Hannover

Choreograf entschuldigt sich nach Kot-Attacke auf Tanzkritikerin

· Online seit 14.02.2023, 17:32 Uhr
Nachdem Marco Goecke eine Kritikerin mit Hunde-Kot beschmiert hatte, spricht der Choreograf nun über den Angriff. Er sagt, dass auch er «jahrelang mit Scheisse beworfen» worden sei. Der Choreograf war auch in der Schweiz tätig.
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Zum Kot-Eklat gekommen war es vergangenen Samstag bei einer Balletpremiere in der Staatsoper Hannover. Nun spricht Choreograf Goecke über die Gründe für sein Handeln. Er habe nichts gegen schlechte Kritik, solange sie nicht persönlich sei, sagte er im Interview mit dem NDR. Der Balletdirektor entschuldigt sich auch öffentlich.

Die Aufruhr über das Verhalten Goecke war gross, als der Fall publik wurde. Kommentarfunktion unter seinen Instagram-Posts hat er mittlerweile gesperrt. Über 300 Kommentare, meist sehr kritische, die sich gegen ihn und seine Attacke aussprachen, wurden nach Bekanntwerden des Vorfalls unter seinem letzten Post platziert, der eigentlich gar nichts damit zu tun hatte. Nur wenige Kommentierende machten sich für ihn stark und zeigten Verständnis. Eine Userin unterstützt Goecke und meint, dass die mit Kot beschmierte Kritikerin Wiebke Hüster keine Ahnung von modernem Tanz auf höchstem Niveau habe.

Die Wahl der Mittel war nicht super

Marco Goecke sagte im NDR-Interview: «Wenn du in der Öffentlichkeit stehst und dein Geschäft oder deinen Beruf so beschmutzt siehst, und dann gibts nur die Antwort, dass sei halt der Preis, den man zahlen müsse als Person des öffentlichen Lebens – ab einem gewissen Punkt bin ich anderer Meinung. Sie hat mich jahrelang mit Scheisse beworfen!» Er glaube, dass kein hart arbeitender Mensch sich dies auf Dauer gefallen lassen würde. «Und da steh’ ich auch wirklich dahinter.» Es sei seit 20 Jahren so gewesen.

Sein alter Dackel habe in die Tasche gemacht, die er immer bei sich trug, führt der Choreograf aus. Er habe das Häufchen dann in eine Tüte gepackt und wollte es draussen entsorgen. Dass er die Kritikerin dann damit attackierte, sieht selbst er problematisch. «Die Wahl der Mittel war sicher nicht super, absolut. Und natürlich ist es gesellschaftlich auch nicht anerkannt, oder respektiert, wenn man dann zu solchen Mitteln greift.»

«Ich bin erschrocken über mich selbst»

Er habe im Affekt gehandelt, so Goecke. «Ich bin auch ein Mensch, der sowas noch nie gemacht hat, insofern bin ich natürlich auch erschrocken über mich selbst.»

«Ich möchte mich bei allen Beteiligten, an erster Stelle bei Frau Hüster, für meine absolut nicht gutzuheissende Aktion aufrichtig entschuldigen», teilte der 50-Jährige am Dienstag in einem schriftlichen Statement mit. «Im Nachhinein wird mir klar bewusst, dass dies eine schändliche Handlung im Affekt und eine Überreaktion war», so Goecke.

Zürcher Premiere nicht in Gefahr

Marco Goecke gehört zu den renommiertesten Choreografen in Europa. Vor zwei Jahren wurde er zum «Choreografen des Jahres» gekürt. Seine Stücke sind an vielen grossen Bühnen zu sehen. So auch am Opernhaus Zürich, wo seine Arbeit «Almost Blue» läuft. Für dieses aktuelle Ballett in Zürich hat die Attacke bis jetzt keine Konsequenzen. «Unsere Ende Februar anstehende Wiederaufnahme des dreiteiligen Ballettabends, enthält auch ein Stück von Marco Goecke von 2020/21. Sie wird wie geplant stattfinden. Eine Neuproduktion mit Herrn Goecke steht derzeit nicht an», schreibt das Opernhaus Zürich auf Anfrage der Today-Redaktion. Er werde dafür auch nicht erneut nach Zürich kommen.

veröffentlicht: 14. Februar 2023 17:32
aktualisiert: 14. Februar 2023 17:32
Quelle: ZüriToday

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