Konjunktur

Konjunkturexperten senken BIP-Prognosen wegen Coronavirus-Krise

· Online seit 24.03.2020, 14:15 Uhr
Das Coronavirus und die Folgen der gegen die Ausbreitung des Virus ergriffenen Massnahmen werden in der Schweizer Wirtschaft deutliche Spuren hinterlassen. Davon gehen auch die von der Konjunkturforschungsstelle KOF vierteljährlich befragten Konjunkturexperten aus.
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Die von Anfang bis Mitte März von der KOF befragten Ökonomen gehen davon aus, dass sich das BIP in der Schweiz 2020 zum Vorjahr um 0,2 Prozent zurückbilden wird. Das geht aus dem am Dienstag veröffentlichten KOF-Konsensus hervor. Im Dezember, als noch niemand mit einer folgenschweren Pandemie gerechnet hatte, waren die Experten von einem Wirtschaftswachstum in Höhe von 1,3 Prozent ausgegangen.

Der wachsende Pessimismus überrascht angesichts geschlossener Läden, Gastrobetrieben, Event-Absagen und erschwertem Handel mit dem Ausland nicht. Einige Ökonomen hatten ihre Prognosen in den letzten Tagen noch drastischer zurückgenommen: Die Grossbank UBS (BIP 2020: -3,0%), BAK Economics (-2,5%) oder etwa das Staatssekretariat für Wirtschaft Seco (-1,3%) rechnen mit deutlichen BIP-Rückgängen.

Die Experten verwiesen allerdings in ihren Ausführungen auch auf die hohe Unsicherheit, die mit den Prognosen verbunden ist. Es fehle an Erfahrungswerten für eine solche Krise und entscheidend sei, wann die Coronavirus-Massnahmen aufgehoben würden, lautete der Tenor.

Einbruch im Export

Zurückrudern war bei den von der KOF befragten Konjunkturexperten in allen Teilbereichen angesagt: So rechnen sie bei Anlageinvestitionen im Jahr 2020 mit einem Rückgang um 0,6 Prozent nach einem Plus von 0,7 Prozent in der Dezember-Umfrage. Vergleichsweise gut sind die Prognosen für den Bau, wo zum Vorjahr keine Veränderung erwartet wird. Ein Minus von 1,0 Prozent ergibt sich aber bei den Ausrüstungsinvestitionen.

Eine deutliche Revision erfuhren die Annahmen zum Export: Erwartet wird neu ein Rückgang der Exporte (real) um 0,9 Prozent nach einem zuvor prognostizierten Plus von 2,6 Prozent. Und die Inflationserwartungen liegen neu ebenfalls tiefer: Neu rechnen die Experten nur noch mit einem leichten Anstieg der Konsumentenpreise von 0,1 nach zuvor einem Plus von 0,4 Prozent.

Die Prognose für die durchschnittliche Arbeitslosenquote liegt derweil für 2020 bei 2,7 Prozent nach 2,6 Prozent im Dezember und dürfte im Folgejahr auf 2,8 Prozent zunehmen.

Belebung ab 2021 erwartet

Doch bereits im Jahr 2021 ist den Experten zufolge Besserung und eine konjunkturelle Belebung in Sicht. In den erstmals für 2021 aufgestellten Prognosen gehen die Konjunkturexperten von einem BIP-Wachstum im Umfang von 1,3 Prozent aus. Treiber dazu sind Zunahmen bei den Ausrüstungsinvestitionen (+1,8%) und in der Exportwirtschaft (+3,3%).

Auch langfristig wird mit einer guten wirtschaftlichen Entwicklung gerechnet: Für die kommenden fünf Jahre sollte die Wirtschaftsleistung in der Schweiz gemäss dem KOF-Konsensus im Durchschnitt um jährlich 1,4 Prozent (Dezember-Umfrage: 1,5%) anziehen. Die erwartete Arbeitslosenquote liegt dabei mit 2,7 Prozent gar unter den im Dezember prognostizierten 2,9 Prozent.

Euro-Kurs unter Druck

In der KOF-Umfragen werden die Experten auch zu Annahmen bezüglich Entwicklungen an den Finanzmärkten befragt. Den Euro-Kurs etwa dürfte unter Druck bleiben: In den nächsten drei Monaten wird der Kurs bei 1,06 Franken und nach zwölf Monaten bei 1,08 Franken erwartet. Bislang hatte man mit Kursen von über 1,10 Franken gerechnet und aktuell kostet der Euro 1,0570 Franken.

Die Zinserwartungen liegen derweil im März deutlich unter den Annahmen vom Dezember. Der Kassazins für 10-jährige Bundesobligationen wird in drei Monaten bei -0,63 Prozent und in zwölf Monaten bei -0,37 Prozent gesehen. Am Montag belief sich der Kassazins auf -0,416 Prozent. Und für Aktien im breiten Swiss Performance Index (SPI) werden in drei Monaten 9'501 Punkte und nach zwölf Monaten 11'040 Zähler erwartet (aktuell 10'330).

An der Umfrage nahmen laut den Angaben lediglich zwölf Ökonomen teilt. In der Dezember-Umfrage waren es noch 20.

veröffentlicht: 24. März 2020 14:15
aktualisiert: 24. März 2020 14:15
Quelle: sda

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