstbestimmung und Selbstfindung im Unterricht zentraler thematisiert werden. Durch den fragwürdig begründeten Vertragsstopp durch die Schulleitung würden die Themen weiter tabuisiert. Die Junge Alternative Zug will deshalb, dass die Zuger Schulen einen Aktionsplan entwickeln, in dem festgehalten wird, wie zukünftig das Thema sexuelle Selbstbestimmung in den Unterricht einfliessen soll.
Laut dem Zuger Bildungsdirektor Stephan Schleiss ist in den Lehrplänen allerdings genau geregelt, was der Sexualkundeunterricht beinhaltet. «Die selbstbestimmte Sexualität ist integraler Bestandteil», so Schleiss. Dabei stehe ein zeitgemässer Aufklärungsunterricht an erster Stelle. Die Schule greife die Fragen rund um die Sexualität, sexuelle Identität, Geschlechterrolle in unterschiedlichen Fächern und Unterrichtsanlässen auf. Jedoch müsse beim Sexualkundeunterricht stets die Privatsphäre der Schülerinnen und Schüler respektiert werden. Ein behutsamer Umgang mit Nähe und Distanz sei deshalb wichtig.
Rolle der Lehrperson als Diskussionspunkt
Wie dieser auszusehen hat und welche Rolle die Lehrperson in ihrer Funktion zu erfüllen hat, davon haben «die Lehrperson und die Schulleitung stark unterschiedliche Vorstellungen», so die Rektorin der Kantonsschule Menzingen, Gabrijela Pejic-Glisic. Dies sei auch der Grund, wieso der befristete Jahresvertrag der betroffenen Lehrerin nicht verlängert wurde. Der Unterricht an sich war daher zweitrangig bei dieser Entscheidung.
Während die Schulleitung die vertrauensvolle Lernatmosphäre als «teilweise grenzwertig» auffasste, löste diese bei den Schülerinnen ein Gefühl von «Selbstbefähigung, bekräftigter Autonomie, Eigenmacht und Stolz» aus, schrieben sie in einem Brief, wie die Luzerner Zeitung schreibt. Sie seien nach ihrem Einverständnis gefragt worden und die Lehrerin sei ihnen nicht zu nahe getreten.
Keine Möglichkeiten den Unterricht mitzugestalten
Doch die Meinung der Schülerinnen zum besagten Unterricht wurden nicht in die Entscheidung der Schulleitung miteinbezogen. «Die Anstellung von Lehrpersonen ist immer Sache der Schulleitung. Schüler/innen sind in diese Entscheide nie involviert», schreibt die Rektorin der Kantonsschule weiter.
Die Junge Alternative bemängelt daher auch das Schulsystem, welches «systematisch Meinungen von Schülerinnen und Schüler ignoriert». Sie hätten kaum Möglichkeiten, den Inhalt des Unterrichts mitzugestalten. Deshalb fordern sie, dass Zuger Schulen künftig partizipative Institutionen sein sollen, in denen Meinungen und Wünsche der Schülerinnen und Schüler angehört und ernst genommen werden sollen.
(hch)