Lohnforderung

Mehr Geld für Gesundheitswesen und Bau, nicht aber für Gastro

12.08.2021, 09:48 Uhr
· Online seit 12.08.2021, 09:30 Uhr
Der Gewerkschaftsdachverband Travail Suisse fordert für 2022 unterschiedliche Lohnerhöhungen je nach Branche – stärkere für Baubranche und Gesundheitswesen, schwächere für die Gastronomie. Höhere Löhne seien wichtig, um die Krise schneller bewältigen zu können.
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Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssten am wirtschaftlichen Aufschwung beteiligt werden, der durch die positive Entwicklung der Pandemie entstanden sei. Dies teilte Travail Suisse am Donnerstag gemeinsam mit Syna und der Hotel & Gastro Union mit. Inzwischen sei das «Vorkrisenniveau» wieder erreicht. Allerdings gebe es grosse Unterschiede je nach Branche. «Allgemeingültige Lohnforderungen sind nicht angezeigt, und eine differenzierte Sichtweise ist nötiger denn je», heisst es in der Mitteilung.

Konkret bedeutet dies unter anderem, dass Lohnerhöhungen in der von der Corona-Pandemie stark betroffenen Gastronomie selten sein dürften. Auf der anderen Seite der Skala steht die Baubranche, die weitgehend unbeschadet durch die Krise gekommen ist. Hier seien Lohnerhöhungen möglich und nötig, hiess es vor den Medien in Bern.

Auch der Kaufmännische Verband fordert höhere Löhne – von bis zu 1,75 Prozent für das Jahr 2022. Im vergangenen Jahr hätten die Arbeitnehmenden eine hohe Anpassungsfähigkeit an den Tag gelegt. Dies soll mit der Lohnerhöhung belohnt werden. Weiter sollen die Löhne in den Tieflohnbranchen kontinuierlich erhöht werden.

Zu wenig Personal und zu tiefe Löhne

Die teilweise prekäre Lage im Gesundheitswesen rückte seit Beginn der Pandemie immer wieder ins öffentliche Bewusstsein. Sie widerspiegelt sich auch in den Forderungen der Gewerkschaften. Der Fachkräftemangel sei akut, «und die Löhne haben in den vergangenen Jahren zu stark stagniert», sagte Mathias Regotz von Syna gemäss Mitteilung. Auch im Detailhandel seien die Löhne seit Jahren chronisch zu tief. «In diesen Branchen sind Lohnerhöhungen von drei bis vier Prozent zwingend.»

Die schlimmsten Szenarien für den Arbeitsmarkt seien zwar nicht eingetroffen. Die Arbeitslosigkeit liege aber immer noch rund 35 Prozent höher als vor der Krise. Zudem hätten zahlreiche Arbeitnehmende wegen Kurzarbeit auf Einkommen verzichten müssen. Und die anziehende Teuerung gefährde ihre Kaufkraft.

«Privaten Konsum stützen»

«Ein genereller Teuerungsausgleich für alle Arbeitnehmenden ist nötig, um die Kaufkraft zu erhalten und den privaten Konsum zu stützen», sagte Gabriel Fischer von Travail Suisse. Lohnerhöhungen seien folglich auch wichtig, um die Krise schneller bewältigen zu können.

Auch bei den Löhnen der Frauen bestehe nach wie vor grosser Handlungsbedarf. Das revidierte Gleichstellungsgesetz verlange zwar eine Lohngleichheitsanalyse von Unternehmen mit mehr als 100 Angestellten. Kontrolliert werde dies aber nicht. Travail Suisse und die angeschlossenen Verbände haben eine Plattform geschaffen, die für mehr Transparenz sorgen soll. Die Verbände rufen alle Unternehmen auf, dort nachzuweisen, dass sie die Vorgaben des Gleichstellungsgesetzes einhalten.

veröffentlicht: 12. August 2021 09:30
aktualisiert: 12. August 2021 09:48
Quelle: sda

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