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Agentur wirbt mit Katzenkochbuch für eigene Kreativität – Vegis sind empört

27.04.2023, 20:22 Uhr
· Online seit 27.04.2023, 15:49 Uhr
Ein Kochbuch für Rezepte mit Katzenfleisch? Was an Bahnhöfen zu sehen oder auf Social Media kursiert, ist ein Werbegag. Die Agentur macht damit Eigenwerbung. Auffallen sei das Ziel, so die Agentur. Doch nicht bei allen kommt die Kampagne gut an.
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Die Werbeagentur «Yes Marketing» macht Werbung mit einem Katzenkochbuch. Sie promotet ein Buch, das 30 moderne Rezepte mit Katzenfleisch beinhalten soll – via Social Media und auf Plakaten. Auf der Website findet man gewisse Beispiele zur Zubereitung von Gerichten mit Katzenfleisch, kann eigene Rezepte einreichen und das Kochbuch vorbestellen.

Auch auf der Website zu finden ist die Auflösung: Es handelt sich bei der ganzen Aktion um einen Werbegag, das Kochbuch gibts nicht. Vegetarierinnen sind nicht unbedingt belustigt über diese Werbeaktion.

«Die Aktion macht den Speziesismus sichtbar»

Vegetarierin Anna erzählt gegenüber der Today-Redaktion: «Ich kann kaum glauben, dass es Leute gibt, die das wirklich abkaufen. Aus Werbesicht haut es hin, es fällt ja offensichtlich auf und empört Menschen.» Sie selbst sehe das Problem allgemein im Fleischkonsum. «Wieso ist es so abwegig, Katzen zu essen, aber Schweinchen, Kälber und Co. gehören ganz selbstverständlich auf den Teller»? Sie hätte die Kampagne mit diesem Dreh einiges passender gefunden.

Als Melissa das Plakat gesehen hat, dachte sie: «Was ist denn das?» Mit dem Wissen, dass es sich nur um einen Werbegag handelt, hat die Vegetarierin es dennoch speziell, aber auch kreativ bewertet. «Es zeigt auf, wie viele Nicht-Vegis niemals Katzen essen würden – Kühe und Schweine aber schon.» Es gebe aber geschmackvollere Wege, für eine Agentur zu werben.

«Katzen zu essen, finde ich natürlich nicht sehr lustig. Aber die Kampagne regt an, darüber nachzudenken, wie die Bevölkerung zwischen Tieren unterscheidet», sagt Olivia. Gewisse Tiere wie Katzen bewerte man als süss und andere sehe man als Nutztiere, die unter anderem Nahrung liefern. «Die Aktion macht den Speziesismus sichtbar, das finde ich gut.»

Auffallen ist das primäre Ziel

Auf Anfrage der Today-Redaktion erklärt Yes Marketing die Hintergründe der PR-Aktion. Das Thema Katzenessen sei ein Dauerbrenner in der Schweiz . «Es ist lustig, wie sich Menschen in unseren Breitengraden darüber aufregen können, dass man Haustiere wie Katzen verspeisen kann, aber gleichzeitig essen sie Kälbli und Lämmli», sagt Projektleiter Dominik Kurmann.

Die Kampagne sei mit dem Hauptziel des Auffallens lanciert worden. «Katzen sind bei uns in der Agentur ein Running Gag, sie kommen immer gut an und man fällt mit ihnen auf.»

In der Bevölkerung sei die Kampagne sehr gut angekommen, bilanziert Kurmann. «Teilweise wurden wir zwar als Tiermörder und als völlig hurmorlos beschimpft. Wer die Website aufmerksam durchgelesen hat, hat irgendwann gemerkt, dass das Ganze ein Witz ist und dass wir sicher niemals Katzen essen würden und das Ganze auch streng verurteilen.»

In der Schweiz ist es gesetzlich nicht verboten, Katzenfleisch zu essen – dies gilt jedoch lediglich für den Eigengebrauch, der auch den engeren Haushalts- und Familienkreis umfasst. Ausserhalb dieses Rahmens ist die Verordnung über Lebensmittel tierischer Herkunft zu beachten, die abschliessend jene Tiere aufführt, die zur Nahrungsmittelgewinnung zugelassen sind. «Da Katzen in dieser Liste nicht enthalten sind, darf ihr Fleisch nicht verkauft oder an Dritte abgegeben werden», erklärt Andreas Rüttimann der Stiftung für das Tier im Recht auf Anfrage.

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veröffentlicht: 27. April 2023 15:49
aktualisiert: 27. April 2023 20:22
Quelle: Today-Zentralredaktion

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