Nach Vorfall in Luzern

Gesprengte Bankomaten: Eine Lösung gäbs, doch die ist teuer

22.12.2021, 20:01 Uhr
· Online seit 22.12.2021, 18:55 Uhr
Gestern Luzern, heute Volketswil und vor einigen Monaten gleich mehrere Bankomaten im Kanton Aargau. Immer häufiger werden Geldautomaten in der Schweiz gesprengt. Ein Phänomen, welches in ganz Europa bekannt ist. Banken könnten aufrüsten, doch das ist wenig lukrativ.

Quelle: Tele 1

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Vier Sprengungen im Jahr 2018 – 24 Sprengungen im Jahr 2021. Bankomatensprengungen werden immer wie häufiger und das nicht nur in der Schweiz, wie Berina Repesa vom Bundesamt für Polizei (Fedpol) sagt: «In ganz Europa wie zum Beispiel in der Niederlande, Italien, Deutschland oder Österreich werden vermehrt Bankomaten gesprengt. Die Schweiz liegt inmitten von Europa und wird dementsprechend nicht verschont.»

Die Schweiz – ein lohnenswertes Land

Wie Repesa weiter sagt, sei die Schweiz ein lohnenswertes Land für Diebe, welche sich auf Bankomaten spezialisiert haben. «Die Schweiz hat ein sehr dichtes Bankomatennetz. Auch abgelegene Gebiete haben einen Bankomaten.» Auf der Karte wird sichtbar, dass mehrere Kantone von Sprengungen betroffen sind.

Die meisten Sprengungen wurden in den Grenzgebieten verübt. Seit gestern Dienstag, kommt ein Fall in der Zentralschweiz hinzu. Direkt am Bahnhof Luzern sprengten Unbekannte einen Bankomaten und flohen mit der Beute. Als ob dies nicht genug wäre, ging die Serie gleich weiter: Nur 24 Stunden nach dem Vorfall in Luzern jagten Unbekannte in Volketswil ZH einen Bankomaten in die Luft. Es war die 24. Sprengung in diesem Jahr.

Ein möglicher Grund für die vielen Sprengungen sieht Peter Villiger bei der fehlenden Sicherheit der Automaten. Villiger ist Geschäftsführer der Villiger Security Solutions AG. Mit seiner Firma produziert er Geldkassetten mit integrierten Farbpatronen. Macht sich ein Dieb an einem Bankomaten zu schaffen, so wird das Geld eingefärbt. «Geld, welches eingefärbt ist, ist wertlos und das wollen die Diebe nicht», so Villiger.

Weit verbreitet ist sein Sicherheitssystem in der Schweiz nicht. Wie er auf Anfrage sagt, seien knapp 20 Prozent aller Bankomaten in der Schweiz mit Farbpatronen ausgestattet. Seine Erfahrungen in anderen Ländern wie zum Beispiel Chile oder Mexiko würden jedoch zeigen, dass Diebe die Finger von Bankomaten mit Farbpatronen lassen. Aber warum ist denn das System nicht weiter verbreitet?

Grund ist auch der finanzielle Aufwand: «Es muss immer zuerst etwas passieren, bevor man in ein teures Sicherheitssystem von fast 10'000 Franken pro Bankomaten investiert», so Villiger. Weiter sagt er: «Die Schweiz war lange in einem Dornröschenschlaf, deshalb brauchte es auch nur selten solche Sicherheitssysteme. Jetzt haben die Sprengungen aber zugenommen.»

Fedpol sensibilisiert die Banken 

Auch das Fedpol setzt sich mit der Zunahme an Sprengungen auseinander und ist im ständigen Austausch mit den Banken. «Wir beraten die Banken und sensibilisieren sie darauf, welche Standorte besonders gefährdet sein könnten und wie Bankomaten besser geschützt werden können», so Berina Repesa. Schlussendlich müsse aber jede Bank selbst entscheiden, ob sie aufrüsten wolle.

veröffentlicht: 22. Dezember 2021 18:55
aktualisiert: 22. Dezember 2021 20:01
Quelle: PilatusToday

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