Gemeinsames Ziel aller Beteiligten sei aber, dass das Modell gar nicht zur Anwendung kommen müsse, teilte die Arbeitsgruppe der Bewilligungsbehörden mit.
Für den Fall, dass der Dialog und die weiteren präventiven Mittel Ausschreitungen nicht verhindern, müssten die Behörden aber auf ein Instrumentarium zurückgreifen können, das ihnen eine verhältnismässige Reaktion erlaube.
«Öffentlichkeit würde es nicht verstehen»
Die SFL und die Fussballklubs lehnten das Modell einstimmig ab. Dabei hatte sich die Swiss Football League bei der Erarbeitung noch intensiv beteiligt. «Die SFL hat an der heutigen Sitzung beschlossen, das Ergebnis letztendlich doch nicht mitzutragen», ist der Medienmitteilung zu entnehmen. Sie erachten es in der Praxis als nicht zielführend, einseitig und unverhältnismässig.
«Die Öffentlichkeit und auch friedliche Fussballfans würden nicht verstehen, wenn die Behörden auf massive Ausschreitungen lediglich mit einer Intensivierung des Dialogs reagieren», erklärte die Nidwaldner Regierungsrätin Karin Kayser-Frutschi, Co-Präsidentin der KKJPD, zum Entscheid. «Unser Ziel ist es, dass wir vor allem die Einzeltäter finden», führt Kayser-Frutschi im Interview gegenüber PilatusToday und Tele 1 aus.
Das Kaskadenmodell besteht aus verschiedenen Stufen, wobei bestimmte Vorkommnisse automatisch vordefinierte Massnahmen auslösen.
Club-Allianzen sollen flächendeckend eingeführt werden
Einigen konnte man sich betreffend Club-Allianzen. Die Bewilligungsbehörden begrüsse den Willen der SFL und der Clubs, dieses Konzept zur Förderung des Dialogs unter allen Beteiligten an allen Austragungsorten einzuführen.
«Die Club-Allianzen und der Dialog zwischen allen Beteiligten an den Austragungsorten können wichtige Schritte sein, um schon präventiv daran zu arbeiten, dass Gewaltausschreitungen schon im Voraus verhindert werden können», wird Staatsrat Frédéric Favre, Präsident der Arbeitsgruppe Bewilligungsbehörden, in der Medienmitteilung zitiert.
Das sagen der FCL und seine Fans
Der FC Luzern äussert sich am Donnerstagnachmittag in einer gemeinsamen Mitteilung mit dem FC Basel und dem FC Zürich zum Entscheid der SFL. sie lehnen das Kaskadenmodell aus rechtlicher, aber auch aus moralischer Sicht ab. Zwar lehne man Fangewalt jeglicher Art ab, doch das Modell, welches auf Kausalhaftung für die Klubs und auf Kollektivstrafen basiert, sei aus ihrer Sicht der falsche. Dies verdeutlicht FCL-Präsident Stefan Wolf im obigen Video: «Dieses Modell bringt einfach zusätzliche Gefahren und Probleme.»
Das Modell richte sich gegen die falschen Exponenten, nämlich die friedlichen Fans und die Clubs, die kein Verschulden treffe. «Deshalb lehnen die eingangs erwähnten Clubs das Kaskadenmodell ab und fordern die KKJPD auf, dieses zu verwerfen», stellen sie klar. Gleichzeitig betonen sie aber auch, dass sie Hand bieten, damit gewaltbereite und gewalttätige Einzelpersonen konsequent durch die zuständigen Behörden identifiziert und bestraft werden können. «Das Abschieben dieser Verantwortung auf die Clubs erachten wir als gesetzeswidrig und unfair.»
Die Fangewalt im Fussball ist im Kanton Luzern schon länger Thema. Sicherheitsdirektorin Ylfete Fanaj rief dafür einen runden Tisch unter anderem mit Fan-Vertretern und der Luzerner Polizei ins Leben. Die Luzerner Fanorganisation USL hat sich Anfang März jedoch davon zurückgezogen. Dies, weil Fanaj Kollektivstrafen gegen Fangruppen befürworte.
(sda/mso)
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