Schmierentheater

Das FCL-Problem heisst nicht Meyer, sondern Alpstaeg

22.09.2022, 10:09 Uhr
· Online seit 19.09.2022, 11:29 Uhr
Es brodelt mal wieder beim FC Luzern. Nicht in der Kabine, nicht auf dem Spielfeld, sondern wie so oft hinter den Kulissen. Es läuft, mal wieder, eine Kampagne gegen Sportchef Remo Meyer.
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Mit 11 Punkten aus 7 Spielen und dem Einzug in den Cup-Achtelfinal kann man sportlich durchaus von einem gelungenen Saisonstart sprechen beim FC Luzern. Der FCL-Dampfer tuckert in ziemlich ruhigen Gewässern vor sich hin. Doch anstatt diese zu geniessen, wird das Schiff auf turbulentere Untiefen zugesteuert. Am Steuer, als Kapitän sozusagen, Bernhard Alpstaeg. Lange hatte es der FCL-Hauptinvestor und Mehrheitsaktionär verstanden, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuhalten und das sportliche Geschehen in den Vordergrund zu stellen. Damit scheint nun Schluss zu sein. Alpstaeg selbst gab zwar kein Interview und dennoch scheint er der Strippenzieher hinter der Schmutz-Kampagne gegen FCL-Sportchef Remo Meyer zu sein.

Akt 1 im Schmierentheater – Wie alles begann

Doch der Reihe nach. Angefangen hat alles mit dem Berater-Zoff rund um FCL-Juwel Ardon Jashari («Blick» berichtete). Bernhard Alpstaeg hat Jashari und dessen Familie seit jeher unterstützt. In welchem Masse und Umfang oder Art und Weise ist nicht bekannt. Als Jashari nach der Rückrunde vor seinen ersten «richtigen» Vertragsverhandlungen mit dem FCL stand, musste und wollte er einen Berater an seiner Seite haben. Bislang amtete sein Bruder in dieser Funktion. Jashari entschied sich für Agron Krasniqi. Ein bestens vernetzter und wohlbesonnen arbeitender Berater. Doch dieser Entscheid, so heisst es, stiess Bernhard Alpstaeg sauer auf. Gemäss «Blick» soll es Alpstaeg als illoyal empfunden haben, dass sich Jashari für Krasniqi entschied und nicht, wie wohl von Alpstaeg gewünscht, für einen Berater seines Gustos. Auf Anfrage bei Bernhard Alpstaeg lässt dieser verlauten, dass er keine Stellungnahme auf eine Berichterstattung gebe.

Und dieser Gusto sollte wohl Giacomo Petralito heissen. Der Schweizer Spielerberater kennt das Geschäft seit vielen Jahrzehnten. Googelt man den Namen Giacomo Petralito so stösst man unter anderem auf folgende Schlagzeilen:

«Wolfsburg: Verbot für Allof’s Lieblingsberater Giacomo Petralito»
«1. FC Köln: Schweizer Berater verliert Millionen-Prozess»
«Klage gutgeheissen: YB kriegt viel Geld von Hakan Yakin»
«Keile und Klagen: Spielervermittler prügelt auf Journalisten ein»

Petralito war und ist ein grosser Name im Beratergeschäft des Fussballs. Diverse Schweizer und auch ausländische Top-Spieler vertrauten auf seine Dienste. Doch wenn man die oben genannten Schlagzeilen liest, so dürfte klar sein, warum Petralito den Namen Jashari nicht in sein Klientenbuch schreiben darf. Der 20-Jährige Ardon Jashari spielt auf dem Platz klug, ruhig und überlegt. Und ebenso klug, ruhig und überlegt scheint er seine Entscheidungen neben dem Platz zu treffen.

Dass dereinst mit dem FCL-Juwel sicherlich die eine oder andere Berater-Gage verdient werden kann, ist klar. Aber sie wird nicht in die Tasche von Petralito oder sonst jemanden aus dessen Umfeld fliessen.

