Spenden via Twint – für den guten Zweck oder die Schweizer Banken? | PilatusToday
Schweizer Hilfswerke

Spenden via Twint – für den guten Zweck oder die Schweizer Banken?

25.09.2023, 23:26 Uhr
· Online seit 24.09.2023, 07:14 Uhr
Schweizer Hilfswerke sammeln zurzeit Spenden für Marokko und Libyen. Ein beliebtes Zahlungsmittel ist Twint. Ein Teil der Spenden wird jedoch für eine Gebühr abgezwackt. So stehen die Hilfsorganisationen zu Twint.
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In Marokko bebt die Erde und in Libyen schwemmen Wassermassen die Strassen. Bei den zwei Katastrophen starben insgesamt mehrere tausend Menschen – zahlreiche weitere wurden verletzt und verloren ihr Zuhause.

Nach den Ereignissen haben Hilfsorganisationen die Schweizer Bevölkerung zu Spenden aufgerufen – und auch die Bezahl-App Twint verschickte Push-Benachrichtigungen, wie eine Leser-Reporterin der Today-Redaktion berichtet. Welche Rolle spielt Twint bei Spendenaktionen? Und was bringt die Bezahl-App den Hilfswerken?

Twint ist ein beliebtes Zahlungsmittel für Spenden

«Bei den Online-Spenden ist Twint das wichtigste Zahlungsmittel geworden», schreibt Raymond Ruch, Leiter Kommunikation beim Schweizerischen Roten Kreuz, auf Anfrage der Today-Redaktion. Konkret komme beim Schweizerischen Roten Kreuz etwa ein Drittel der Online-Spenden über Twint rein. Gerade bei Katastrophen würden die Menschen gerne schnell und unkompliziert spenden – was via Twint der Fall sei, erklärt Ruch.

Dies unterstreicht die Spendensammelorganisation Glückskette. «Vor allem während und nach akut auftretenden Ereignissen ist Twint eine sehr einfache, intuitive und schnelle Spendenmöglichkeit», erklärt Sprecher Fabian Emmenegger der Today-Redaktion.

Auch bei der Glückskette sei Twint ein beliebter Bezahlkanal, sagt Emmenegger weiter. «Etwas mehr als die Hälfte der Spenden über unsere Webseite werden via Twint getätigt.» Der Spendenaufruf via Twint bietet laut Emmenegger einen Mehrwert für die Glückskette, weil die App bei der Bevölkerung stark etabliert sei.

Twint sendet Spende-Push-Benachrichtigungen

In der Twint-App gibt es ein eigenes Spenden-Portal. Hier kann Geld an Hilfswerke aus verschiedenen Gebieten – etwa «Soziales», «Tiere und Umwelt» oder «Menschenrechte» – gespendet werden. Twint pusht sogar Spende-Aufforderungen aus der App hinaus: «In seltenen Ausnahmefällen werden Push-Benachrichtigungen an diejenigen Nutzenden versendet, die in der Twint-App eine Einwilligung für den Empfang entsprechender Push-Nachrichten gegeben haben», erklärt Ettore Trento, Mediensprecher von Twint. Dies stosse auf grosses Interesse und führe «messbar zu einem erhöhten Spendenaufkommen», so Trento.

Damit die Hilfswerke Twint als Bezahl-Option überhaupt nutzen können, müssen sie Pakete über die Fundraising-Organisation Raisenow lösen, die wiederum eine Partnerschaft mit Twint hat. Sie seien ein «Dreamteam», schreibt Raisenow über die Zusammenarbeit. Das Paket, das die gesamte Twint-Technologie beinhaltet, kostet die Hilfswerke 195 Franken pro Monat.

Transaktionsgebühr bei Twint-Spenden

Unkompliziert, einfach und praktisch – das sind die Vorteile von Twint. Doch Spenden via Twint hat auch seine Schattenseiten. Schattenseiten, die tatsächlich etwas im Schatten bleiben und vielen Spendierfreudigen nicht gänzlich bewusst sein werden. Denn beim Spenden via Twint fallen Gebühren an.

Wer auf dem Spendenportal der Twint-App auf das kleine «i» klickt, gelangt zum FAQ von Twint. Unter der zweiten Frage wird ersichtlich, dass die Spende nicht komplett an die Hilfswerke geht. «Ein kleiner Beitrag wird von Twint für die Überweisung und von Raisenow für das Zurverfügungstellen der Spendenumgebung abgezogen», heisst es dort.

Sprich, wer 50 Franken spendet, spendet auch einen Teil an Twint und Raisenow – und damit an Schweizer Banken, denn diese stecken hinter Twint.

Wie hoch diese Gebühr ist, hinge von der Zahlungsvariante ab, erklären sowohl Raymond Ruch als auch Fabian Emmenegger. Also, ob via QR-Code, der Website des Hilfswerks oder Spotlight (also direkt in der App) gespendet wird. Die Gebühren liegen laut Ruch aber insgesamt bei unter zwei Prozent.

Ettore Trento von Twint sagt dazu: «Von verschiedenen Hilfsorganisationen hören wir immer wieder, dass eine Anbindung an Twint durch RaiseNow angesichts der Gesamtkosten von Spendenaktionen einer der kosteneffizientesten Kanäle zur Sammlung von Spenden ist.»

80 Prozent zahlen Bearbeitungsgebühr

Auf der Website der Glückskette werden die Spendenden auf die Gebühren aufmerksam gemacht – und können diese für die Hilfsorganisation übernehmen. «Ja, ich übernehme die Bearbeitungsgebühren von 2 Prozent und stelle so sicher, dass 100 Prozent meiner Spende an die Glückskette gehen», heisst es auf der Website. Dies finde auf freiwilliger Basis statt, so Emmenegger, und helfe, die Kosten bei der Spendenbearbeitung zu decken. «Wir sehen, dass diese Option von einem Grossteil, über 80 Prozent, der Spendenden übernommen wird», erklärt der Sprecher.

Eine Option, die auch das Schweizerische Rote Kreuz prüft. «Wir sind aktuell dabei, die Akzeptanz einer solchen Gebührenübernahme bei unseren Spenderinnen und Spendern zu prüfen», erklärt Raymond Ruch.

Lastschriftverfahren am billigsten

Wer sicher sein möchte, dass die Spende auch wirklich komplett bei den Hilfsorganisationen landet, überweist das Geld via E-Banking. Diese Zahlungsvariante ist für das Schweizerische Rote Kreuz laut Raymond Ruch am billigsten und effizientesten. Das bestätigt auch Fabian Emmenegger von der Glückskette, «denn beim E-Banking fallen keine Gebühren an».

«Aus diesem Grund ermutigen wir unsere Spenderinnen und Spender auch, wenn möglich, per Online-Einzahlung zu spenden», schreibt Emmenegger. Den grössten Teil der Spenden erhalte die Glückskette über diesen Weg.

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veröffentlicht: 24. September 2023 07:14
aktualisiert: 25. September 2023 23:26
Quelle: Today-Zentralredaktion

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