Quelle: CH Media Video Unit / Melissa Schumacher
Die Demobilisierung erfolge in Absprache mit den türkischen Behörden und in Koordination mit den anderen internationalen Rettungsteams, hiess es beim Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Sonntag auf Anfrage. Die 87 Mitglieder der Rettungskette waren am vergangenen Montag in die Türkei gereist.
Insgesamt konnte die Schweizer Rettungskette mit Hilfe von acht Redog-Hunden bisher elf Verschüttete lebend bergen, darunter zwei Neugeborene. Weitere sechs Redog-Hunde und zehn Personen halfen zusammen mit der türkischen Rettungsorganisation GEA bei der Bergung von 31 Menschen.
Am Samstag sei nun eine zweite Gruppe von zwölf Personen des Schweizerischen Korps der Humanitären Hilfe (SKH) im Bezirk Hatay angekommen. Die Übergabe von der Rettungskette Schweiz an das SKH-Team habe am Sonntagmittag stattgefunden.
Die Angehörigen des SKH konzentrierten sich auf die Überlebenshilfe der betroffenen Menschen vor Ort. Es bestehe insbesondere ein enormer Bedarf an winterfesten Unterkünften, an Abklärungen über die weitere Nutzung noch stehender Gebäude und an medizinischer Grundversorgung, sagte ein EDA-Sprecher.
Schweiz schickt winterfeste Zelte
300 winterfeste Familienzelte für 1500 Personen seien am Samstag von der Schweiz per Linienflug in die Türkei transportiert worden. Die Verteilung der Familienzelte wird laut EDA durch den türkischen Katastrophenschutz (AFAD) übernommen.
Ein Team von vier Expertinnen und Experten werde zudem am Montag von Damaskus Richtung Aleppo aufbrechen, um die Nothilfe der Schweiz vor Ort in Syrien umzusetzen. Ähnlich wie in der Türkei plane die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza), 300 winterfeste Familienzelte für 1500 Personen nach Syrien zu liefern. Abklärungen dazu liefen, hiess es beim EDA. Für die Hilfe in der Türkei und in Syrien gab die Deza sieben Millionen Franken frei.
Rettungshunde-Teams geht es gut
Den Teams der Rettungshundeorganisation Redog, die in der türkischen Stadt Iskenderun im Einsatz stehen, geht es gut. Menschen und Hunde seien in gutem Zustand und es gebe keine gesundheitlichen Probleme, sagte Redog-Einsatzleiterin Linda Hornisberger derweil am Sonntag der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Es gebe bei den Hunden lediglich kleinere Verletzungen. Man sei dafür dankbar, besonders angesichts der Tatsache, dass es hätte Nachbeben geben können.
Momentan plane man die Rückreise in die Schweiz. Neue internationale Suchteams würden eingesetzt. Fast eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben sinke jedoch die Chance, Lebende zu finden. In der Stadt Iskenderun in der Provinz Hatay arbeiteten zehn Personen und sechs Hunde der Rettungshundeorganisation mit der türkischen Rettungsorganisation GEA zusammen.
Die Schweizer Rettungsteams hatten am Wochenende trotz Meldungen von Helfern anderer Staaten vorerst keine Sicherheitsbedenken. Die Sicherheitsmassnahmen wurden laut EDA jedoch entsprechend erhöht und die Lage beobachtet.
Visa-Verfahren vereinfacht
Um Türkinnen und Türken die ihr Obdach verloren haben zu ermöglichen, vorübergehend rascher bei Verwandten in der Schweiz unterzukommen, sollen sie bei der Visa-Vergabe prioritär behandelt werden. Bis Samstagabend hätten 603 Menschen ein Gesuch gestellt, um schneller ein Visum zu erhalten, bestätigte das Staatssekretariat für Migration (SEM) einen Bericht der «SonntagsZeitung».
Zwei SEM-Mitarbeiter sollen deshalb das Personal in der Türkei aufstocken. Um ein beschleunigtes Visum-Verfahren zu durchlaufen, müssen Betroffene ein Formular ausfüllen. Alle Anträge werden laut SEM einzeln von den Schweizer Behörden geprüft. Dies solle so «rasch als möglich» geschehen, schrieb das SEM weiter. Man stehe in engem Kontakt mit den türkischen Behörden.
Grossteil der Spenden geht an Syrien
Die Glückskette erhielt bis am Sonntagmorgen Spendenzusagen in der Höhe von 14'019'007 Franken für die Opfer des Erdbebens. Ein Grossteil der Spenden sei für Betroffene in Syrien vorgesehen. «Dort ist die Situation besonders prekär», sagte Glückskette-Direktorin Miren Bengoa im Interview mit dem «SonntagsBlick». Viele betroffene Gebiete in Syrien seien isoliert. Zudem herrsche seit zwölf Jahren Krieg. Hinzu kämen die extremen Wetterbedingungen.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) unterstütze den Nothilfe-Einsatz des Syrischen roten Halbmondes, twitterte die humanitäre Organisation. In Aleppo, Latakia, Homs und Hama versorge das IKRK Spitäler mit medizinischen Hilfsgütern und Sammelunterkünfte mit Nahrungsmitteln, Hygieneartikeln und Winterpaketen. Medikamente, Lebensmittel, Decken, Matratzen seien unterwegs, um den Bedarf von Zehntausenden vertriebenen Familien zu decken.