Zehn Tote in Russland

Wagner-Chef Prigoschin bei Flugzeugabsturz getötet

25.08.2023, 07:25 Uhr
· Online seit 23.08.2023, 19:21 Uhr
Zwei Monate nach seiner rätselhaften Meuterei gegen die russische Staatsmacht ist der Söldnerführer Jewgeni Prigoschin nach einem Flugzeugabsturz in Russland für tot erklärt worden.
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Bei einem Absturz eines Privatflugzeugs nordwestlich von Moskau soll nach russischen Behördenangaben auch der Chef der Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, ums Leben gekommen sein. Prigoschins Name stehe auf der Passagierliste, teilte die Luftfahrtbehörde Rosawiazija am Mittwoch mit, wie russische Agenturen meldeten. Weitere Medien berichten, dass auch Prigoschins rechte Hand Dmitry Utkin an Bord gewesen sein soll. Bisher wurden acht Leichen geborgen.

Laut der Nachrichtenagentur Tass hätten sich an Bord des Privatjets sieben Passagiere und drei Crewmitglieder befunden. Allesamt seien beim Absturz ums Leben gekommen. In einem der Wagner-Gruppe nahestehenden Telegram-Kanal stehe, dass das Flugzeug von einem Flugabwehrsystem getroffen worden sei. Die Informationen seien jedoch nicht bestätigt, berichtet die FAZ. Aktuell gibt es noch keine offizielle Absturzursache. Im Telegram-Kanal «Grey Zone» heisst es weiter, dass ein zweites Flugzeug der Privatarmee in der Luft gewesen sei, auf dem Weg aber kehrt gemacht habe. Deshalb sei nicht sicher, ob sich Prigoschin tatsächlich im abgestürzten Flugzeug befunden habe. Später am Abend wurde jedoch im Telegram-Kanal vom Tod des Wagner-Chefs berichtet. «Prigoschin starb als Ergebnis der Handlungen von Verrätern Russlands», hiess es in dem Post. «Aber selbst in der Hölle wird er der beste sein!»

Putin soll Veranstaltung eilig verlassen haben

Die Unglücks-Maschine vom Typ Embraer Legacy sollte von Moskau nach St. Petersburg fliegen, wo Prigoschins Firmen ihren Sitz haben. Sie stürzte demnach im Gebiet Twer bei dem Ort Kuschenkino mehr als 200 Kilometer von Moskau entfernt ab.

Russlands Präsident Wladimir Putin soll sich während der Ereignisse an einem Konzert in Kursk befunden haben. Kurz darauf habe er die Veranstaltung eilig verlassen, berichtet «Focus» mit Verweis auf den Russland-Experten Anton Geraschenko.

Auch US-Präsident Joe Biden wurde über den Tod des Wagner-Chefs unterrichtet. Die Nachricht habe ihn nicht überrascht, liess er anschliessend verlauten.

Absturz zwei Monate nach der Meuterei

Prigoschin (62) hatte auf den Tag genau vor zwei Monaten mit seiner Privatarmee Wagner gegen die russische Führung gemeutert, wobei die Hintergründe dieser Ereignisse bis heute unklar sind. Präsident Wladimir Putin nannte ihn einen Verräter. Die Meuterei endete damit, dass Prigoschin und Tausende seiner Bewaffneten nach Belarus gehen konnten.

Die von ihm aufgebaute Söldnertruppe hatte für Russland erst inoffizielle Spezialaufträge in Syrien, später auch in mehreren Staaten Afrikas erfüllt. Im Angriffskrieg auf die Ukraine warb Prigoschin Häftlinge aus russischen Gefängnissen an. Die Truppe erlitt schwere Verluste in den Kämpfen um die ostukrainische Stadt Bachmut. Priogoschin warf der regulären Militärführung Unfähigkeit und Korruption vor. Der Söldnerführer hatte sich zuletzt am Montag mit einem Video angeblich aus Afrika gemeldet.

Priogschin hatte selbst im Gefängnis gesessen und später Karriere als Hoflieferant für den Kreml gemacht, daher rührt sein Beiname «Putins Koch». Er soll auch der Geschäftsmann hinter den Trollfabriken in St. Petersburg gewesen sein, die über soziale Netzwerke Einfluss auf westliche Länder zu nehmen versuchten.

(sda/vro)

veröffentlicht: 23. August 2023 19:21
aktualisiert: 25. August 2023 07:25
Quelle: ArgoviaToday

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