Diese Geschichten haben die vergangene Season geprägt

Wenn am Montag um 00.30 Uhr in Tampa der Super Bowl startet, sind diese Geschichten für einen Moment vergessen. Sie werden aber, gemeinsam mit dem zukünftigen Gewinner, in die Football-Geschichtsbücher eingehen.

Der Wechsel des Goat

Wenn es denn tatsächlich noch einen Beweis gebraucht hätte, wer der grösste Football-Spieler aller Zeiten (Goat = Greatest of all Time) ist, so hätte ihn Tom Brady in dieser Season geliefert. Der sechsfache Super Bowl Champion wechselte von seinem Stammverein, den New England Patriots, zu den Tampa Bay Buccaneers. Und der Druck war gewaltig. Aber Brady belehrte seine Kritiker eines Besseren und führte die Bucs - zusammen mit einer überragenden Defense - in den Super Bowl. Dort kommt es am Sonntag zum Generationen-Duell mit Patrick Mahomes, den vielen als nächsten Tom Brady betrachten.

Die Rückkehr des Alex Smith

Es ist eine schon fast märchenhafte Geschichte, wie sie nur der Sport zu schreiben vermag. Die Rückkehr des Quarterbacks Alex Smith. Im November 2018 verletzte er sich in einem Spiel gegen die Houston Texans so schwer, dass unklar war, ob er je wieder richtig wird laufen können. Von Football war damals keine Rede. Aber allen Widrigkeiten zum Trotz kämpfte sich Smith zurück aufs Football-Feld und wieder in die Start-Formation. Ja, er führte sein Team, das Washington Football Team (eine ganz andere Geschichte), sogar in die Playoffs. Hut ab vor dieser Leistung.

Das Ende einer Legende

Wie nach dem Ende jeder Season geben viele Spieler ihren Rücktritt bekannt. Das ist einmal mehr, einmal weniger dramatisch - und nachhaltig. Mit dem vermeintlichen Rücktritt von Drew Brees von den New Orleans Saints verlässt jedoch eine Football-Legende das Spielfeld. Die Rekordliste des 42-Jährigen ist länger als die Karrieren vieler seiner Kollegen: Meiste Passing-Yards, meiste Passing-Completions, meiste Touchdown-Pässe, höchste Completion-Percentage und etliche saisonale Rekorde. Die Liste ist schier endlos. Er wird als einer der besten Quarterbacks in die Geschichte eingehen. Nach einer First Ballot Hall of Fame Karriere. (Wenn er denn wirklich offiziell seinen Rücktritt verkündet…)

Corona prägt das Spieljahr

Wenn jemand in Zukunft an das Jahr 2020 zurückdenkt, wird ihm unweigerlich Corona in den Sinn kommen. So auch im NFL-2020. Keine oder kaum Fans, Masken am Spielfeldrand, massenhafte Tests, geschlossene Anlagen und Teams, die ihre Standorte wechselten, um staatliche Corona-Massnahmen zu umgehen. Vor allem die leeren Stadien werden in Erinnerung bleiben. Noch nie hatten Football-Spiele eine solch geisterhafte Atmosphäre. Noch nie konnte man die Spieler so gut kommunizieren hören. Noch nie wurden Coaches gebüsst, weil sie ihre Masken falsch trugen. Es war interessant. Es wäre aber noch viel schöner, wenn 2021 wieder die Normalität zurückkehrt.

In Cleveland ist der Stolz zurück

Etwas erfreuliches. Die Cleveland Browns sind wieder ein ernst zu nehmendes Team. Nach Jahren von glücklosen Draft-Picks und Seasons zum Vergessen, ist im Staate Ohio der Stolz zurück. Die Browns haben sich zu einem veritablen Anwärter auf einen möglichen Super Bowl entwickelt. Ein radikaler Umbau und einige gute Picks haben das möglich gemacht. Ihr Quarterback Baker Mayfield (ein ehemaliger Oklahoma Sooner, Link zu Alessandro) ist zwar noch zu wenig konstant, kann aber an einem guten Tag jedes Team der Liga ausspielen. Und mit dem Pass-Rusher Myles Garrett hat die Defense einen der besten Spieler der Liga in ihren Reihen. Vergessen sind die Tage der Tüten auf dem Kopf. In Cleveland ist die Sieger-Mentalität zurück.

Ein Spiel ohne Quarterback

Kuriose Szenen zeigten sich in der Spielwoche 12, als die Denver Broncos gegen die New Orleans Saints spielten. Bei den Broncos waren gleich alle vier (!) Quarterbacks in Quarantäne, weshalb ein kurz zuvor rekrutierter Wide-Receiver als Quarterback einsprang. Der 23-jährige Kendall Hinton gab zwar sein bestes, war aber völlig überfordert.

Ein Sprint wird zum Meme

Der Spielzug war für die Seattle Seahawks eigentlich gelaufen. Ihr Quarterback Russell Wilson warf einen Pick-6. Dachten alle. Dachte auch Budda Baker. Jedoch wurde die Rechnung ohne D.K. Metcalf gemacht. Der Ausnahme-Athlet dachte nicht daran, den Arizona Cardinals sechs Punkte zu schenken und setzte zu einem Sprint für Ewigkeit an. Das Video oder die Bilder, wie er Baker jagt und schliesslich noch einholt, wurde über Nacht zum Meme und kann für alle möglichen Situationen passend eingesetzt werden.

Tanking for Trevor

Jedes Jahr gibt es Spieler, die schon für Furore sorgen, auch wenn sie noch gar nicht in der NFL spielen. Diese Jahr, oder eher die vergangenen drei Jahre, war das Trevor Lawrence, College-Quarterback der Clemson Tigers. Er ist nicht nur sehr schön im Haar, sondern vor allem sehr stark auf dem Spielfeld. Er gilt als sicherer Nummer 1 Pick im nächsten Draft und hat die Fähigkeiten ein Team bis ganz nach vorne zu bringen.

Ob die Jacksonville Jaguars tatsächlich verloren haben, um Trevor Lawrence draften zu können, kann nicht bewiesen werden. Wahrscheinlich ist es nicht, möglich schon.

Mehr Frauen braucht die NFL

Die NFL wird vielseitiger. Und entdeckt die Vorteile von weiblichen Coaches. In den diesjährigen Playoffs waren insgesamt sechs Trainerinnen der verschiedenen Teams weiblichen Geschlechts. Ausserdem wird Jennifer King ab der neuen Season die erste Afroamerikanerin in der Funktion als Vollzeit-Assistenz-Coach.

Im Bild unten ist King mit Callie Brownson, die bei den Cleveland Browns coacht, und der Schiedsrichterin Sarah Thomas. Und diese Sarah Thomas schreibt ebenfalls Geschichte. Die 47-Jährige kommt nämlich als erste Schiedsrichterin bei einem Super Bowl zum Einsatz.

Zum Abschluss: Ein Persönliches Highlight

Im Rahmen dieser Football-Serie trat der Reporter an die Pittsburgh Steelers heran, um ein Interview mit dem fast Schweizer “Big” Ben Roethlisberger zu vereinbaren. Dies klappte zwar nicht, dafür durfte er an einem Zoom-Meeting mit dem zweifachen Super Bowl-Champion teilnehmen.