Antibabypille wird 60

Ist die Zeit der Pille vorbei?

18.08.2020, 10:49 Uhr
· Online seit 18.08.2020, 09:23 Uhr
Vor 60 Jahren hat die Entwicklung der Antibabypille das Leben von Frauen verändert. Selbstbestimmt Sex haben, ohne schwanger zu werden. Dies war damals ein wichtiger Schritt Richtung Emanzipation. Doch die Pille ist kein Allheilmittel.
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Laut einer 2017 veröffentlichten Statistik des Bundes, verhütet 78 Prozent der Schweizer Bevölkerung. 34 Prozent verhüten mit Präservativen und 27 Prozent mit der Antibabypille. Nur rund 3,4 Prozent verhüten mit natürlichen Hilfsmitteln.

Heisst, ein Drittel der Frauen setzt sich einem enormen hormonellen Eingriff in den weiblichen Körper aus. Die Liste der Nebenwirkungen ist lang: Übelkeit, Erbrechen, Akne, Gewichtzunahme, Stimmungsveränderungen, Depression, erhöhtes Thrombose-Risiko, Embolien und gehemmte Libido. Echt jetzt?

Wenn ich in meinem weiblichen Freundeskreis nach verwendeten Verhütungsmitteln frage, werden allerlei Methoden genannt. Eines ist aber auffällig: Immer mehr Frauen verwehren sich der hormonellen Verhütung – quasi back to the roots. Sie wollen ihren Körper spüren und merken, wie sich dieser entwickelt.

Wir pumpen uns mit Hormonen voll

Denn mal ehrlich: Wir haben unseren Körper bereits in der Pubertät mit Hormonen zugeschüttet. Wissen wir eigentlich, wie sich ein natürlicher Zyklus anfühlt? Wie hätten wir die Pubertät ohne hormonelle Zusatzstoffe erlebt? Noch intensiver? Oder eher das Gegenteil? Und wissen wir, wie sich unser sexuelles Verlangen verändert hat? Diese Fragen bleiben offen. Wir haben ja keine Vergleichswerte. Unser Körper ist es gewohnt, mit Zusatzhormonen auszukommen.

Ich will hier nicht das Ende der Pille proklamieren. Die Pille ist ein geeignetes Mittel, um ungewollte Schwangerschaften zu verhindern. Sie ist ein sicheres und anwenderinnenfreundliches Verhütungsmittel. Doch wäre es nicht an der Zeit, die Pille weiter zu entwickeln, damit weniger Nebenwirkungen entstehen? Oder natürliche Verhütungsmittel voranzutreiben, damit diese sicherer werden und einfacher anzuwenden sind?

Und da wäre noch die Frage: Warum ist immer noch die Frau hauptsächlich für die Verhütung zuständig? Es braucht schliesslich mindestens zwei Personen für Sex. Doch während sich Männer bei einer Schwangerschaft rausreden können, bleiben Frauen mit einem dicken Bauch zurück. Wäre es nicht an der Zeit, dass Männer mehr Verantwortung übernehmen und sich nicht nur finanziell an der Verhütung beteiligen? Und was ist eigentlich mit der Pille für den Mann?

Verbesserungspotential gibt es also noch zuhauf. Wir werden sehen, ob es in 60 Jahren die Pille in ihrer jetzigen Form noch gibt.

veröffentlicht: 18. August 2020 09:23
aktualisiert: 18. August 2020 10:49
Quelle: PilatusToday

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