Pollenallergie

Mehr als nur tränende Augen – wenn die Allergie das Leben mitbestimmt

· Online seit 18.03.2024, 09:29 Uhr
Für die einen ist das Frühlingserwachen ein Träumchen, für andere mit Pollenallergie hingegen ein wahrer Albtraum. Dabei geht es aber nicht nur um die körperlichen Beschwerden. Eine Expertin erklärt, wie sich die Allergie auf unsere Psyche auswirken kann.
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Juckende, tränende Augen, laufende Nase und ständiges Niesen – das sind die «Klassiker» unter den Symptomen von Pollenallergie. Aber auch Schlaf- und Konzentrationsstörungen bis hin zu Stress gehören auf die Liste der Symptome von Pollenallergie. Stress wegen ein bisschen niesen? Genau dort fange das Problem häufig an, erklärt Sonja Hartmann, Beraterin und Projektleiterin bei «aha!» Allergiezentrums Schweiz.

Allergien werden oft nicht ernst genommen 

Eine Allergie ist eine Überreaktion des Immunsystems auf an sich harmlose Stoffe wie Pollen. Doch diese Überreaktion sucht man sich nicht aus, ein «Stell dich doch nicht so an» funktioniert hier nicht: «Das Leben mit einer Allergie ist eingeschränkt, man kann nicht mehr alles problemlos machen», erklärt Hartmann.

Bei Allergikern und Allergikerinnen sei es aber immer wieder Thema, dass sie sich nicht immer ernst genommen fühlen, hält die Expertin fest. «Es hilft, wenn Betroffene selbst möglichst viel über ihre Allergie wissen. Das vereinfacht es häufig, für sich einzustehen», fügt Hartmann an.

Hinzu kommt, dass es auch gewisse «Modeerscheinungen» gibt. So zum Beispiel beim Trend auf Gluten zu verzichten. Das führe auch dazu, dass Intoleranzen von der Gesellschaft weniger ernst genommen werden, wie die Expertin ausführt. Es werde vergessen zu unterscheiden, ob ein Verzicht freiwillig oder notwendig ist.

Stress und Angst

Zum ständigen Erklärungs- und Rechtfertigungszwang kommen oftmals Stress und Angst hinzu. Es existieren bereits Studien über den Zusammenhang von Angststörungen und Pollenallergien, jedoch fehlen bisher eindeutige Ergebnisse, da der Zusammenhang zwischen Psyche und Allergien noch nicht ganz geklärt sei, wie die Expertin erläutert.

Klar ist jedoch: Betroffene machen sich viel mehr Gedanken. «Bei einer Pollenallergie kann man nicht einfach so flüchten. Betroffene können je nach Ausmass der Allergie nicht alle Aktivitäten mitmachen», so Hartmann. Sie machen sich also viel mehr Gedanken darüber, wo man hingeht und ob man jetzt an der Aktivität, wie zum Beispiel einem kurzen Spaziergang durch den Wald, wirklich teilnimmt. Das führe vielfach zu Stress.

Gerade Kinder können sich dadurch ausgeschlossen fühlen, und auch für Eltern kann es schwer sein, die Verantwortung abzugeben: «Bei Eltern schwingt oft die Angst mit, es könne zu einer schweren allergischen Reaktion kommen. Die Verantwortung für ihr Kind dann an die Schule oder den Hort abzugeben, kann sehr Angst machen», fügt sie an.

Selbsthilfegruppen 

Für Betroffene selbst gibt es nebst medikamentöser Behandlung, welche die körperlichen Beschwerden lindern können, verschiedene Unterstützungsangebote für die psychischen Beschwerden. So gibt es nebst Beratungs- und Schulungsangeboten auch Selbsthilfegruppen: «Dort steht der Austausch mit anderen Betroffenen und Angehörigen im Vordergrund», erklärt Hartmann. Betroffene stossen dort auf besseres Verständnis, das teilweise in der breiten Gesellschaft noch fehlt.

Wenn Angehörige sich über die Allergien informieren, könne das Betroffenen bereits eine grosse Last abnehmen und beim Umgang mit der Allergie helfen. Doch einer der wichtigsten Punkte: «Die Akzeptanz ist ein grosser Punkt», sagt Hartmann.  

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veröffentlicht: 18. März 2024 09:29
aktualisiert: 18. März 2024 09:29
Quelle: ArgoviaToday

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