Sonntagspresse

Ungeprüfte Schutzkonzepte, übermässige Staatshilfe und Fussballer-Löhne

· Online seit 10.05.2020, 12:40 Uhr
Das sind wichtigsten Nachrichten aus der Sonntagspresse.
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NZZ am Sonntag

Restaurants und Läden öffnen mit ungeprüften Schutzkonzepten: Ist die Sicherheit gegeben? Sind wir bereit?

Nach mehreren Wochen Lockdown werden morgen Montag Läden und Restaurant wieder öffnen. Natürlich unter Berücksichtigung eines Schutzkonzepts. Doch nicht jedes Schutzkonzept der Läden und Restaurants muss vom Bund bewilligt werden. Dies bemängeln nun Unternehmer und Gewerkschafter, wie die «NZZ am Sonntag berichtet».

Der Bund empfiehlt für die Restaurants Massnahmen, wie Maskentragen für Mitarbeitende, Trennscheiben zwischen Tischen oder die Aufnahme der Kontaktdaten von Gästen. Doch dies sind lediglich Vorschläge des Bundes. Die genaue Ausgestaltung der Schutzkonzepte überlässt er den einzelnen Branchen. Überprüfen oder absegnen, dies macht der Bund nicht. Damit sei der Willkür Tür und Tor geöffnet. «Wir hätten uns gewünscht, dass der Bund für die Schutzkonzepte verbindliche Richtlinien erlässt», sagt Damien Ojetti, Zentralpräsident von Coiffure Suisse gegenüber der «NZZ am Sonntag». Die unverbindlichen Regeln der Schutzkonzepte sorge für Verunsicherung und könnte dazu führen, dass sich einzelne Betriebe gar nicht an die Konzepte halten, befürchtet Michael Gehrken, Präsident des Schweizerischen Fahrlehrerverbands.

Auch die Gewerkschaften bemängeln die Unverbindlichkeit der Massnahmen. «Die Bevölkerung geht davon aus, dass diese Schutzkonzepte von den Behörden überprüft und bewilligt worden sind», erklärt Luca Cirigliano, Zentralsekretär des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds gegenüber der «NZZ am Sonntag».

Nun verlangen die Modeketten plötzlich wieder Ware: Asiens Näherinnen haben keine andere Wahl als zu nähen

Weil die Kleiderläden ab Montag wieder öffnen dürfen, nehmen viele Textilfabriken im Ausland den Betrieb auf. Zwangsläufig. Denn die Textilbranche liegt am Boden, wie die «NZZ am Sonntag berichtet». Viele Näherinnen hätten ihren Job verloren, die besseren Arbeitsbedingungen, die sich die Textilarbeiterinnen in den vergangenen Jahren erkämpft haben, seien zu nichte gemacht worden. Nun müssten sie trotz Coronavirus ihre Arbeiten wieder aufnehmen, um zu überleben.

Laut den Risikoberatern von Verisk Maplecroft ist die Gefahr äusserst hoch, dass sich die vom Virus verursachte Lungenkrankheit Covid-19 wie ein Lauffeuer durch die Elendsviertel um die Textilfabriken fressen könnte, schreibt die «NZZ am Sonntag».

SonntagsZeitung

So unterschiedlich schützen die Schulen die Kinder

Von mobilen Waschstationen, über Plexiglasscheiben bis zu gestaffelten Pausen – Schulen reagieren unterschiedlich auf die Hygienemassnahmen des Bundes. Je nach dem in welchen Kanton die Schule angesiedelt ist, liegt ein anderes Schutzkonzept vor, wie die «SonntagsZeitung» berichtet.

Insgesamt 26 verschiedene Schutzkonzepte wurden in den vergangenen Wochen und Tagen erarbeitet, für jeden Kanton ein eigenes. Diese unterscheiden sich massgeblich und widersprechen sich sogar teilweise. Und: Jede Gemeinde und jede Schule hat wiederum ein eigenes Schutzkonzept mit eigenen Massnahmen, die sie im Unterricht umsetzen. So werden in einigen Schulhäusern die Pausen in Zukunft gestaffelt abgehalten, teilweise kommen Plexigläser zum Einsatz oder mobile Waschstationen, um das regelmässige Händewaschen zu gewährleisen. In einem Punkt stimmen Schutzkonzepte überein: regelmässiges Händewaschen und Lüften, sowie Mindestabstand zwischen Lehrpersonen und Schülerschaft.

«Die Corona-Krise zeigt, wie verletzlich wir sind»

In Interview mit der «SonntagsZeitung» spricht der Präsident der Schweizerischen Nationalbank Thomas Jordan über die Kosten der Pandemie und die Auswirkungen auf unseren Wohlstand.

