E-Bikes für 12-Jährige?

FDP-Motionen stossen sauer auf

15.12.2020, 18:49 Uhr
· Online seit 15.12.2020, 18:42 Uhr
Zwei Vorstösse von Ständerat Martin Schmid und Nationalrat Philippe Nantermod (beide FDP) verlangen, dass Kinder künftig nicht erst ab 14, sondern schon mit 12 Jahren E-Bikes fahren dürfen. Das sorgt auf mehreren Seiten für Unverständnis.
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E-Bikes gelten als Motorfahrzeuge und sind deshalb, wie Töffli und Traktoren, ab dem Alter von 14 Jahren erlaubt – vorausgesetzt man besitzt bereits einen entsprechenden Führerausweis. Ansonsten gilt, wie beim Bier- und Weintrinken, das Mindestalter von 16 Jahren.

«Mit dieser Regelung steht die Schweiz im europäischen Vergleich allein da», schreibt FDP-Ständerat Martin Schmid in seiner Motion an den Bundesrat. Deshalb fordert er, das Fahren von E-Bikes mit Tretunterstützung bis 25 Stundenkilometer – «analog zu unseren Nachbarn Deutschland oder Österreich» – schon ab dem Alter von 12 Jahren zu erlauben.

Nachteil für Tourismusgebiete

Beide Motionäre, der Bündner Schmid sowie Nantermod aus dem Wallis, argumentieren, dass Elektro-Bikes in Tourismusregionen eine immer wichtigere Rolle spielen. Schmid bringt ein Beispiel aus der Praxis: Möchte heute eine Familie in ihren Ferien das E-Mountainbike benützen, so geht das nur, wenn die Kinder entweder 16-jährig sind oder wenigstens 14-jährig und einen gültigen Mofa-Ausweis vorweisen können.

Laut Unfallstatistik sind E-Bikes zu gefährlich

Den Bundesrat hat diese Problematik allerdings wenig beeindruckt. Aufgrund der aktuellen Verkehrsunfallstatistik, die eine Zunahme der Unfälle mit E-Bikes verzeichnet, empfiehlt er, eine Senkung des Mindestalters abzulehnen. Sehr zur Freude der Beratungsstelle für Unfallverhütung BFU und des Vereins «Fussverkehr Schweiz», die auf die Motionen mit Unverständnis und einigen Bedenken reagierten:

  • Kinder können aufgrund ihres motorischen und kognitiven Entwicklungsstandes und der fehlenden Erfahrung Verkehrssituationen und Gefahren noch nicht verlässlich einschätzen und adäquat darauf reagieren.
  • Bei der höheren Geschwindigkeit bleibt weniger Zeit zum Bremsen und Reagieren.
  • Das Tempo von E-Bikes wird deshalb oft unterschätzt, da es kaum vom herkömmlichen Velo zu unterscheiden ist.
  • Ein E-Bike ist schwerer als ein Velo und je jünger das Kind, desto ungünstiger ist das Gewichtsverhältnis.

Der Verein «Fussverkehr Schweiz» hält es vor allem für stossend, dass erst vor ein paar Monaten Kindern bis 12 Jahren erlaubt wurde, in der 30er-Zone auf dem Trottoir Velo zu fahren, wo es keinen Radweg hat – zur Sicherheit. «Nun sollen just diese Kinder, schon ab dem zwölften Altersjahr, in der Lage sein, ein zweirädriges Motorfahrzeug zu lenken, ohne sich selbst oder andere zu gefährden», schreiben sie in einer öffentlichen Mitteilung vom Dienstag. Ohnehin setze eine Förderung des Lenkens von Motorfahrzeugen für Kinder falsche Anreize.

(imü)

veröffentlicht: 15. Dezember 2020 18:42
aktualisiert: 15. Dezember 2020 18:49
Quelle: PilatusToday

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