Drogen

Cannabis wurde während des Frühlings vor allem im Darknet gekauft

12.11.2020, 08:34 Uhr
· Online seit 11.11.2020, 19:20 Uhr
Die Coronakrise beeinflusste viele Bereiche des öffentlichen Lebens, so auch den Drogenhandel. Gewinner waren dort vor allem Verkäufer im Darknet.
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Bars und Clubs sind geschlossen und das öffentliche Leben kommt zum Erliegen, denn die Wohnung verlässt man nur noch fürs Nötigste. Im Frühling fanden wir uns in einer solche Situation wieder. Die soziale Isolation und Ungewissheit sorgten bei vielen für Verunsicherung. Ein guter Nährboden für Suchtverhalten, könnte man meinen. Während sich auf dem Cannabis-Markt spezifische Trends abzeichneten, nahm der Verkauf von Ecstasy ab, als die Clubs und Bars geschlossen blieben.

Anstieg bei Cannabis-Verkäufen im Darknet

Bei Sucht Schweiz hat man während der ersten Welle im Frühling vor allem im Darknet eine Zunahme der Cannabis-Bestellungen, welche aus der Schweiz geliefert wurden, festgestellt. Bei anderen illegalen Drogen wie Ecstasy oder Kokain seien kaum Veränderungen, oder sogar Rückgange aufgetreten. Anfangs Februar gab es auf einer auf Cannabis spezialisierten Seite im Darknet, auf der auch Schweizer Cannabis verkauft wird, noch 50 Bestellungen pro Woche. Ende Mai waren es schon über 400. Frank Zobel, Vizedirektor und stellvertretender Leiter Forschung von Sucht Schweiz relativiert: «Das ist nur ein kleiner Anteil des Schweizer Marktes», so sei das Angebot an Cannabis insgesamt sogar zurückgegangen.

Den Anstieg der Verkäufe im Darknet erklärt sich Frank Zobel durch einen Trend: «Länder wie Spanien oder Frankreich, über die ein Grossteil des Cannabis in die Schweiz gelangt, standen im Frühling unter Lockdown und unsere Grenzen waren geschlossen.» Dies dürfte dazu geführt haben, dass Kunden und Anbieter das Darknet als Alternative nutzten. Die Verkaufszahlen seien nach Aufhebung des Lockdowns im Frühling wieder gesunken. Zahlen zum Suchtverhalten in der zweiten Welle gäbe es noch keine, doch hält Zobel fest: «Die Voraussetzungen sind jetzt anders. Die Leute verlassen noch ihr Haus und die Grenzen sind offen.»

Abrutschen in den Teufelskreis

«Suchtverhalten ist häufig eine Bewältigungsstrategie», sagt Jacqueline Mennel, Bereichsleiterin Prävention bei Akzent Prävention und Suchttherapie in Luzern. Menschen seien vor allem in Krisensituationen wie sozialer Isolation oder grosser Verunsicherung anfällig für ein risikobehaftetes Verhalten. Diese Reaktion sei verständlich, meint Mennel, doch sei sie alles andere als hilfreich. «Man kann schnell in einen Teufelskreis geraten», denn ein Suchtverhalten könne die zugrunde liegenden Probleme noch verstärken.

Findet man sich selbst in so einem Teufelskreis wieder, sei es das wichtigste mit Freunden, Familie, Bezugspersonen oder professionellen Beratungsstellen darüber zu sprechen, so Jacqueline Mennel. «Schamgefühle können dazu führen, dass man sich noch mehr isoliert», darum sei ein wichtiger erster Schritt sich jemandem anzuvertrauen. (mda)

veröffentlicht: 11. November 2020 19:20
aktualisiert: 12. November 2020 08:34
Quelle: PilatusToday

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