Verein «Netzcourage»

Spiess-Hegglin an Mitgliederversammlung bestätigt – ehemalige Mitglieder üben Kritik

David Migliazza, 6. November 2022, 15:26 Uhr
Aus dem Verein «Netzcourage», der sich gegen Hass und digitale Gewalt engagiert, treten vier Mitglieder aus – darunter zwei ehemalige Vorstandsmitglieder. Deren Verhalten nach dem Verlassen des Vereins sorgte an der Mitgliederversammlung am Freitag für Gesprächsstoff.
Hansi Voigt ist der neue Präsident des Vereins «#NetzCourage»
© /KEYSTONE
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Im 24. Stock des Park Towers in Zug fand am Freitagabend die fünfte Mitgliederversammlung des Vereins «Netzcourage» statt. Es sei rege und konstruktiv diskutiert worden, heisst es in einer Medienmitteilung. Insbesondere wie sich der Verein selbst besser vor Hatern schützen kann, sei ein Thema gewesen. Denn laut dem am Freitag neu gewählten Präsidenten von «Netzcourage», Hansi Voigt, sei der Verein über Monate «zum Angriffsziel einer koordinierten Kampagne» geworden.

Mitglieder wurden über Monate angefeindet

Daran beteiligt sollen auch ehemalige Vorstandsmitglieder gewesen sein. «Nach dem unbegründeten und völlig überraschenden Austritt von zwei Vorstandsmitgliedern gab es plötzlich eine monatelange Twitter-Kampagne gegen unseren Verein», erläutert Hansi Voigt, frisch gewählter Präsident von «Netzcourage». Er persönlich, aber auch andere neue Mitglieder des Vorstands und der Verein selbst seien dauerhaft über Monate angefeindet worden.

Ex-Mitglied zweifelt an Eignung von Spiess-Hegglin

Ganz anders tönt es von der Gegenseite. Die Ex-Interimspräsidentin Liliane Ritzi betont gegenüber PilatusToday und Tele 1, dass sie den Verein nach wie vor eine gute Sache findet und dem Verein auch nie schaden würde. «Ich war noch nie eine Hetzerin und werde es auch nie sein.»

Sie könne sich jedoch vorstellen, warum sich der jetzige Vorstand und Jolanda Spiess-Hegglin von ihr angegriffen fühlen: «Ich habe einen Antrag gestellt, indem ich vom Vorstand forderte, dass man die Eignung von Jolanda Spiess-Hegglin als Geschäftsführerin untersuchen soll. Das hat wohl sauer aufgeschlagen.»

Verein steht hinter Spiess-Hegglin

Laut Voigt standen und stehen Vorstand und Beirat stets voll hinter der Geschäftsführung von «NetzCourage»: «Was Jolanda Spiess-Hegglin und ihr Team leisten ist eindrücklich. Die Geschäftsführung hat unser absolutes Vertrauen.» Die Mitglieder und der Vorstand zweifeln nicht an der Fähigkeit von Spiess-Hegglin.

Vertrauen, welches Liliane Ritzi nach ihrem Antrag nicht mehr bekommen hat. Laut ihr sei sie nicht freiwillig gegangen, sondern wurde mit einem Ausschlussverfahren aus dem Verein rausgeschmissen. «Ich habe mich zwar gegen eine Kandidatur fürs Präsidium entschieden, wollte aber den Verein nie verlassen», betont Ritzi. Sie habe das Gefühl, dass «ohne Lobgesang keine Mitgliedschaft» möglich sei.

Über die Gründe der plötzlich feindselig gesinnten Ex-Vorstandsmitglieder kann Voigt nur spekulieren. «Vielleicht waren es persönliche Gründe, vielleicht waren es beste Absichten. Möglicherweise wollten sie den Verein irgendwie <von innen> kapern. Vermutlich sei es einfach eine typische Vereins-Querele gewesen.

Ihm ist wichtig, dass diese gescheiterte Übung mit der durchgeführten Mitgliederversammlung und dem dort durch die Mitglieder ausgesprochenen Vertrauen vorbei ist. «Der Vorstand arbeitet inzwischen sehr aktiv und vertrauensvoll zusammen», sagt Voigt.

Man kann nun nicht mehr so einfach Mitglied werden

«Netzcourage ist ein sehr offener Verein mit 1600 Mitgliedern, das soll auch so bleiben. Aber ein Verein, der sich auch gegen digitale Hater richtet, wird niemals nur Freunde haben», sagt Voigt. An der Mitgliederversammlung wurden verschiedene Massnahmen beschlossen, wie sich der Verein gegen solche «feindlichen Hetzkampagnen und Übernahmenversuche» besser schützen kann.

«An der Mitgliederversammlung hat man gutgeheissen, Mitglieder, die dem Verein schaden wollen, auszuschliessen», sagt Voigt. Zudem sollen neue Mitglieder nicht mehr automatisch aufgenommen werden. Der Vorstand hat jetzt die Möglichkeit, einen Beitritt in den Verein zu verhindern.

Liliane Ritzi für ihren Teil kämpft nicht für ihre Mitgliedschaft. «An einer Party, bei der man nicht erwünscht ist, möchte man auch nicht mehr auftauchen, oder?»

(red.)

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 5. November 2022 19:05
aktualisiert: 6. November 2022 15:26
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