Funktionierende Gesellschaft

Schüler ohne Bildungsabschluss stellen grosse Herausforderung dar

· Online seit 04.03.2022, 20:22 Uhr
Der Apfel fällt bekanntlich nicht weit vom Stamm. Die meisten Kinder in der Schweiz erreichen das gleiche Bildungsniveau und machen den gleichen Abschluss wie ihre Eltern. Das ist grundsätzlich erfreulich. Es gibt aber auch viele, die das Level ihrer Eltern nicht erreichen. Das hat Auswirkungen auf die Gesellschaft.
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In einer idealen Welt übertrifft eine neue Generation die alte in wesentlichen Punkten wie Wissen, Kompetenzen oder Lebenserwartung. Wie es für die vergangenen zehn Jahre aussieht, darüber gibt nun eine jüngst veröffentlichte Jugendbefragung Auskunft. Zwar erreichen 60 Prozent der jungen Erwachsenen das gleiche Bildungsniveau wie ihre Eltern. «Viel wichtiger ist aber die Frage, wie hoch der Anteil an Verlierern, also Bildungsabsteigern ist. Bei dieser Gruppe junger Menschen, die ein tieferes Bildungsniveau oder gar keinen Schulabschluss haben, gilt es genauer hinzuschauen», erklärt Stephan Huber von der Pädagogischen Hochschule Zug als Leiter des Nationalen Forschungskonsortiums und der Studie.

Jeder fünfte junge Erwachsene macht nicht den gleichen Bildungsabschluss wie die Eltern – ganze sechs Prozent haben gar keinen Abschluss. Das sei insofern besorgniserregend, weil die Bildung mit vielen weiteren Aspekten im Leben zusammenhängt. «Wir sehen in vielen Lebensbereichen von jungen Erwachsenen in der Schweiz – ob es die Gesundheit oder das Risikoverhalten oder generell die Lebenszufriedenheit ist – einen starken Zusammenhang mit der Bildung. Aber auch mit den familiären Ressourcen, die sich dann auf die Ressourcen der jungen Erwachsenen auswirken», so Huber. Sprich: Wer keinen Bildungsabschluss besitzt, ist weniger zufrieden mit dem Leben, hat geringere Chancen auf dem Arbeitsmarkt oder verhält sich ungesünder.

Wenn Eltern nicht mehr helfen können, muss die Schule einspringen

Nun könnte man sagen, es sind ja nur sechs Prozent, die keinen Bildungsabschluss haben. Die Tendenz – bei jungen Männern – ist allerdings steigend. Deshalb sieht Stephan Huber von der PH Zug Handlungsbedarf. Das Ziel sei es, Kindern den Zugang zur Gesellschaft zu vereinfachen. «Wenn Familien nicht über die Ressourcen verfügen – finanzielle, emotionale, zeitliche, oder hinsichtlich ihrer Bildung – um die eigenen Kinder bestmöglich zu unterstützen, ist natürlich die Schule gefragt, hier zu kompensieren.» Die Schule könne Angebote schaffen, die den Kindern den Zugang zum gesellschaftlichen Leben erleichtern. Vereine, sportliche Aktivitäten oder Musik seien Beispiele, die den Kindern bei der Entwicklung helfen. Aber warum ist ein Bildungsabschluss so wichtig?

Gesellschaftliches Verständnis setzt Bildung voraus

Wenn ein junger Erwachsener einen Abschluss schafft, ist es laut Stephan Huber nicht wichtig, ob die Eltern dabei übertroffen werden. «Was wir brauchen, sind Schülerinnen und Schüler, die ein hohes Kompetenzniveau haben, um die vielfältigen Aufgaben im Berufsleben und in der Gesellschaft meistern zu können.» Damit sich die Gesellschaft weiterentwickelt, sei es wichtig, dass jüngere Generationen die Herausforderungen wie Digitalisierung, politische, gesellschaftliche, ökologische oder ökonomische Krisen verstehen und damit umgehen können. Dafür braucht es Bildung und Kompetenzen. Ob diese durch eine Lehre oder durch ein Studium erreicht werden, sei grundsätzlich nicht relevant.

Die Idealvorstellung, wobei eine Generation die andere übertrifft, ist also zu hinterfragen. Für eine gut funktionierende Gesellschaft braucht es eine Entwicklung im Umgang mit den gesellschaftlichen Herausforderungen und eine hohe Bildung für alle. Das Ziel müsse laut den Studienautoren sein, das Bildungsniveau bei kommenden Generationen mit gezielten Massnahmen zu sichern und auszubauen und für mehr Chancengerechtigkeit zu sorgen. So, dass alle Schülerinnen und Schüler bestmöglich gefördert werden und die Möglichkeit haben, einen Bildungsabschluss zu erreichen.

veröffentlicht: 4. März 2022 20:22
aktualisiert: 4. März 2022 20:22
Quelle: PilatusToday

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