Klimatest

Schweizer Finanzmarkt investiert noch zu stark in Erdöl und Kohle

09.11.2020, 11:07 Uhr
· Online seit 09.11.2020, 11:00 Uhr
Der Schweizer Finanzmarkt investiert weiterhin zu stark in die Erdöl- und Kohleförderung. Einen wichtigen Beitrag zu den Klimazielen könnten allerdings die Pensionskassen leisten, wenn sie ihre geplanten Gebäudesanierungen umsetzen.
Anzeige

Das sind Resultate einer freiwilligen Überprüfung des gesamten Schweizer Finanzmarktes auf Initiative des Bundesamtes für Umwelt (Bafu) und in Zusammenarbeit mit dem Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF), die am Montag per Videokonferenz erläutert wurden. Der Test nach der internationalen Pacta-Methode umfasste erstmals den gesamten Schweizer Finanzmarkt.

179 Schweizer Finanzinstitute nahmen am Klimaverträglichkeitstest teilt, erstmals auch Banken und Vermögensverwaltungen. Die Ergebnisse seien daher repräsentativ für den gesamten Schweizer Finanzmarkt. Der letzte Test 2017 hatte nur Pensionskassen und Versicherungen offengestanden.

Erste Fortschritte erzielt

Ziel des Tests sei es, Transparenz zu schaffen und die Anstrengungen der Finanzinstitute zu unterstützen, ihre Investitionen in klimaverträgliche Bahnen zu lenken, schreibt das Bafu in seiner Medienmitteilung. Die Resultate zeigten erste Fortschritte, verfehlten aber noch das Ziel, wenn der Schweizer Finanzplatz eine führende Rolle im Bereich nachhaltiger Finanzflüsse einnehmen solle.

Insgesamt investiert der Schweizer Finanzplatz heute viermal mehr Mittel in Firmen, die Strom aus fossilen Quellen wie Kohle und Gas erzeugen, als sie in Produzenten von erneuerbarem Strom investiert. 80 Prozent der Umfrageteilnehmenden halten aktuell Firmen in ihrem Portfolio, die Kohle abbauen. «Der Schweizer Finanzplatz unterstützt damit im Schnitt einen zusätzlichen Ausbau der internationalen Kohle- und Erdölförderung», schreibt das Bafu. Das laufe dem Klimaziel zuwider.

Das Bafu verweist auf mögliche finanzielle Risiken für die Kapitalgeber bei Investitionen in fossile Energieträger. Diese könnten aufgrund klimapolitischer Massnahmen künftig weniger attraktiv sein. Laut dem Bafu besteht Handlungsbedarf, denn mehr als die Hälfte der Institute, die eigenen Angaben zufolge Kohle bei ihren Investitionen ausschlössen, hielten noch Aktien und Anleihen von Unternehmen, die Kohle abbauten oder Kohlestrom produzierten.

Gebäudesanierungen als Chance

Grossen Einfluss auf die direkte Emissionsverminderung können laut Mitteilung Besitzerinnen und Besitzer von Immobilienportfolios ausüben. Positiv hervorgehoben werden dabei die Pensionskassen. Diese planten heute bei 30 Prozent ihrer Gebäude eine Umstellung von fossilen auf erneuerbare Heizsysteme. Die anderen Finanzbranchen würden dies hingegen lediglich für ein bis zwei Prozent ihrer Liegenschaften in Betracht ziehen.

Der Klimaverträglichkeitstest Pacta (Paris Agreement Capital Transition Assessment) basiert auf einer standardisierten Analyse globaler Aktien, Unternehmensanleihen und Kreditportfolios. Entwickelt wurde der Test vom internationalen und gemeinnützigen Think Tank «2°Investing Initiative».

Beim Test werden die Produktionspläne der in den Portfolios enthaltenen Firmen mit einer Entwicklung verglichen, die gemäss Internationaler Energieagentur (IEA) nötig ist, um das maximale Erwärmung auf 1,5° Grad Celsius zu begrenzen.

Analysiert werden die Förderung fossiler Energien, die Stromerzeugung, der Transport (Automobilproduktion, Schifffahrt und Flugverkehr) sowie die Industrie (Zement und Stahl). Neu kann laut Bafu zudem untersucht werden, wie gut Schweizer Immobilien im Vergleich zum Klimaziel für den inländischen Gebäudepark abschneiden.

veröffentlicht: 9. November 2020 11:00
aktualisiert: 9. November 2020 11:07
Quelle: sda

Anzeige
Anzeige
redaktion@pilatustoday.ch