FCL-Sportchef Remo Meyer setzte sich nach der Rückrunde also gemeinsam mit Jashari und Krasniqi an einen Tisch und verhandelte den neuen Vertrag für das FCL-Eigengewächs. Friede, Freude, Eierkuchen? Von wegen! Einige, die bei diesem Deal leer ausgegangen sind oder sich eine andere Beteiligung gewünscht hätten, schauten in die Röhre. Und den Zorn kriegt Agron Krasniqi zu spüren. Er erhält von der FC Luzern Holding AG mit Mehrheitsaktionär Bernhard Alpstaeg ein Stadionverbot.

Akt 2 im Schmierentheater – Meyer mit vermeintlichem Eigentor

Am Freitag, 16. September 2022 taucht auf dem Newsportal «Nau» folgende Schlagzeile auf:

«FC Luzern: Darum sind die Tage von FCL-Sportchef Remo Meyer gezählt»

Es geht um einen möglichen Transfer von Benfica-Verteidiger Adrian Bajrami. Remo Meyer soll einen Berater hintergangen haben, so der Vorwurf. Er soll wohl gar hinterlistig und somit kriminell gehandelt haben.

Remo Meyer, ein solches Verhalten ist ein No-Go. So die Meinung des «Nau»-Reporters. Dieses Verhalten müsse Konsequenzen haben. Stimmt, müsste es auch. Wenn es denn wahr wäre.

Akt 3 im Schmierentheater – Doch alles anders als gedacht?

Runde 3 in dieser unsäglichen Schmierenkomödie. «Nau» zumindest, so macht es den Anschein, hat es nicht für notwendig empfunden, zumindest einmal beim Spieler selbst nachzufragen. Dies hat dann der «Blick» gemacht. Und oh Wunder, Adrian Bajrami arbeitet nicht mit Sedat Duraki. Er kenne diesen zwar, habe aber keine geschäftlichen Kontakt mit ihm gehabt. Remo Meyer hat die Machenschaften Durakis durchschaut und ist ihm nicht auf den Leim gegangen.

Doch warum liegt das Problem denn nun bei Bernhard Alpstaeg? Freunde werden Meyer und Alpstaeg wohl kaum noch. Müssen sie eigentlich auch nicht. Aber sie sollten die Arbeit gegenseitig wertschätzen und anerkennen. Und jeden für sich in seinem Bereich arbeiten lassen. Als Journalist verfügt der verantwortliche Reporter von «Nau» über ein grosses Netzwerk. Und zu diesem gehört auch Bernhard Alpstaeg. Hat Alpstaeg dem Reporter eine Geschichte gesteckt? Eine Geschichte, die sich so wohl gar nicht abgespielt hat? Auch diese Anfrage lässt Bernhard Alpstaeg unbeantwortet. Es bleibt bei der Rückmeldung: Kein Kommentar zu einer Berichterstattung. Fakt ist aber, dass nun einmal mehr eine Kampagne gegen Remo Meyer läuft, obwohl dieser stets korrekt, umsichtig und im besten Sinne des FCL gehandelt hat. Ob man dies bei allen Beteiligten in diesem Verfahren sagen kann, darüber soll jeder selbst entscheiden.

Wenn umtriebige Berater wie Petralito und Duraki jedoch vom FCL ferngehalten werden können, würde ich sagen, alles richtig gemacht. Bleibt zu hoffen, im Sinne und stets zum Wohle des FC Luzern, dass die Verhandlungen über einen möglichen Verkauf von Aktienanteilen umsichtiger und wohlüberlegter gemacht werden.

Vorhang zu, Schmierentheater zu Ende!

Wohl kaum. Leider. Im Hintergrund dürfte bereits fleissig am nächsten Drehbuch geschrieben werden.

veröffentlicht: 19. September 2022 11:29
aktualisiert: 22. September 2022 10:09
Quelle: PilatusToday

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