Farbwechsel

Mit dieser Tarnstrategie meistern Tiere den Saisonwechsel

03.01.2021, 15:20 Uhr
· Online seit 03.01.2021, 14:44 Uhr
Die meisten Säugetiere in unseren Breitengraden wechseln den Bedingungen der Jahreszeit entsprechend ihr Fell. Einige Arten verändern jedoch nicht nur die Beschaffenheit ihres Haarkleids, sondern passen auch die Farbe der Umwelt an.
Anzeige

In der Tierwelt herrscht ein ständiger Kampf ums Überleben. Im Laufe der Evolution entwickelten sich darum verschiedene Strategien, um der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein und das Weiterbestehen der eigenen Art zu sichern. Bei einigen Tieren, die in einer Umgebung leben, die im Sommer grün und im Winter weiss ist, hat sich unabhängig voneinander die Fähigkeit entwickelt, die Fell- oder Gefiederfarbe zu wechseln.

Gefahr durch unregelmässige Saisonwechsel

Doch wie wissen die Tiere, wann es Zeit ist, sich in einen weissen Mantel zu kleiden? Einerseits können externe Faktoren wie Schneefall oder Kälteeinbruch das Signal für den Wechsel geben oder eine «innere Uhr» bestimmt, wann es Zeit ist, sich vom alten Fell zu verabschieden. Je nach Tierart können diese Faktoren verschieden stark ausgeprägt sein. Verlassen sich Tiere beim Farbwechsel auf ihre innere Uhr, kann eine Unregelmässigkeit im Jahreszeitenwechsel Gefahren mit sich bringen. Tritt der Farbwechsel zu früh auf, finden sich die Tiere mit weissem Fell in einer grün-braunen Landschaft wieder und sind Raubtieren ausgeliefert. Dasselbe passiert, wenn der Schneefall verfrüht eintritt und keine Zeit bleibt, sich der Umgebung anzupassen.

Orientieren sie sich am Schneefall, sind sie darauf angewiesen, dass der Schnee bis im Frühling bleibt. Schmilzt der Schnee wieder, stehen die Tiere ohne Tarnung da und müssen sich bis zum richtigen Winteranfang in Acht nehmen. Einige Arten haben Unterpopulationen, die das ganze Jahr braun bleiben. Dies hilft, Schwankungen auszugleichen. In einem schneearmen Jahr überleben mehr winterbraune Tiere und bei starkem Schneefall schaffen es mehr weisse Artgenossen durch den Winter. Einzelne Tiere können nicht zwischen Winterbraunem und winterweissem Fell wechseln, doch über die gesamte Population gesehen, sichert dies das Überleben der Spezies.

Die Schneehasen der Färöer-Inseln

Wie sich eine Population ihrer Umgebung anpasst, lässt sich gut an den Schneehasen der Färöer-Inseln nachvollziehen. Ursprünglich gab es diese auf den zwischen Schottland und Island gelegenen Inseln gar nicht. Im August 1855 setzte dann jemand vier Jungtiere aus Norwegen aus, die sich prächtig vermehrten. Anfänglich waren die Hasen im Winter noch weiss, doch schon nach ein paar Jahren wurden die ersten wintergrauen Exemplare gesichtet. 1890 machten die schneeweissen Schneehasen nur noch fünf Prozent der Population aus und im Winter 1916 wurde der letzte von ihnen geschossen.

So dauerte es nur rund 60 Jahre, bis sich die Schneehasen-Population auf den vom warmen Nordatlantikstrom beeinflussten klippenreichen Färöer-Inseln darauf eingestellt hatte, dass ein weisses Fell mehr auffällt als ein graues. Wie ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung 2019 herausfand, holten sich die Vorfahren der Schneehasen die Veranlagung für ein graues Fell vor Tausenden Jahren bei einer Affäre mit iberischen Verwandten und mindestens einer der eingeführten Schneehasen verfügte über dieses Erbgut.

(mda)

veröffentlicht: 3. Januar 2021 14:44
aktualisiert: 3. Januar 2021 15:20
Quelle: PilatusToday

Anzeige
Anzeige
redaktion@pilatustoday.ch