SBB

«Man darf die Senioren auf keinen Fall vergessen!»

· Online seit 15.12.2021, 16:01 Uhr
Mit dem Fahrplanwechsel verabschiedeten sich die SBB auch von ihrem Taschenfahrplan. Dieser war für einzelne Senioren ein täglicher Begleiter, welcher nun einfach wegfällt. Der Trend zur Digitalisierung hat viel Gutes, doch solle man die Senioren auf keinen Fall vergessen, sagt Pro Senectute.
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Weltkarten hat man heute praktisch auf dem Smartphone, die Zeitungen werden immer dünner und die SBB streichen ihren Taschenfahrplan. Der Trend zur Digitalisierung geht immer weiter und ungefähr 200'000 Personen in der Schweiz könnten ohne Unterstützung Gefahr laufen, den Anschluss zu verlieren.

Dass der Taschenfahrplan der SBB jetzt wegfällt, enttäuscht den ein oder anderen. Pro Senectute versteht diese Enttäuschung: «Wir haben Verständnis für den Unmut von älteren Menschen, welche den Taschenfahrplan täglich gebraucht haben», so der Digitalisierungsexperte Peter Burri Follath.

In der Schweiz leben ungefähr 400'000 Personen im Pensionsalter, welche nicht online sind, die Hälfte davon sind kognitiv oder körperlich eingeschränkt und benötigen keine Online-Angebote. Die andere Hälfte benötige aber Unterstützung, um nicht von der immer digitaleren Gesellschaft ausgeschlossen zu werden. Das bedeutet, dass rund 200'000 Seniorinnen und Senioren auf nicht digitale Dienstleistungen angewiesen sind.

Diese Personen seien in der Unterzahl, sagt der Digitalisierungsexperte von Pro Senectute Schweiz. Peter Burri Follath: «200'000 Personen im Pensionsalter sind eine Minderheit. Man darf diese Minderheit aber auf keinen Fall vergessen. Wichtig ist, dass die Unternehmen hybride Möglichkeiten anbieten, damit diese Menschen nicht ausgeschlossen werden.»

SBB geht mit gutem Beispiel voran

Und genau das haben die SBB gemacht. Wie das Bahnunternehmen auf Anfrage sagt, sei die Nachfrage nach gedruckten Taschenfahrplänen in den vergangenen Jahren massiv zurückgegangen. Deshalb und aus Rücksicht auf die natürlichen Ressourcen wird der Taschenfahrplan nun nicht mehr gedruckt. Neu gibt es den personalisierten Fahrplan, welcher jeder online zusammenstellen kann. Dieser kann in PDF-Format ausgedruckt werden. Personen, welche Mühe beim Zusammenstellen haben, können sich telefonisch beim SBB Contact Center melden oder in ein SBB-Reisecenter gehen.

Vieles richtig gemacht 

Wie Peter Burri Follath von Pro Senectute sagt, haben die SBB hier vieles richtig gemacht. «Vor allem, dass sie extra Beratungen im Reisecenter anbieten. Dies ist viel Aufwand für wahrscheinlich wenige Personen, die die Angebote dann auch beanspruchen. Ein solches Vorgehen ist vorbildlich.»

Schlussendlich sei laut dem Digitalisierungsexperten eine solche Umstellung aufwendig, doch wie er sagt, hat sie auch weitere Vorteile, die man sich am Anfang gar nicht bewusst ist: «Veränderungen und das sich darauf Anpassen hält auch geistig fit. Zudem gibt es auch Alternativen: Vielleicht kann der Nachbar helfen beim Zusammenstellen des persönlichen Fahrplans? Oder der Enkel unterstützt beim Ausdrucken? Unterstützung, die im Alltag erstaunlich gut funktioniert. Die Seniorinnen und Senioren müssen sich nur getrauen, nach Unterstützung zu fragen.»

veröffentlicht: 15. Dezember 2021 16:01
aktualisiert: 15. Dezember 2021 16:01
Quelle: PilatusToday

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