Schweiz

Junge SVP Luzern distanziert sich von Andreas Glarner

Perlen

Auch JSVP Luzern distanziert sich von Andreas Glarner

21.07.2020, 21:30 Uhr
· Online seit 21.07.2020, 17:44 Uhr
Auf Facebook hat Andreas Glarner die Namen von Lehrlingen der Perlen-Aldi-Filiale veröffentlicht, darunter Namen wie Yusuf oder Mohamed. Dafür erntet der SVP-Nationalrat sogar aus den eigenen Reihen Kritik.
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Rund ein Dutzend junge Männer und Frauen haben vergangene Woche bei der Aldi-Zweigstelle Perlen ihre Lehre abgeschlossen. Ihre Namen druckte der Discounter in seiner Firmenzeitung ab, die fast im ganzen Land verteilt wurde. Einer freut sich nicht darüber: Der Aargauer SVP-Nationalrat Andreas Glarner postete am Montagabend sogleich ein Foto der Namen auf Facebook. Denn was auffällt: Viele der Namen sind ausländischer Herkunft. Das passt Glarner nicht. Gegenüber dem Nachrichtenportal «Nau.ch» sagte Glarner, er wollte damit aufzeigen, dass wir «langsam fremd im eigenen Land werden».

Sein Post wurde mittlerweile schon über 2'000 Mal (Stand Dienstagabend) kommentiert. Viele User kritisieren Glarner für seine Haltung und gratulieren den Lernenden stattdessen zum erfolgreichen Abschluss. «Integrieren sich Menschen mit Migrationshintergrund nicht, ist es nicht gut. Integrieren sie sich, ist auch nicht gut», lautet etwa einer der Kommentare. Der Discounter selbst nimmt den Post gelassen: «Wir freuen uns über die verdienten Glückwünsche, die unsere Lernenden seitdem unter dem Post erhalten haben», sagt Sprecher Philippe Vetterli gegenüber dem «Tagesanzeiger». Sie würden eine wichtige Rolle in der Versorgung der Schweizer Bevölkerung spielen und hätten die Aufmerksamkeit, die sie nun erhalten, mehr als verdient.

Kritik erntet Glarner auch aus den eigenen Reihen: «Integration über Lehrstellen und Arbeit ist genau der richtige Weg, viel besser als die Direkteinwanderung in den Sozialstaat, die Nichtintegration bewirkt», kommentiert der Weltwoche-Chefredaktor und SVP-Nationalrat Roger Köppel den Post. «Diese Lehrlinge machen einen super Job», ergänzt er. (sku)

Auch JSVP Luzern kritisiert Glarner

Wie zentralplus zunächst berichtete, distanzierte sich auch die Junge SVP Luzern von Glarners Meinung. Auf Facebook schrieben sie: «Ein wichtiger Schritt für die Integration, ist ein guter Start ins Berufsleben. Dies haben die Lehrlinge nun gemacht. Wir gratulieren daher den 20 Lehrlingen zur bestandenen LAP.»

Im angehängten Brief wählen sie jedoch deutliche Worte, um ihren Parteikollegen zu kritisieren: «Einmal mehr fällt Andreas Glarner in den Sozial Medien negativ auf, indem er Personen an den Internetpranger stellt.» Sie erachten den Arbeitsmarkt als «essentiell» für eine erfolgreiche Integration. «Dass ein nationaler Politiker Lehrlingen ihren hart erarbeiteten Erfolg nun mit einer solchen Aktion vermiest, ist unwürdig und stösst bei den allermeisten JSVP- und SVP-Mitgliedern auf Unverständnis. Diesen Schluss lässt zumindest die Kommentarspalte unter dem entsprechenden Post zu», bilanzieren sie selbst die Diskussion, um die Aktion von Andreas Glarner.

veröffentlicht: 21. Juli 2020 17:44
aktualisiert: 21. Juli 2020 21:30
Quelle: CH Media

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