Vergeltungsangriff

US-Militär schlägt in Irak und Syrien zu

· Online seit 03.02.2024, 06:41 Uhr
Die USA haben den tödlichen Angriff proiranischer Milizen auf amerikanische Soldaten in Jordanien mit einem umfassenden Gegenschlag auf Ziele im Irak und in Syrien beantwortet. Die US-Luftwaffe beschoss in der Nacht zum Samstag nach eigenen Angaben mehr als 85 Ziele.
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Unter den Zielen waren Kommandozentralen, Geheimdienststandorte und Waffenlager, die von iranischen Revolutionsgarden (IRGC) und mit ihnen verbundenen Milizen genutzt würden, wie das US-Regionalkommando Centcom in Washington mitteilte. Der Irak übte umgehend scharfe Kritik. Die Angriffe verletzten die Souveränität des Iraks, mit unvorhersehbaren Konsequenzen für die ganze Region, sagte der Sprecher des Oberbefehlshabers der irakischen Streitkräfte in einer im Fernsehen verbreiteten Erklärung.

Vergeltung nach Tötung dreier US-Soldaten

Am vergangenen Sonntag waren bei einem Drohnenangriff proiranischer Milizen in Jordanien in der Nähe der syrischen Grenze drei US-Soldaten getötet und zahlreiche weitere verletzt worden. Die Leichname wurden am Freitag auf den Luftwaffenstützpunkt Dover im US-Bundesstaat Delaware überstellt, wo ihnen US-Präsident Joe Biden die letzte Ehre erwies. Nur wenig später begann der von ihm angekündigte Vergeltungsschlag. Dabei wurden nach US-Angaben sieben grössere Stellungen ins Visier genommen - drei davon im Irak, vier in Syrien. Es sei darum gegangen, die Fähigkeiten der iranischen Revolutionsgarden und ihrer Verbündeten in der Region zu schmälern, weitere Attacken auf US-Kräfte zu verüben, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, in Washington.

Biden: Das ist erst der Anfang

Die Luftangriffe seien erst der Anfang, es würden weitere Militäraktionen folgen, kündigte Biden an. Er betonte aber zugleich, die USA wollten keinen neuen Konflikt im Nahen Osten. Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London berichtete, mindestens 18 Mitglieder proiranischer Milizen seien bei den US-Luftangriffen in Syrien getötet worden. Lokale Medien berichteten auch über mehrere Todesopfer sowie Verletzte im Irak, darunter sollen sich Milizionäre wie auch Zivilisten befunden haben. Die Angriffe der USA stellten eine Bedrohung dar, «die den Irak und die Region in unvorhersehbare Konsequenzen hineinziehen wird, und ihre Folgen werden für die Sicherheit und Stabilität im Irak und in der Region schrecklich sein», warnte der irakische Militärsprecher.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs haben proiranische Milizen fast täglich Angriffe auf US-Militärstützpunkte im Irak und in Syrien verübt. Die US-Regierung reagierte darauf bereits zuvor mit Luftschlägen in beiden Ländern - allerdings in einem geringeren Ausmass als die neue konzertierte Aktion. 

Weiter keine Einigung auf Feuerpause im Gaza-Krieg

Unterdessen zeichnet sich in den laufenden Verhandlungen über eine erneute Feuerpause und Freilassung weiterer Geiseln weiterhin keine Einigung ab. Die Gespräche würden unter anderem durch Uneinigkeit innerhalb der Führung der islamistischen Hamas erschwert, berichtete das «Wall Street Journal» in der Nacht zum Samstag unter Berufung auf mit den Verhandlungen vertraute Personen. Demnach sei der Hamas-Anführer im Gazastreifen, Jihia al-Sinwar, inzwischen bereit, einen Vorschlag für eine anfänglich sechswöchige Feuerpause zu akzeptieren. Die im Exil lebende politische Hamas-Führung fordere dagegen mehr Zugeständnisse und wolle eine dauerhafte Waffenruhe aushandeln, berichtete die Zeitung.

Die Geheimdienstchefs der USA, Israels, Ägyptens und Katars hatten Medienberichten zufolge kürzlich in Paris einen Entwurf für ein mögliches Abkommen ausgehandelt, der eine zunächst sechswöchige Feuerpause und eine schrittweise Freilassung von im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln im Austausch gegen palästinensische Gefangene vorsehe. Auch Israels Kriegskabinett hat den Vorschlag bisher nicht abgesegnet. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte deutlich gemacht, man werde den Krieg nicht beenden, die Truppen nicht abziehen und für einen Geisel-Deal nicht «Tausende Terroristen» freilassen. Schätzungen zufolge befinden sich noch mehr als 130 Geiseln in Gaza. Angehörige in Israel drängen Netanjahu massiv, einen neuen Deal zur Freilassung der Entführten auszuhandeln.

(sda)

veröffentlicht: 3. Februar 2024 06:41
aktualisiert: 3. Februar 2024 06:41
Quelle: BärnToday

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