Krankenkassen

2024 droht ein erneuter Prämien-Anstieg

· Online seit 09.04.2023, 08:38 Uhr
Die Gesundheitskosten sind laut Santésuisse in den ersten zwei Monaten des Jahres bereits um 7,5 Prozent pro Kopf gestiegen. «Das Resultat ist ein weiterer Prämienanstieg», sagt Verena Nold, Direktorin des Krankenversicherer-Verbands.
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Die Krankenkassen hätten schon letztes Jahr 1,5 Milliarden Franken Verlust gemacht. «Nun ist nicht mehr genügend vorhanden, um die Löcher zu stopfen», sagt Nold im Interview mit dem «SonntagsBlick». Bald könnten sich Normalverdienende die Krankenkassenprämien nicht mehr leisten. «Wenn wir nichts unternehmen, fahren wir unser Gesundheitswesen an die Wand.»

Der Bundesrat habe letztes Jahr eine politische Prämie festgelegt, die ungenügend sei. «Irgendwann holt einen das ein. Wir hätten bereits die Prämien für 2023 um zehn Prozent erhöhen müssen», so Nold.

Nicht jedem Kleinspital alle Leistungsaufträge erteilen

Vor allem die gestiegenen Arzneimittelkosten und die vielen verschriebenen Medikamente bereiteten Sorgen. Nold fordert, dass Behandlungen, die nachweislich keinen Nutzen brächten, aus dem Leistungskatalog gestrichen werden. «Wenn wir unser System nachhaltig finanzierbar gestalten wollen, müssen wir effizienter werden.» Dazu müssten die Kantone strenge Kriterien bei den Spitälern anwenden und nicht mehr «jedem Kleinstspital sämtliche Leistungsaufträge erteilen».

Politikerinnen schlagen Massnahmen vor

Die Aargauer SVP-Nationalrätin und Gesundheitspolitikerin Martina Bircher fordert zudem ein Umdenken. So stösst sie sich beispielsweise daran, dass im Neubau des Kantonsspitals Aarau nur noch Einzelzimmer geplant sind. Diese überhöhten Ansprüche seien wenig hilfreich. Und: «Wenn man wegen jeder Bagatelle auf den Notfall eilt, braucht man sich später nicht über steigende Prämien zu wundern», sagt sie zur Zeitung. Sie fordert, dass nur noch elementare Behandlungen von der obligatorischen Grundversicherung übernommen werden. Ein anderes Sparpotenzial sieht die St.Galler SP-Nationalrätin Barbara Gysi. Sie will bei den Ärztinnen und Ärzten ansetzen. Oft würden sie sich mit den Behandlungen die Taschen füllen, sagt sie zur Zeitung. Zudem gebe es viele Überschneidungen von Behandlungen, weil diese gerade bei chronisch Kranken schlecht koordiniert seien.

Die Krankenkassenprämien hatten sich von 2022 auf 2023 schlagartig um durchschnittlich 6,6 Prozent erhöht. Schuld waren die Covid-19-Pandemie und die aus ihr resultierenden Nachholeffekte. Die mittlere Prämie für Erwachsene stieg laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf 397.20 Franken im Monat. Die Prämie für junge Erwachsene verteuerte sich um 6,3 Prozent auf 279.90 Franken im Monat. Und die Prämien für Kinder stiegen um 5,5 Prozent auf durchschnittlich 105 Franken.

(sda/red)

veröffentlicht: 9. April 2023 08:38
aktualisiert: 9. April 2023 08:38
Quelle: sda

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