Covid, Masken und Zertifikate

Zürcher Maskenmillionäre stehen unter Verdacht, Zertifikate gefälscht zu haben

· Online seit 10.09.2023, 08:34 Uhr
Mit Hygienemasken machten die beiden Firmeninhaber Millionen – jetzt machen sie mit Skandalen Schlagzeile. Neben fragwürdiger Qualität sitzt ihnen nun auch noch der Verdacht auf gefälschte Hersteller-Zertifikate im Nacken.
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Während der Covid-Pandemie machten die beiden Unternehmer Luca Steffen und Jascha Rudolphi mit Hygienemasken Kasse. Über acht Millionen Masken lieferte die Firma der beiden, Emix, an die Armee. Der ursprüngliche Skandal, dass die Masken zu überrissenen Preisen verkauft wurden, wird nun noch getoppt.

Wie Recherchen zeigen, sollen die Masken nun auch noch von geringer Qualität gewesen und Hersteller-Zertifikate mutmasslich gefälscht worden sein, schreibt die «Sonntagszeitung».

Masken mit Covid-Kredit gekauft

Wie ein Untersuchungsbericht der Geschäftsprüfungskommission des Nationalrats belegt, kaufte die Armeeapotheke Masken vom Typ II der Marke Sword im Wert von 7 Millionen Franken. Das sind 85 Rappen pro Stück. Finanziert wurde der Masken-Kauf mit einem Covid-Kredit des Bundes und machte die beiden Unternehmer reich.

Ein Bericht aus dem Labor in Spiez, wo die Masken getestet wurden, der der «Sonntagszeitung» vorliegt, soll beweisen, dass die Masken von minderwertiger Qualität waren. Im Bericht werde festgehalten, dass «die Masken Sword nicht dieselben Leistungen aufweisen wie unsere Referenz». Sie würden also daher eine «schlechtere Leistung» erbringen und mehr Aerosole durchlassen. Die Trägerinnen und Träger würden demnach weniger gut vor Ansteckungen geschützt.

Zertifikate werfen Fragen auf

Der Hersteller Sword bestreitet jedoch, dass die Masken überhaupt von ihm stammen würden. Wie Abklärungen zeigten, weisen die beigelegten Herstellerzertifikate tatsächlich Unregelmässigkeiten auf. Dies war zum Beispiel für Australien Grund genug, die Zulassung für Masken dieser Marke wieder zurückzuziehen.

Das Unternehmen Emix dementiert: «Die Sword-Masken waren qualitativ in Ordnung, wie mehrfach auch vom VBS bestätigt, und alle vertraglich vereinbarten Pflichten wurden erfüllt. Dies ergibt sich auch aus der Einstellungsverfügung der Bundesanwaltschaft vom 23. März 2023», zitiert die «Sonntagszeitung»

Kanton Glarus zeigte Firma an

Die Ermittlungen der Bundesstaatsanwaltschaft befassten sich insbesondere mit minderwertigen FFP2-Masken. Diese wurden jedoch zu einem späteren Zeitpunkt von Emix ausgetauscht. Die Qualität der Maskenmarke Sword sei bisher nicht Gegenstand der Ermittlungen gewesen. Dies könnte sich nun jedoch ändern. Bei der Zürcher Staatsanwaltschaft sei nach wie vor ein Strafverfahren mit Verdacht auf Wucher gegen die Verantwortlichen hängig.

Die auf Wirtschafskriminalität spezialisierte Abteilung beschlagnahmte im März 2021 übriggebliebene Masken der Firma. Ob darunter auch Masken der Marke Sword seien, wollte die Behörde nicht mitteilen. Es gelte im Übrigen die Unschuldsvermutung, heisst es. Stein des Anstosses war übrigens eine Anzeige des Kanton Glarus.

Für einen Stückpreis von 8.50 Franken kaufte der Kanton 40'000 FFP2-Masken, die laut Anzeige von minderwertiger Qualität gewesen seien. Es sei auch zu prüfen, ob es illegal erwirtschafteten Gewinn gegeben habe, empfahl ein Experte in der «Rundschau».

Im Fall des Kantons Glarus hat man sich aussergerichtlich geeinigt, wie letzte Woche bekannt wurde. Das Strafverfahren laufe dennoch weiter.

Verdacht auf Fälschung bei Swissmedic gemeldet

«Von Emix hatten wir eine mangelhafte Lieferung. Diese wurde problemlos rückabgewickelt», heisst es zum Beispiel auch aus dem Kantonsspital Aarau, das ebenfalls Masken bei Emix gekauft hatte. Bei früheren Unregelmässigkeiten zeigte sich Emix ebenfalls kulant, tauschte die Masken der Armee aus. Die Armeeapotheke habe Kenntnis davon, heisst es.

Ob die Armee aufgrund des aktuellen Falls Schadenersatz geltend machen wolle, wird nicht kommuniziert. Der Fälschungsverdacht wurde allerdings Swissmedic gemeldet, heisst es.

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(roa)

veröffentlicht: 10. September 2023 08:34
aktualisiert: 10. September 2023 08:34
Quelle: ZüriToday

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