Studie zeigt

«Eltern wären am liebsten beste Freunde» – Generation ist weniger selbstständig

05.11.2021, 14:31 Uhr
· Online seit 05.11.2021, 07:28 Uhr
Eine Studie aus Deutschland zeigt, dass die nächste Generation immer weniger selbstständig ist. Das liegt vor allem am Umgang der Eltern mit ihren Kindern. Denn sie wollen nicht die Eltern, sondern die besten Freunde des Kindes sein.
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Die Zahlen der deutschen Studie sind erschreckend: Das Institut für Generationenforschung stellt fest, dass die Generation Alpha (geboren 2010-2024) die unglücklichste aller Generationen ist (PilatusToday berichtete). Das liege nicht nur an der Corona-Pandemie, sondern vor allem am Verhalten der Eltern.

Aus Sicht der befragten Lehrkräfte sind die Eltern der Generation Alpha überfordert. Das zeigt sich besonders bei den Eltern von 8- bis 9-jährigen Kindern: 24 Prozent der Eltern können das Verhalten der Kinder nicht einschätzen. 17 Prozent ziehen ihre Kinder nicht dem Wetter entsprechend an. Und 16 Prozent der Eltern wünschen sich Unterstützung beim Lösen der Konflikte mit ihren Kindern.

Die Eltern begegnen ihren Kindern auf Augenhöhe und lassen sie mitentscheiden. Genau das kann gemäss Studienleiter Rüdiger Maas problematisch sein. «Wenn ein Kind Dinge entscheiden kann, die schädlich sind, dann ist es die Aufgabe der Eltern, zu erziehen», stellt Maas klar. Wenn das Kind im Winter etwa ein T-Shirt tragen will, müssten die Eltern standhaft bleiben.

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Eltern wollen die besten Freunde sein

Der Studienleiter sieht vor allem ein Problem: «Viele verwechseln bedürfnisorientierte Erziehung, sprich dem Kind altersentsprechend zu begegnen, mit Erziehung auf Augenhöhe, also dem Kind wie einem Erwachsenen begegnen. Oft haben die Eltern gar nicht mehr die Geduld, Dinge mit dem Kind auszudiskutieren und gehen den Kompromiss zugunsten der Kinder ein, was oft auch zum Nachteil des Kindes sein kann.» Denn: «Kinder können diese Entscheidungen im Kleinkindalter oft gar reflektieren.»

Grundsätzlich spreche zwar nichts dagegen, die Kinder mitentscheiden zu lassen. Dabei müsse aber unbedingt das Alter der Kinder berücksichtigt werden, was eben oft nicht der Fall ist. «Die Eltern wären am liebsten die besten Freunde, aber nicht Eltern», sagt Rüdiger Maas. «Solche Eltern müssen sich bewusst werden, dass ihr Kind viele Freunde haben wird, als Eltern hätten die Kinder aber nur sie.»

Was können Eltern denn konkret tun, damit ihre Kinder selbstständiger werden? Maas hat folgende Tipps: «Alles, was das Kind selbst machen kann, auch mal machen lassen. Beispielsweise zur Schule laufen oder sich selbst anziehen. Gleichzeitig sollten die Eltern auch geduldiger sein und nicht sofort intervenieren, wenn sich die Kinder streiten oder einen Baum hochklettern.»

«Rasenmäher-Eltern» sind das neue Phänomen

Bis vor einigen Jahren waren die «Helikopter-Eltern» sehr präsent: Sie schwirren wie ein Helikopter pausenlos um ihr Kind herum und greifen in sein Leben ein. Beim Schliessen neuer Freundschaften leiten die «Helikopter-Eltern» beispielsweise den Prozess ein und entscheiden auch mit, mit wem sich das Kind anfreunden soll.

Jetzt taucht ein neues Phänomen auf: Die «Rasenmäher-Eltern» oder «Schneepflug-Eltern». Sie gehen noch einen Schritt weiter und räumen wie ein Rasenmäher oder eben ein Schneepflug alle Probleme des Kindes aus dem Weg. So stossen die Kinder gar nicht erst auf Probleme und lernen auch nicht, sie zu lösen oder mit Rückschlägen umzugehen. «Die Generation benötigt von uns mehr Hilfe und Verständnis, aber auch die Möglichkeit, mal ungestört selbst agieren zu dürfen», erklärt Maas.

veröffentlicht: 5. November 2021 07:28
aktualisiert: 5. November 2021 14:31
Quelle: PilatusToday

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