Zu Beginn hätten die wirtschaftlichen Aussichten für das 2020 positiv ausgesehen, nun müsse man mit dem grössten Einbruch seit der Grossen Depression der 1930er-Jahre rechnen, erklärt Jordan. Er rechnet damit, dass uns die wirtschaftlichen Auswirkungen längerfristig beschäftigen werden. Und damit auch unseren Wohlstand bedroht. Deshalb sei die Politik gefordert, um einen Königsweg zu finden, «um die wirtschaftliche Aktivität wieder zu erhöhen und dabei die Ausbreitung des Virus so unter Kontrolle zu halten, dass es nicht zu einer zweiten Welle kommt.»

Staatshilfe knackt die Grenze von 100 Milliarden

Besondere Situationen verlangen nach besonderen Massnahmen. Auf die Coronakrise umgemünzt, heisst das, für die Wirtschaft schnürt der Bund ein Hilfspaket von 100 Milliarden. Die Frage bleibt: Wer bleibt auf der Rechnung sitzen?

Die Corona-Massnahmen des Bundes koste mehr als alle Ausgaben für Militär und Landwirtschaft der letzten zehn Jahre zusammen, schreibt die «SonntagsZeitung». Die Dimensionen der Wirtschaftsspritze sind enorm. Die Schulden des Bundes werden massiv ansteigen. Auch die Schulden, die in den vergangenen Jahren abgebaut wurden, richten nichts gegen den hohen Schuldenanstieg aus. Der Ausweg führt vermutlich über eine zusätzliche Verschuldung oder das Hinausschieben der Rückzahlungen.

SonntagsBlick

So viel kassieren die Super-League-Spieler

Auch wenn gerade kein Fussball gespielt wird, darüber geredet wird trotzdem, vor allem über die Löhne der Fussballer. Der «SonntagsBlick» hat die Löhne der Schweizer Fussballer genauer unter die Lupe genommen.

Die Zahlen stammen nicht aus den Spielerverträgen, sondern sind lediglich Schätzungen von Internen. Daraus hat der «SonntagsBlick» ein durchschnittlicher Jahreslohn eines Schweizer Fussballers von 13'900 Franken errechnet. Damit ist der Lohn doppelt so hoch, wie der Medianlohn eines Schweizers von 6'500 Franken. Aber auch meilenweit weg von einem Millionenlohn von Kaderangestellten in der Pharma-, Finanz- oder Versicherungsbranche, wie der «SonntagsBlick» zeigt.

Die Vorteile gegenüber horrenden Fussballerlöhne könnten damit zusammenhängen, dass in anderen europäischen Ligen immense Summen im Spiel seien. Dies sorge für ein verzerrtes Bild, wie YB-Sportchef Christoph Spycher gegenüber dem «SonntagsBlick» erklärt. Nur lediglich ein Spieler kommt auf einen Millionen-Fixlohn: der FCB-Spieler Zdravko Kuzmanovic. Die meisten Spieler der Super League kommen jedoch auf ein jährliches Salär zwischen 5'000-20'000 Franken.

Jeder dritte Arzt fühlt sich ausgebrannt

In vielen Spitälern wird das Arbeitsgesetz missachtet, dies zeigt eine noch unveröffentlichte Studie, die dem «SonntagsBlick» vorliegt. In Auftrag gegeben hat die Umfrage, der Verband der Schweizerischen Assistenz- und Oberärzte (VSAO). Zwischen Januar und März wurden schweizweit knapp 3000 Ärzten aus regionalen, kantonalen und Universitätsspitälern befragt.

Der Spardruck und die aufwendige Bürokratie macht den Ärztinnen und Ärzten zu schaffen. Mehr als die Hälfte der befragten Mediziner arbeitet mehr als gesetzlich erlaubt wäre. Und die Überstunden, die sie anhäufen, werden selten gemeldet. Dies führt auch zu Erschöpfungszuständen. 56 Prozent der Ärzte gibt an, sich meistens oder häufig müde zu fühlen, wie der «SonntagsBlick» schreibt.

Das Wohl der Mediziner ist das eine, die des Patienten das andere. Wenn Ärztinnen nicht 100 Prozent leisten können, wie sollen sie eine qualitativ gute Behandlung von Patienten gewährleistet können? «Es ist problematisch, wenn ein Arzt nach 14 Stunden im Dienst und unter Stress Beschlüsse treffen muss, die über Leben und Tod entscheiden,» sagt Geschäfts­leitungsmitglied der Schweizerische Patientenorgani­sation (SPO)und Facharzt für Innere Medizin, Daniel ­Tapernoux gegenüber dem «SonntagsBlick».

veröffentlicht: 10. Mai 2020 12:40
aktualisiert: 10. Mai 2020 12:40
Quelle: PilatusToday

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