Brauchtum

Bödelen

Bödelen

12.06.2015, 13:20 Uhr
· Online seit 04.04.2014, 19:51 Uhr
Toni Imholz aus Spirigen bödelet
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Das Bödelen oder „Bedälä“, wie es in der Innerschweiz genannt wird, ist ein Paartanz, bei dem der Tänzer mit den Füssen rhythmische Klänge auf dem Parkett erzeugt. Während des Tanzes dreht sich der Tänzer im Kreis um die Partnerin und begleitet die Melodie der Ländlermusik mit stampfenden Bewegungen. Das Brauchtum entstammt der Tradition des Balztanzes, wenn sich ein Paar auf der Tanzfläche begegnet. Der Schweizer Traditionstanz wird an Volksfesten oder geselligen Abenden in der Gastwirtschaft sowie bei Bödeler-Wettkämpfen aufgeführt.  

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Hintergrund
Beim Wettkampf-Bödelen bewertet eine Preisrichter-Jury die tanzenden Paare. Die Bödeler und Bödelerinnen werden mit Argusaugen beobachtet. Für den Laien wirkt der Tanz auf den ersten Blick vielleicht simpel. Abgesehen davon, dass das Taktschlagen mit den Füssen sehr viel Kraft braucht, muss der Tänzer einer Vielzahl von Bewertungskriterien möglichst gut gerecht werden. Feines Bödelen im richtigen Takt ist erwünscht; grobes Poltern, Taktverfehlen oder abgehackte Klänge bedeuten daher Punktabzug. Es muss mit dem ganzen Schuh und nicht nur mit dem Absatz aufgetreten werden und der Abstand zwischen dem Schuh des Wettkämpfers und dem Tanzboden soll nicht mehr als 4 bis 6 cm betragen. Das Bödelen mit den Schuhspitzen wird ebenfalls bestraft. Eine adrette, unverkrampfte Haltung während des Tanzens ist zwingend. Zudem legt die Jury grossen Wert auf das Tragen der Trachtenkleidung. Als Sieger geht jener Bödeler hervor, welcher bei allen Kriterien die höchsten Bewertungen erhält und dabei noch einen freundlichen und gut gelaunten Eindruck zu vermitteln weiss.

Ursprünglich übernahm immer der Mann das rhythmische Taktschlagen – eine bödelende Frau war undenkbar. Sie drehte sich immer in ruhigen, gleichmässigen Bewegungen im erhobenen Arm des bödelenden Mannes. Heute gibt es aber auch Frauen, welche beim Bödelen wortwörtlich den Takt angeben.

In der späteren Hälfte des 20. Jahrhunderts fanden Bödeler-Wettkämpfe in der Innerschweiz noch an vielen Orten verbreitet statt, nach 2001 verschwanden die Anlässe jedoch gänzlich. Das erste Toggenburger Priisbödelä im Jahr 2006 vermochte die Wettkampf-Kultur in der wieder zu reaktivieren. Mit dem ersten Schächätaler Priisbedälä 2011 erhielten auch die Innerschweizer Bödeler wieder eine Bühne, um den ausgelassenen Bödeler-Tanz aufzuführen. Das Brauchtum des Bödelen erfreut sich seither wieder grosser Beliebtheit.

Toni Imholz
Das rote Taschentuch schmückt die Urner Tracht von Toni Imholz, indem es aus der linken Hosentasche hervorlugt. Nach einem Bödelen-Auftritt darf es dann aber auch mal den Schweiss auf der erhitzten Stirn des leidenschaftlichen Bödelers aus Spiringen trocknen. Der Landwirt übt das Bödelen am Liebsten dann, wenn es auch gleich drauf ankommt: an den „Priisbedälä“- Veranstaltungen, bei welchen jeweils über 40 Bödeler zum Wettkampf antreten. Als OK-Präsident des Schächätaler Priisbedäläs engagiert er sich mit viel Herzblut dafür, dass das Brauchtum in der Region weiter gefördert wird. Sobald er mit seiner Frau zusammen das Tanzparkett betritt und loslegt, schlagen seine Absätze laut und kontrolliert auf den Boden. So gross wie die Portion Kraft in den Beinen, ist auch seine Leidenschaft für das Brauchtum. Vor den Augen der Jury dreht sich das Paar konzentriert im Kreis – aber innerlich springt der Puls von Toni Imholz vor Freude dem Takt leichtfüssig davon.

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15. März 2020 - 18:51

Toni Imholz aus Spirigen bödelet

veröffentlicht: 4. April 2014 19:51
aktualisiert: 12. Juni 2015 13:20

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