Kritik an Fitnesscentern

Beim Geld ist Schluss mit der Kulanz

08.02.2021, 14:51 Uhr
· Online seit 08.02.2021, 07:52 Uhr
Die Schweizer Fitnesscenter befinden sich in keiner einfachen Situation. Mit dem Lockdown, der einem Berufsverbot gleichkommt, fallen wichtige Einnahmen aus. Dies, in der normalerweise umsatzstärksten Zeit des Jahres.
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Dass die Kundinnen und Kunden der Fitnesscenter ungern für ein Abonnement bezahlen wollen, das sie nicht nutzen können, macht Sinn. Mit Zeitgutschriften in der Länge der ausgefallenen Trainingstage kommen die Fitnesscenter ihren Abonnenten entgegen. Will jedoch jemand Geld zurück oder das Abo künden, sei die Kulanz vorbei, wie die Stiftung für Konsumentenschutz mitteilt.

Fitnesscenter verweigern Rückzahlungen

In einer Medienmitteilung der Stiftung für Konsumentenschutz hagelt es Kritik. Vor allem, dass Kostenrückerstattungen grundsätzlich nicht möglich seien, stösst auf Unverständnis: «Die Fitnesscenter stellen sich auch dort quer, wo ein Anspruch darauf besteht», so Cécile Thomi, Leiterin Recht beim Konsumentenschutz, auf Anfrage von PilatusToday und Tele 1. Speziell bei Fitnesskunden, deren Abonnement während des Lockdowns ausläuft und die keine Verlängerung wollen, sei eine Zeitgutschrift keine adäquate Lösung.

Eine solche Zeitverlängerung halte man bei Kunden und Kundinnen für eine gute Lösung, die das Abonnement sowieso verlängert hätten: «Dort macht es durchaus Sinn», meint Thomi. Dass aber der allgemein gültige Rechtsgrundsatz von Leistung und Gegenleistung teilweise ignoriert werde, sei problematisch. Auch heisst es in der Medienmitteilung weiter, würden gewisse Fitnesscenter ihren Kunden das Recht auf eine Rückzahlung verschweigen und entsprechende Anträge grundsätzlich ablehnen. Auch wenn die erneute Schliessung eine schwierige Situation schaffe, dürfe man die Rechte der Kundinnen und Kunden nicht untergraben.

«Branche nimmt eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Pandemie wahr»

Bei den ONE Training Centern, einer Tochtergesellschaft der Migros, bietet man mit Onetraining@home ein grosses Angebot an verschiedensten Online-Kursen an. Dies und die vollumfängliche Zeitgutschrift, welche die Mitglieder erhalten, werde sehr geschätzt, so Claudius Bachmann, Mediensprecher der Genossenschaft. Da die Dienstleistungen sobald wie möglich wieder angeboten werden sollen, sehe man von Rückvergütungen ab. Anfragen für solche gäbe es auch nur in bescheidener Anzahl.

Die Massnahmen, die vor dem Lockdown galten und auch nach der Aufhebung wahrscheinlich wieder umgesetzt werden müssen, seien zwar einschränkend, jedoch gut umsetzbar. «Für uns steht die Gesundheit unserer Mitglieder und Mitarbeitenden an oberster Stelle», sagt Bachmann. Vom Staat wünsche man sich, dass der Beitrag der körperlichen Fitness zur individuellen Gesundheit als relevant erkannt werde. In diesem Sinne nehme die Fitness-Branche nämlich eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Pandemie wahr.

«Die Situation der Fitnesscenter ist eine Katastrophe»

Die Situation der Fitnesscenter nennt der Präsident des Schweizerischen Fitness- und Gesundheitscenter-Verbandes, Claude Ammann, im Interview mit FM1 Today eine Katastrophe: «Wir haben die ersten Konkurse und wir haben Lehrlinge, die ihre Lehrstelle verlieren, weil Betriebe zugehen. Es ist desolat. Ein Kampf ums Überleben.»

Eine Möglichkeit, die Kundinnen und Kunden bei der Stange zu halten, sind die bereits erwähnten Online-Kurse. Aufgrund dieser würden aber vermutlich wenige ihr Abonnement verlängern, meint Ammann. Dafür habe er auch Verständnis.

Abos werden automatisch verlängert

Genau diese Onlinekurse stossen auch beim Fitnessanbieter update Fitness auf grosses Interesse, so Phil Haid, Leiter Kommunikation auf Anfrage von PilatusToday und Tele 1. Bereits im Frühjahr 2020 habe man die kostenlosen Online-Gruppenstunden eingeführt. Aufgrund der hohen Nachfrage und der positiven Reaktionen, habe man dieses Angebot angepasst und ausgebaut. Dankbar sei man auch über das solidarische Verhalten ihrer Gäste. Diese würden während der Schliessung keine Trainingszeit verlieren, da die verlorene Zeit automatisch gutgeschrieben wird.

(mda)

veröffentlicht: 8. Februar 2021 07:52
aktualisiert: 8. Februar 2021 14:51
Quelle: PilatusToday

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