Bereits am Dienstag reisten einige Feyenoord-Fans nach Luzern an. Ramona Höfler, Mitarbeiterin vom Pickwick, erinnert sich zurück: «Sie waren sehr anständig in den vergangenen Tagen und haben sofort den Kontakt zu uns gesucht.» Dies änderte sich am Donnerstagabend: Innerhalb von Minuten war es laut Höfler plötzlich gestossen voll gewesen im Pub. Es gab keinen freien Platz, von den Fans hatte sich niemand mehr an die Corona-Massnahmen gehalten. «Ich war immer präsent im Pub und dachte mir anfangs: Das kommt nicht gut», so Höfler.
Als das Spiel angefangen hat, wurde der Jubel noch lauter, einige Fans fingen an gegen die Wände zu hämmern, sodass das ganze Pub vibrierte. Danach riss ein Fan die Notbeleuchtung herunter. «Als ich ihn zurückpfiff, hatte er das Schild dann notdürftig zurechtgedrückt.»
«Alles wurde umgehauen, was nicht niet- und nagelfest war»
Von Zeit zu Zeit kam auch der Ordnungsdienst am Pub vorbei, um nach dem Rechten zu schauen. Ebenfalls waren auch niederländische Szene-Kenner, sogenannte Spotter, vor Ort, welche die Luzerner Polizei bei der Einschätzung der Lage unterstützten.
Dann ging alles ganz schnell: Als das erste Tor fiel, waren die Fans ausser Rand und Band, erklärt Höfler: «Alles wurde umgehauen, was nicht niet- und nagelfest war. Tische und Trennwände wurden umgeschmissen und das Bier flog in alle Richtungen.» Der Boden und der Teppich seien danach klatschnass gewesen. Auf einmal war es stockfinster im Pub. «Der Strom war weg, alle Lichter und Fernseher waren ausgeschaltet – trotzdem feierten und schrien die Fans weiter.» Dann habe Höfler kurzen Prozess gemacht und die Fans rausgeschmissen.
Niemand wurde verletzt
Trotzdem betont Ramona Höfler vom Pickwick Pub, dass die Fans eigentlich nette Leute waren: «Die waren den ganzen Tag sehr ruhig und haben anständig im Pub gesessen.» Einzig beim Match war die Stimmung zu sehr ausgelassen. Von einer Anzeige will das Pickwick Pub aber absehen.
Schlussendlich war sie froh, dass es gestern Abend keine Auseinandersetzungen gab und auch niemand verletzt wurde. Sie vermutet, dass diese Aktion von den Fans sehr wahrscheinlich im «Eifer des Gefechts» entstanden ist.
Sechs Feyenoord-Fans wurden verhaftet
Nach dem Pickwick verschlug es einige Fans von Feyenoord Rotterdam ins nahe gelegene Anfield-Pub. Auch dort ging es zum Teil exzessiv weiter. Wie Astrid Koller vom Anfield Pub bestätigt, feierten die Fans sehr ausgelassen. Dabei wurden ebenfalls Tische umgestossen, Bier flog in alle Richtungen und einige Gläser gingen dabei zu Bruch.
Nachdem der Match abgepfiffen wurde, verschwanden die Feyernoord-Fans innert Minuten wieder und hinterliessen ein grosses Chaos. Auch Koller betont, dass die Fans ansonsten friedlich waren und es auch im Anfield zu keiner Auseinandersetzung kam. «Sie waren halt einfach «Übermütig»», so Koller.
Die Luzerner Polizei teilte am Freitagvormittag mit, dass in der Nacht auf Freitag sechs niederländische Fans vorübergehend festgenommen wurden (PilautsToday berichtete). Die 17 bis 28 Jahre alten Männer seien betrunken gewesen und durch Tätlichkeiten aufgefallen. Sie seien zur Ausnüchterung festgenommen worden.
Nach eigenen Angaben hatte die Luzerner Polizei mit den Feyenoord-Fans allerhand zu tun. Sie kontrollierten in der Stadt mehrere Dutzend Personen und stellte Vermummungsmaterial und Pyros sicher. Die Polizei habe an den Brennpunkten Präsenz markiert, um aufkommende Pöbeleien und Streitereien im Keim ersticken zu können.