VR-Präsident hat Strip-Spesen von Vincenz abgesegnet
Die Zürcher Staatsanwaltschaft hat vor knapp drei Monaten Anklage gegen Pierin Vincenz erhoben, sie wirft ihm gewerbsmässigen Betrug, Veruntreuung, Urkundenfälschung sowie passive Bestechung vor. Die «SonntagsZeitung» hat Einsicht in das Protokoll der Einvernahme von Johannes Rüegg-Stürm, langjähriger Verwaltungsratspräsident der Raiffeisen-Gruppe und Pierin Vincenz’ Vorgesetzter, vom Mai 2019 erhalten und fragt: Wie naiv darf man sein, bevor man zum Mittäter wird?
Der HSG-Professor Rüegg-Stürm hat die exorbitanten Spesen von Vincenz abgesegnet. Gemäss den Ermittlungen gab Vincenz zwischen 2011 und 2015 über 100’000 Franken zulasten seiner Raiffeisen-Firmenkreditkarten in Cabarets und Stripclubs aus. Rüegg-Stürm sei nie etwas aufgefallen, schreibt die «SonntagsZeitung».
Strip-Clubs in St.Gallen, und Lugano, Reisen nach Dubai, London, Ischgel, New York und auch die über 3000 Franken teure Übernachtung im Fünfsternhotel Hyatt Zürich, bei der eine Geliebte von Vincenz das Hotelzimmer demolierte, alles hat Rüegg-Stürm unterschreiben. Er habe alle Belege geprüft, sagte er in der Einvernahme. Ihm sei nichts aufgefallen.
Der St.Galler HSG-Professor ist nicht angeklagt, er leitet das Institut für Systemisches Management und Public Governance, das heisst er lehrt die gute Führung öffentlicher Unternehmen. Die Anklage argumentiert, Vincenz habe Rüegg-Stürm über den wahren Zweck seiner Ausgaben getäuscht. Die Verteidigung von Vincenz wiederum findet, ihm könne nichts zur Last gelegt werden, denn der Präsident habe ja alles abgesegnet, wie die «SonntagsZeitung» schreibt.
(agm)