Aufruf

Wissenschaftler fordern europaweiten Lockdown

27.12.2020, 09:39 Uhr
· Online seit 27.12.2020, 06:04 Uhr
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Europa fordern ein koordiniertes Vorgehen in der Pandemie-Bekämpfung. Auch Schweizer Expertinnen und Experten stehen hinter der Forderung.
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Über 350 Wissenschafterinnen und Wissenschafter aus ganz Europa haben zu einem koordinierten Vorgehen gegen die Pandemie aufgerufen, wie die «NZZ am Sonntag» schreibt. «Um einen Pingpong-Effekt von importierten und reimportierten Corona-Infektionen zu vermeiden, sollten die Bemühungen um niedrige Fallzahlen in allen europäischen Ländern synchronisiert sein und so schnell wie möglich beginnen», schreiben sie in einem Aufruf, der in der medizinischen Fachzeitschrift «The Lancet» publiziert wurde.

Bekannte Schweizer Experten stehen hinter der Forderung

Aus der Schweiz haben neun Forscher den Aufruf unterschrieben, darunter etwa der ehemalige Präsident der wissenschaftlichen Taskforce des Bundes, Matthias Egger, sowie vier weitere Taskforce-Mitglieder und die Genfer Virologin Isabelle Eckerle. «Wenn die einen lockern, während die anderen verschärfen, gefährdet das den Erfolg des Lockdowns in einem anderen Land», sagt sie in der Sonntagsausgabe der NZZ.

«In einem Europa mit offenen Grenzen funktioniert die Pandemiebekämpfung nur so gut, wie es das Land hinbekommt, das es am schlechtesten macht.» Es brauche deshalb rasch eine gemeinsame Strategie zur Senkung der Fallzahlen. «Letztlich läuft das auf einen europaweiten Lockdown hinaus», sagte die Virologin der Zeitung.

Die Autoren streben in ihrem Aufruf einen Richtwert von maximal zehn neuen Corona-Fällen pro eine Million Menschen pro Tag an. Sie rechnen damit, dass mit raschen, harten Massnahmen dies bis spätestens im Frühjahr 2021 machbar sei.

Eckerle: Mutation macht Eindämmung des Coronavirus schwieriger

«Wir wissen allerdings noch nicht, inwiefern diese Entwicklung an der Eigenschaft des Virus liegt oder noch durch andere Faktoren, wie zum Beispiel geringe Massnahmen in der Region, verstärkt worden ist», sagte Eckerle in einem anderen Interview dem "SonntagsBlick".

Sollte sich zeigen, dass die Mutation tatsächlich ansteckender sei, mache das die Eindämmung des Virus noch schwieriger. Es könnte so auch zu mehr Todesfällen führen. Die Mutation stütze den Aufruf der Wissenschaft nach einer europaweit einheitlichen Strategie.

Das Coronavirus respektiere keine Landesgrenzen. «Wollen wir gut durch die nächsten Monate kommen, müssen jetzt alle Länder an einem Strang ziehen», sagte Eckerle. Im Prinzip müssten alle Länder ähnliche Massnahmen ergreifen, um das Virus einzudämmen. Ganz Europa bräuchte einen koordinierten Lockdown.

(sda/red.)

veröffentlicht: 27. Dezember 2020 06:04
aktualisiert: 27. Dezember 2020 09:39
Quelle: sda / PilatusToday

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