Sommerferien

Koffer-Chaos am Flughafen Zürich schrumpft nicht, sondern wächst

11.08.2023, 10:59 Uhr
· Online seit 11.08.2023, 10:55 Uhr
Am Flughafen Zürich nimmt die Anzahl nachgesendetes Gepäck aus dem Ausland zu. Koffer und Reisetaschen stehen überall in der Ankunftshalle. Swissport sieht die Ursachen dafür bei ausländischen Flughäfen, die Gewerkschaft VPOD hingegen in Zürich.
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Wer diesen Sommer über den Flughafen Zürich reist, plant lieber etwas mehr Zeit ein und drückt die Daumen, dass der Gepäcktransport erfolgreich verläuft. Vor etwa einer Woche reiste Celine aus Schweden zurück in die Schweiz und musste nach ihrer Ankunft in Zürich eine Woche auf ihr verschollenes Gepäck warten. Auch Reisende, die aufgrund der Waldbrände in Rhodos ihre Ferien abbrechen mussten und nach Zürich heimkehrten, warten zum Teil seit zwei Wochen auf ihre Koffer. So zum Beispiel Familie Kaufmann.

Nun erzählt ein Flugpassagier, dass er am Mittwochabend ein «krasses Puff» am Flughafen Zürich gesehen habe. Hunderte Koffer hätten um die Gepäckbänder im Bereich des Lost & Found gestanden. «So etwas habe ich noch nie gesehen hier», sagt der Ferienrückkehrer. Sein Gepäck kam zum Glück an. Andere Koffer stapelten sich auf Trolleys in der Ankunft.

150 Gepäckstücke pro Tag fehlen

Am Flughafen Zürich nimmt man derzeit tatsächlich eine Zunahme an nachgesendetem Gepäck aus dem Ausland wahr. Dies sei auf den zunehmenden Rückreiseverkehr zurückzuführen, schreibt Swissport auf Anfrage von ZüriToday. Täglich seien es etwa 150 Gepäckstücke, die nicht gleichzeitig mit der Passagierin oder dem Passagier am Flughafen Zürich ankämen. Im Verhältnis zu allen abgefertigten Gepäckstücken sei dies jedoch ein kleiner Anteil, nur «rund 0,48 Prozent».

Die Gründe dafür sieht die Bodenabfertigungsfirma mehrheitlich in den kurzen Umsteigezeiten an Transitflughäfen sowie in Infrastruktur- und Personalengpässen an Abflughäfen im Ausland. Deshalb seien die Gepäckstücke nicht rechtzeitig im Flugzeug Richtung Zürich. «Auf die meisten dieser Ursachen haben wir keinen Einfluss», sagt Swissport-Sprecherin Nathalie Berchtold. Die Konsequenzen wiederum würde man in Zürich spüren. «Die Auswirkungen häufen sich an unserem Ende des Prozesses im Bereich Lost & Found, wo wir Verlustmeldungen aufnehmen, aus dem Ausland nachgesendetes Gepäck abarbeiten und per Kurier den Passagieren nach Hause liefern lassen.»

Zu viele Flüge gleichzeitig und zu wenig Personal

Der Schweizerische Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) hingegen sieht das Problem am Flughafen Zürich selbst. Es sei zu wenig Personal vorhanden, Mitarbeitende könnten die Arbeit nicht wie vorgesehen bearbeiten. Ausserdem müsste der Flugplan überarbeitet werden. «Es gib zu viele Flüge gleichzeitig», sagt ein Sprecher auf Anfrage.

Die Vorwürfe zur Personalsituation weist Swissport zurück. In Zürich bestehe aktuell ein Ausstand von rund 50 Mitarbeitenden – hauptsächlich Fachexperten würden fehlen. «Swissport hat genügend Mitarbeitende, um den angekündigten Flugbetrieb abzudecken», so Nathalie Berchtold. Unregelmässigkeiten im internationalen Luftverkehr, die es aktuell gibt, könne aber die Gepäcksituation am Flughafen Zürich beeinträchtigen.

Unregelmässigkeiten im Flugverkehr, nachgesendete Gepäckstücke und Wartezeiten: Laut Swissport dürfte die angespannte Situation noch etwa zwei Wochen anhalten. Aus Sicht des Flughafens ist der Sommerferienbetrieb bislang gut verlaufen. Die Wartezeitensituation vor der Sicherheitskontrolle hat sich laut Mediensprecherin Bettina Kunz stark verbessert.

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veröffentlicht: 11. August 2023 10:55
aktualisiert: 11. August 2023 10:59
Quelle: ZüriToday

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