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«Zu wenig Wasser»: Skipisten-Legende Pieren zu den Absagen im Weltcup

13.12.2023, 07:23 Uhr
· Online seit 13.12.2023, 06:12 Uhr
Er gilt als Meister der Skipisten-Präparation: Der Adelbodner Hans Pieren hat jahrzehntelang für kompakte Weltcup-Pisten gesorgt. Was er über die vielen Absagen im Skizirkus, Weltcuprennen in Zermatt und die Vorbereitungen auf die Rennen im Oberland denkt, erzählt er im Interview.
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BärnToday: Herr Pieren, Sie sind im Verwaltungsrat der Weltcuprennen in Adelboden. Die Hauptstrasse nach Adelboden war wegen des schlechten Wetters nun schon mehrmals gesperrt. Sind die Vorbereitungen für die Weltcuprennen in Adelboden in der ersten Januarwoche noch auf Kurs?

Es geht schon. Natürlich verursachen solche Dinge zusätzliche Aufwände. Es ist nicht praktisch.

Macht Ihnen das Sorgen, sind die Rennen in Adelboden in Gefahr?

Nein, das macht mir keine Sorgen. Ich erinnere mich an ein Rennen in Adelboden in den 80er-Jahren, als ich noch Skifahrer war. Damals war die Strasse nach Adelboden während der Rennen geschlossen. Dennoch konnte es stattfinden. 2018 rutschte die Strasse ebenfalls ab und erst in der Nacht auf den ersten Renntag wurde sie geöffnet und alles war bereit. Wir wissen alle, dass die Natur stärker ist als wir. Aber ich sehe keine besonderen Punkte, die mich nervös machen.

Nervös dürfte aber der internationale Skiverband (FIS) sein. Von neun angesagten Ski-Weltcuprennen der Männer konnten bisher nur zwei stattfinden. Wie schätzen Sie diese Situation ein?

Eigentlich jeder, der schon in Zermatt trainiert oder Ski gefahren hat, weiss, dass es schwierig ist, im November Weltcuprennen durchzuführen. Das Wetter um diese Zeit ist eine Herausforderung und entsprechend kann es halt zu solchen Situationen und Absagen kommen. Das ist das Risiko, das man eingeht. Die Situation in Beaver Creek war wirklich unglücklich. Die Rennen dort sind jeweils sehr gut organisiert. Dass es zu drei Absagen gekommen ist, war einfach Pech. In Val d'Isère ist es jedes Mal schwierig, wenn das Wetter schlecht wird und es schneit. Aus der Ferne kann ich nicht beurteilten, ob der Slalom hätte stattfinden können.

Wie viel Verantwortung trägt der internationale Skiverband bezüglich der vielen Absagen?

In Zermatt kann man sich einige Fragen stellen. Ich finde die Idee eines länderübergreifenden Weltcuprennens gut. Im Rennkalender hat es auch Platz. Es ist aber auch kein Zufall, dass bisher im November während dieser Zeit keine Rennen angesetzt waren. Meteorologisch ist und bleibt das auf den Gletschern eine Herausforderung und das weiss man. Die FIS wollte unbedingt diese Rennen lancieren, vielleicht haben sich dann einige Leute blenden lassen, weil der Weltcup für den Ort attraktiv ist. Dabei ging der Warnfinger der Natur etwas vergessen. Es ist nicht unmöglich, Rennen in Zermatt durchzuführen, aber es ist schwieriger als an anderen Orten.

Der Schweizer Slalomfahrer Daniel Yule kritisierte nach der Absage in Val d'Isère die Organisatoren. Er ist davon überzeugt, dass eine Absage hätte verhindert werden können, wenn bei der Präparation der Strecke keine eklatanten Fehler gemacht worden wären. 

Ich war nicht in Val d'Isère und kann das nicht beurteilen. Ich will da nicht etwas kritisieren.

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Wie können die Organisatoren eine Piste retten, wenn die Bedingungen schlecht sind?

Wenn die Piste bricht, dann war zu wenig Wasser im Boden. Für solche Aussagen wurde ich manchmal auch kritisiert. Aber das ist meine Haltung und bei der bleibe ich, bis mir jemand eine bessere Alternative aufzeigt. Es ist wie ein Naturgesetz: Je mehr Wasser in der Piste ist, desto sicherer ist sie für die Athleten und umso weniger Probleme gibt es bei der Durchführung der Skirennen, wenn das Wetter schlecht oder warm wird. Die Wasserbalken, die wir für die Pistenpräparation im Oberland verwenden, ist für mich alternativlos. Wenn es bessere Optionen gibt, probiere ich sie gerne aus. Bis jetzt gibt es sie nicht. In Adelboden und auch in Wengen hatten wir bisher viel Erfolg bezüglich der Durchführung der Rennen. In gewissen Fällen kann Salz als Notlösung auch weiterhelfen, in Val d'Isère wäre dies aber beispielsweise keine Option gewesen.

Lösen die vielen Absagen im Weltcup-Zirkus jetzt mehr Druck auf die Organisatoren in Adelboden und Wengen aus? Weitere Absagen wären gar nicht gut.

Nein, ich glaube nicht. In Adelboden und auch in Wengen wird alles gegeben, damit faire Rennen im Januar stattfinden können. Wir versuchen, nichts dem Zufall zu überlassen und haben Erfahrung damit, wenn es plötzlich viel schneit oder warm wird. Wir geben mit unseren Leuten immer das Beste und mehr können wir nicht tun. Da spielt es für uns keine Rolle, ob es jetzt im Vorfeld viele Absagen gab oder nicht. Klar ist es für das Gesamtprodukt Weltcup schlecht, wenn Renne abgesagt werden müssen. Da leidet der gesamte Skisport mit.

veröffentlicht: 13. Dezember 2023 06:12
aktualisiert: 13. Dezember 2023 07:23
Quelle: BärnToday

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