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KKJPD verurteilt organisierte Anreise der FCL-Fans nach St.Gallen

FCL-Fans in St.Gallen

Gibt es bald geschlossene Heimsektoren und Geisterspiele?

08.08.2023, 17:54 Uhr
· Online seit 08.08.2023, 11:27 Uhr
Trotz geschlossenem Gästesektor sind am Sonntag zahlreiche FCL-Fans ans Auswärtsspiel nach St.Gallen gereist. Dies kam bei der Stadt St.Gallen gar nicht gut an. Auch die Bewilligungsbehörden sind verärgert, verzichten aber vorerst auf Massnahmen.
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Die Konferenz der Kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und Polizeidirektoren (KKJPD) will die organisierte Anreise der FCL-Fans nicht tolerieren, wie sie am Dienstag mitteilt. Problematisch sei insbesondere, dass die Luzerner Anhänger Pyros in einem «neutralen» Sektor gezündet hätten und es bereits bei der Anreise auf Regelzügen zu Sachbeschädigungen und unangenehmen Situationen (Belästigungen) gekommen sei.

Keine sofortigen Massnahmen

Aber: «Trotz dieses inakzeptablen Verhaltens einer kleinen Gruppe von Anhängern des FC Luzern sehen die Bewilligungsbehörden davon ab, unmittelbar weitere Massnahmen zu ergreifen», so die KKJPD. Stattdessen wird an die Eigenverantwortung der Fans appelliert. Wenn dies nichts nützt, wollen die Bewilligungsbehörden durchgreifen.

Im Gespräch mit PilatusToday und Tele 1 verdeutlicht die Co-Präsidentin der KKJPD und Nidwaldner Regierungsrätin Karin Kayser-Frutschi, was dies bedeuten könnte: «Falls die Fans ihre Verantwortung nicht wahrnehmen, wird es verschärfte Massnahmen geben. Wir reden hier beispielsweise von geschlossenen Heimsektoren und Geisterspielen.»

Eine deutliche Ansage. «Unser Ziel ist es, dass es friedliche und gewaltfreie Spiele ohne Gefährdung von anderen gibt», erklärt Kayser-Frutschi. Es gäbe verschiedene Spielregeln, die von allen Parteien eingehalten werden müssen. Sie spielt dabei den Ball unter anderem auch den Fanverantwortlichen und -organisationen zu.

Das Fans anreisten, sei zu erwarten gewesen. «Das können wir ihnen ja nicht verbieten», sagt Kayser-Frutschi. Die Behörden seien jedoch überrascht gewesen, dass die FCL-Fans organisiert nach St.Gallen gekommen seien. «Und schliesslich die Zündung von Pyros, inmitten der Menschenmenge. Das sind Verhaltensweisen, die wir nicht akzeptieren.»

Regierung beruft runden Tisch ein

Dass die Bewilligungsbehörden vorerst auf weitere Massnahmen verzichten, befürwortet auch die Luzerner Justiz- und Sicherheitsdirektorin Ylfete Fanaj, wie sie auf Anfrage der «Luzerner Zeitung» schreibt. Zudem wolle sie den Austausch zwischen den Beteiligten verstärken. Im September werde sie dazu einen runden Tisch einberufen. 

«Sie müssen ihre Verantwortung wahrnehmen – und zwar glaubwürdig. Dazu gehört, den FCL als Veranstalter vermehrt in die Pflicht zu nehmen, insbesondere für den Fantransport», appelliert Fanaj an den FCL und die Fanorganisationen. Zu personalisierten Tickets äussert sich die SP-Regierungsrätin gegenüber der Zeitung nicht.

FC St.Gallen gruppierte Fans im Familiensektor um

Die ultimative und nicht verhandelbare Massnahme, den Gästesektor für das Spiel gegen Luzern zu schliessen, habe den FC St.Gallen über die Grenzen des organisatorisch Machbaren hinausgeführt, teilt der Club am Dienstag mit. «Die Anreise der grösseren Fangruppe aus Luzern war nicht zu verhindern, da wir als privater Veranstalter dafür keinerlei rechtliche Handhabe besitzen», so der FCSG. Nachdem klar war, dass Personen aus dem Luzerner Umfeld auf legalem Weg Tickets mitten in den St.Galler Sektoren und Sitzreihen erworben hatten, nahmen die Verantwortlichen eine Umgruppierung dieser Fans in den Sektor B3 vor. Damit sollte «eine Durchmischung verhindert werden».

Auf die Tatsache, dass sich FCL-Fans im Sektor B3 aufhielten, welcher auch als Familiensektor gilt, reagieren auch Stadionbesucherinnen und Stadionbesucher im Forum des FCSG. «Wenn ich als Familienvater mit kleinen Kindern neben einem ‹feindlichen› Fanblock sitzen muss, ohne irgendwelche Sicherheitsmassnahmen, dann ist es einem verständlicherweise nicht wohl», meint etwa ein User. Ein anderer Nutzer schildert eine Situation nach dem Abpfiff: «Am Spielende ist es dann in den obersten Reihen zu einer kleinen Eskalation gekommen. Man darf halt nicht provozieren, wenn man direkt neben den anderen Fans sitzt.»

Einfluss auf personalisierte Tickets

Die Bewilligungsbehörden erinnern ausserdem daran, dass die Umsetzungsphase der Massnahmen des Projekts «Biglietto+» läuft, bei der sich die Fangruppierungen einbringen können. Dabei geht es unter anderem um die Einführung von personalisierten Tickets.

«Das Verhalten der Fans in der laufenden Saison wird einen Einfluss auf die Ausgestaltung des definitiven Massnahmenkatalogs haben», meint das KKJPD mit dem Mahnfinger. Gemäss Kayser-Frutschi soll bis Ende Jahr daran gearbeitet werden. «Dann wollen wir ein klares Projekt auf den Tisch legen.»

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veröffentlicht: 8. August 2023 11:27
aktualisiert: 8. August 2023 17:54
Quelle: PilatusToday/FM1Today

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