Schweiz

Zürich im Soll, Tessin darüber – Aargau, Luzern und St.Gallen im Minus

Aufnahme von Flüchtenden

Zürich im Soll, Tessin darüber – Aargau, Luzern und St.Gallen im Minus

· Online seit 28.04.2022, 15:06 Uhr
Eine Liste des Staatssekretariats für Migration zeigt, wie viele ukrainische Flüchtende die einzelnen Kantone bisher aufgenommen haben. Zürich liegt im Soll, die Kantone Bern und Tessin darüber. Im Minus liegen hingegen Aargau, St. Gallen, Waadt, Genf, Wallis und Luzern.

Quelle: CH Media Video Unit / Melissa Schumacher

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Demnach wurden bisher über 42'000 Personen den Kantonen zugewiesen. Wer nicht um den Schutzstatus S ersucht hat, wird allerdings nicht registriert. Der bevölkerungsreichste Kanton Zürich hat gemäss der Liste gut 7500 Menschen aufgenommen und liegt damit in etwa im Soll.

Rund 5800 Menschen mit Status S in Bern

Im Kanton Bern wohnen rund 5800 Menschen mit Schutzstatus S; das Soll liegt bei rund 5060 Menschen. Das Tessin nahm bisher knapp 2600 Flüchtlinge aus der Ukraine auf; das Soll des Südkantons liegt bei 1700 Personen. Über dem Soll liegen auch Basel-Stadt und Thurgau.

Für die Ungleichgewichte gebe es verschiedene Gründe, sagte David Keller, Leiter Krisenstab Asyl, Staatssekretariat für Migration (SEM), am Donnerstag in Bern vor den Medien. Ein Grund könnten viele vorhandene private Unterkünfte sein, oder aber ein Kanton sei für einen anderen kurzfristig eingesprungen.

Ein Spezialfall sei Appenzell-Ausserrhoden, das prozentual gesehen am höchsten über dem Soll liege, sagte Keller. Der kleine Kanton verfüge über Infrastruktur, um ganze Heime aufzunehmen, zum Beispiel Kindergruppen. Auch das könne zu Verwerfungen führen.

Im Minus liegen namentlich die grossen Kantone Aargau, St. Gallen, Waadt, Genf, Wallis und Luzern. Diese Ungleichgewichte seien allerdings bereits etwas korrigiert worden. Seit Montag werden die Geflüchteten aus der Ukraine gemäss Verteilschlüssel und entsprechend der Einwohnerzahl den Kantonen zugewiesen.

Gewisse Kulanz

Der Verteilschlüssel werde vorläufig mit einer gewissen Kulanz angewendet, sagte Keller. Wohne jemand bereits in einem Schweizer Haushalt und die Kinder seien bereits eingeschult, mache eine Veränderung wenig Sinn. Komme aber jemand mit einem Adresszettel, «sind wir schon heute klar und sagen, dass das nicht geht».

Die Differenzen unter den Kantonen seien bereits etwas ausgeglichen, sagte Keller. Mit den Zahlen, die das SEM im Internet veröffentlichte, gehe es nicht darum, zu zeigen, welcher Kanton besser sei als der andere, und ob der Bund es besser mache. «Hier braucht es alle. Anpacken ist wichtiger als fingerpointing.»

Bund und Kantone verfügten zur Zeit über genügend Plätze für die Unterbringung von Geflüchteten aus der Ukraine. Von den gut 9000 Betten des Bundes sind derzeit rund 5000 belegt, wie das SEM schrieb. Auch die Kantone hätten genügend Reserven, um die ihnen zugewiesenen Menschen mit Schutzstatus S aufzunehmen.

Dass seit Montag ankommende Flüchtlinge prioritär Kantonen zugewiesen würden, die gemessen an der Einwohnerzahl bisher weniger Geflüchtete aufnahmen, begrüsse der Sonderstab Asyl.

Ausnahmen von der Zuweisungsregelung gelten für Personen, die mit ihrer Kernfamilie oder in deren Nähe wohnen wollen sowie besonders Verletzliche, die eine besondere Betreuung benötigen. Auch zusammen eingereiste Kernfamilien sollen zusammenbleiben können.

veröffentlicht: 28. April 2022 15:06
aktualisiert: 28. April 2022 15:06
Quelle: Today-Zentralredaktion

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