Kritik an Mr. Corona

Hat Daniel Koch wichtige Infos von Epidemiologen ignoriert?

07.06.2020, 20:47 Uhr
· Online seit 07.06.2020, 20:08 Uhr
Daniel Koch wird von vielen in der Schweiz als Mr. Corona gefeiert. Epidemiologen werfen dem ehemaligen Corona-Delegierten des Bundes jedoch vor, versagt zu haben. Den Lockdown habe es nur gegeben, weil der Bund nicht richtig auf die drohende Pandemie reagiert habe.
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Marcel Salathé, Epidemiologe und Professor an der ETH Lausanne hat am Sonntag auf Twitter einen Warnbrief veröffentlicht. Er habe diesen, zusammen mit Epidemiologen der Universitäten Bern (Christian Althaus) und Basel (Emma Hodcroft und Richard Neher), am 25. Februar an Bundesrat Alain Berset gesendet.

Zur «NZZ am Sonntag» sagt Salathé, der Lockdown hätte verhindert werden können, wenn entschieden gehandelt worden wäre: «Die Wahl zwischen dem Kollaps des Gesundheitswesens und dem Lockdown mit wirtschaftlichem Schaden wäre nicht nötig gewesen.»

Kritik an Daniel Koch

In ihrem Brief haben die Epidemiologen geschrieben, sie seien überrascht, dass Daniel Koch die Sterblichkeit des neuen Coronavirus an einer Medienkonferenz mit jener der saisonalen Grippe verglichen hatte. Sie forderten, das Bundesamt für Gesundheit solle die Gefahrenlage richtig interpretieren.

Auch Daniel Koch habe den Brief erhalten und Salathé habe ihn angerufen und ihm eine E-Mail geschickt. Weil nichts geschah, habe er sich an die Öffentlichkeit gewandt, so Althaus Ende Februar gegenüber der «NZZ am Sonntag»: «Ich konnte nicht verstehen, dass man die Epidemie einfach auf uns zukommen liess, als ob nichts wäre.»

Auf Twitter fordert Althaus die Geschäftsprüfungskommission dazu auf, die Geschehnisse «gründlich aufzuarbeiten».

Koch weist Vorwürfe zurück

«Herr Althaus hat nie versucht mich zu kontaktieren und hat nie beim BAG eine Warnung abgegeben», sagte Daniel Koch später gegenüber der «NZZ am Sonntag». Gegenüber «20 Minuten» sagt er: «Ich bin zufrieden mit dem Verlauf der Epidemie in der Schweiz.»

Die Sprecherin des Bundesamtes für Gesundheit, Katrin Holenstein sagt, die Schweiz habe im internationalen Vergleich rasch reagiert, in mehreren Schritten statt als Vollbremsung.

Bundesrat Alain Berset habe den Brief der Wissenschaftler erhalten und sie zu einem Treffen eingeladen. Am 31. März sei eine Taskforce lanciert worden, zu der auch Salathé und Althaus gehören.

veröffentlicht: 7. Juni 2020 20:08
aktualisiert: 7. Juni 2020 20:47
Quelle: PilatusToday

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