Lucien Favre platzierte ein klares Statement: «Ich werde nicht zurücktreten. Das ist totaler Quatsch!» Auslöser der intensiven Wellenbewegung war ein Interview mit dem TV-Sender «Sky». Favre hatte am Mittwochabend im Kurzgespräch mit dem TV-Sender die Vorwürfe widerlegt, er wisse nicht, wie Titel zu gewinnen seien. Er werde zu einem späteren Zeitpunkt darüber sprechen, kündigte der Romand an. Einige Kommentatoren, unter ihnen der deutsche Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus, leiteten daraus flugs einen zeitnahen Rückzug des 62-Jährigen ab.
Gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA wies der BVB-Trainer die verbreiteten Mutmassungen entschieden zurück: «Es ist unglaublich, meine Aussagen so zu deuten. Seit Jahren ziehe ich mit allen Beteiligten erst am Ende der Saison Bilanz. Vorher macht eine Analyse keinen Sinn.» Für ihn seien die Schlagzeilen nicht nachvollziehbar: «Mein Statement ist total falsch interpretiert worden.»
Es gebe keinen Grund für Polemik. Natürlich sei jeder Dortmunder unzufrieden, klar hätten sie sich ein anderes Ergebnis gewünscht. «Aber das Spiel war offen, wir hatten in der zweiten Halbzeit mehr Ballbesitz als die Bayern – das kommt nicht häufig vor.» Und über das Handspiel des Münchner Verteidigers Jérôme Boateng im eigenen Strafraum ärgerte sich Favre auch am Tag danach noch: «Das war ein 100-prozentiger Penalty!»
Im Zusammenhang mit Favre keimen immer wieder Kritik und Debatten um mögliche Nachfolger auf, obschon die sportliche Bilanz seiner Arbeit nach wie vor erstklassig ist. In 62 Bundesliga-Partien mit dem BVB kommt er auf 2,15 Punkte im Schnitt; kein Coach in der Dortmunder Geschichte hat eine bessere Quote vorzuweisen. Einzig drei Niederlagen in Folge gegen das europäische Schwergewicht Bayern München schmälern seine erstklassige Bilanz.
«Ich habe beim BVB einen Vertrag für eine weitere Saison. Den werde ich ganz sicher erfüllen, daran gibt es nicht den geringsten Zweifel», meldete Favre aus dem Ruhrpott. Hans-Joachim Watzke stärkte dem BVB-Taktgeber umgehend den Rücken: «Ich habe Lucien in den vergangenen Wochen als sehr fokussiert empfunden.» Für das Spiel auf den Mann hat der Dortmunder Geschäftsführer kein Verständnis: «Es gibt überhaupt keinen Anlass für eine Trainerdiskussion. Wir spielen eine sehr, sehr gute Rückrunde.»