Presseschau

Von «zu spät» bis «Tabubruch»: Zeitungen kritisieren Bundesrats-Pläne

11.12.2021, 10:08 Uhr
· Online seit 11.12.2021, 07:56 Uhr
Der Bundesrat erhält kein gutes Zeugnis für seine neusten Corona-Pläne. Die in die Konsultation geschickten schärferen Massnahmen kämen wohl zu spät, um zu Weihnachten ein Fiasko mit überfüllten Spitälern zu verhindern, heisst es in den Kommentaren der Schweizer Zeitungen.
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Der «Tages-Anzeiger» rechnete vor, dass jeweils ein Zeitfenster von zwei Wochen nötig sei, um zu erkennen, wie sich die Pandemie entwickle und ob neue Massnahmen wirkten. «Und wenn sie es tun, braucht es mindestens zwei Wochen, bis sich dies in einer Entlastung der Spitäler niederschlägt.» Angesichts rekordhoher Fallzahlen und der Situation in den Spitälern habe die Schweiz allerdings keine zwei Wochen mehr, um zu reagieren. «Der Bundesrat hätte darum diesmal auf eine Konsultation verzichten sollen.»

Denkbar ungünstiger Zeitpunkt

Für das Onlineportal «watson.ch» sind die geplanten Massnahmen «wieder einmal zu wenig und zu spät für frohe Festtage». Es sei kaum vorstellbar, dass eine Überlastung der Spitäler über die Festtage mit den Vorschlägen verhindert werden könne. Die «Schweiz am Wochenende» spricht von einer «raffinierten Corona-Taktik». Eine schweizweite 2G-Regel wirke im Vergleich zu einem Teil-Lockdown geradezu mild.

«Tabubruch» zur Weihnachtszeit

Das Schweizer Radio und Fernsehen «SRF» spricht von einem «Tabubruch» zur Weihnachtszeit. Für den Sender dürfte die Frage nicht lauten, ob die 2G-Regel oder ein Teil-Lockdown umgesetzt wird, sondern welche der beiden Varianten. Die «Basler Zeitung» ermunterte den Bundesrat dazu, die 2G-Regel für möglichst viele Lebensbereiche einzuführen. Nur dies bringe rasch eine Verbesserung der Situation. «Impfverweigerer verlängern die Pandemie und halten den Rest der Gesellschaft in Geiselhaft.» Diese sollten «draussen bleiben». Geimpfte hätten inzwischen lange genug «verzichtet».

Bundesrat hat keine andere Wahl

Ähnlich tönte es beim «Walliser Boten». Dieser sprach angesichts der geplanten landesweiten Einführung der 2G-Regel von einem «Impfzwang». Dieser sei «sehr unschön, aber bitter nötig». Wer sich aus freien Stücken gegen eine Impfung entscheide, müsse Einschränkungen im gesellschaftlichen Leben akzeptieren.Weil die Behörden beim Ausbau der Bettenkapazität in den Spitälern versagt hätten, bleibe keine Alternative, als den Druck auf Ungeimpfte zu erhöhen.

Behörden hätten versagt

Resigniert äusserte sich die «NZZ». Dass der Bundesrat der drohenden Triage auf den Intensivstationen in diesen Wintertagen nichts anderes mehr entgegenzusetzen wisse als weitere massive Einschränkungen, zeige letztlich, wie unverantwortlich er mit der Freiheit seiner Bürger umgegangen sei. «Nie hätte der Bundesrat, nie hätten wir Bürger es so weit kommen lassen dürfen, dass wir keinen Handlungsspielraum mehr haben.»

veröffentlicht: 11. Dezember 2021 07:56
aktualisiert: 11. Dezember 2021 10:08
Quelle: SDA/PilatusToday

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