Presseschau

Jugend am Anschlag, Lockerungsforderungen und Porno-Probleme

11.04.2021, 14:40 Uhr
· Online seit 11.04.2021, 07:59 Uhr
Die SVP fordert eine Beizenöffnung noch im April. Geimpfte sollen ihre Masken zu Hause lassen und junge Menschen leiden stark unter der Pandemie. Das und mehr liest sich in der Sonntagspresse.
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Die Jugend ist psychisch am Anschlag – doppelt so viele Suizidversuche

Der jüngste Teil der Bevölkerung leidet gemäss der «NZZ am Sonntag» stark unter den Massnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Die Zeitung beruft sich auf Zahlen des Kinderspitals Zürich. Dort ist die Zahl der eingewiesenen Kinder und Jugendlichen, die einen Suizidversuch unternommen hatten, im 2020 gegenüber 2019 stark gestiegen, von 22 auf 49. Ebenfalls zugenommen haben demnach Essstörungen, die zum Teil lebensbedrohlich sind, und dissoziative Störungen, wenn also Betroffene ihren Körper plötzlich nicht mehr richtig spüren. Die Mehrheit der Betroffenen ist weiblich. Männliche Jugendliche würden ihre Probleme häufiger gegen aussen zeigen und werden aggressiv. Für die psychotherapeutische Nachbehandlung sei es praktisch aussichtslos, Plätze zu finden. Die Versorgungslage sei katastrophal, sagte Markus Landolt, Leitender Psychologe des Kinderspitals, im Interview mit der «NZZ am Sonntag».

Home-Office und Lockdowns: Mehr Pornos, mehr sexuelle Probleme

«Zuvor habe ich mich nur alle zwei, drei Tage vor dem Schlafen selbst befriedigt, mein durchgetakteter Tagesablauf hätte gar nichts anderes zugelassen», sagt ein alleinstehender Marketingassistent zur «SonntagsZeitung». Seit der junge Mann im Home-Office arbeitet, habe sein Konsum stark zugenommen – auf mehrmals am Tag. Damit ist er nicht alleine. Zahlen der weltweit grössten Porno-Seite «Pornhub» zeigen, dass während der Pandemie 20 Prozent mehr Pornos konsumiert werden. Das fleissige Klicken auf die unendlichen Weiten an Kategorien, wie «Ebony», «BBW», «MILF» und «Lesbian» bleibt nicht ohne Folgen.

Die häufige Selbstbefriedigung führten beim anonymen Mann schliesslich zu Potenzproblemen, schreibt die «SonntagsZeitung» weiter. Kein Einzelfall: «In meiner Praxis haben Beratungen wegen Pornosucht bei Männern im letzten Jahr stark zugenommen», so die Sexual- und Paartherapeutin Ursina Brun del Re. Verantwortlich dafür sei die Reizüberflutung durch unendliche Möglichkeiten (und Browsertabs) im Netz. Wer übermässig Pornos konsumiert, braucht immer extremere Bilder, um sich zu erregen, so die Sexualtherapeutin. «Und wenn der Mann dann plötzlich wieder neben einer echten Frau liegt, springt sein System nicht mehr auf die natürlichen Reize an.» Brund del Re rät Betroffenen den Computer wieder vermehrt bei der Selbstbefriedigung ausgeschaltet zu lassen um sich zu entwöhnen, Kopfkino statt 1080 Pixel.

SVP fordert grosse Öffnungen noch im April 

Die SVP will gemäss «SonntagsZeitung» und «SonntagsBlick» bereits am Montag in der Wirtschaftskommission des Nationalrats erste Öffnungen ab dem 19. April für Restaurants sowie den Bereichen Kultur, Sport und Freizeit verlangen. Die Forderungen haben in der bürgerlich dominierten Kommission gute Chancen. Ein weiterer Vorschlag der SVP fordert vom Bundesrat einen konkreten Öffnungsplan für die geschlossenen Betriebe. Zudem will sich SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher für die Aufhebung der Maskenpflicht für Geimpfte aussprechen. Mit den Forderungen wolle man der Bevölkerung eine Perspektive für einen Weg aus der Krise bieten, diese habe bisher gefehlt, so SVP-Nationalrätin Esther Friedli. «Die Folgen sehen wir jetzt», so Friedli. «Die Jugend probt den Aufstand, Hunderttausende Menschen sind in Kurzarbeit und bangen um ihren Arbeitsplatz.»

In einer Videorede droht SVP-Präsident Marco Chiesa (TI) gemäss «SonntagsZeitung» zudem mit der Abwahl eines der «orientierungslosen FDP-Bundesräte». Er gibt ihnen die Schuld für die zögerlichen Öffnungsschritt. Das «Paktieren mit den Linken» könne sich bei den Wahlen 2023 «rächen».

Massentests verfälschen Positivitätsrate

Die Testoffensive des Bundes hat gemäss «SonntagsBlick» eine unerwünschte Wirkung: Sie treibt demnach die Fallzahlen, die Positivitätsrate und den R-Wert nach oben. Diese Kriterien sind für den Bundesrat beim Entscheid über Lockerungen oder Verschärfungen der Massnahmen relevant. Der Effekt kommt gemäss der Zeitung nicht nur daher, weil mehr Fälle gefunden würden, sondern auch, weil das Bundesamt für Gesundheit nur die positiven Resultate der Massentests zähle. Die Kriterien seien daher nicht mehr geeignet, um über Lockerungen zu entscheiden, sagte etwa die Nidwaldner Gesundheitsdirektorin Michèle Blöchliger im «SonntagsBlick». Fosca Gattoni, stellvertretende Leiterin der Sektion Heilmittelrecht beim BAG sagte zudem, dass der Bundesrat tatsächlich entschieden habe, künftig auf die Positivitätsrate als Richtwert zu verzichten.

«Ehe für alle» spaltet die SVP

Mehrere Vertreter der SVP wollen gemäss «SonntagsBlick» ein Pro-Komitee gründen für die «Ehe für alle». Gegen diese hat ein überparteiliches Komitee mit Vertretern vor allem aus der Eidgenössisch-Demokratischen Union (EDU) und der SVP das Referendum ergriffen, das höchstwahrscheinlich zustande kommt. Initiiert wurde das Pro-Komitee vom Zürcher SVP-Politiker Michael Frauchiger. Gegenüber «SonntagsBlick» sagte er, sie seien daran, sich zu formieren. Dutzende SVP-Politiker haben gemäss der Zeitung bereits ihre Unterstützung zugesagt, darunter die Nationalrätinnen und Nationalräte Martina Bircher, Nadja Pieren, Thomas Hurter und Hans-Ueli Vogt. Ziel sei, auch Menschen am rechten, konservativen Rand zu überzeugen, sagte Frauchiger. Die SVP-Politiker wollen im Abstimmungskampf eng mit dem überparteilichen Pro-Komitee zusammenarbeiten, einem Zusammenschluss von sechs LGBT-Organisationen.

(red.)

veröffentlicht: 11. April 2021 07:59
aktualisiert: 11. April 2021 14:40
Quelle: PilatusToday/sda

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