«Die Tour de Suisse wie natürlich auch die Tour de Romandie sind für unsere Fahrer eine wichtige Bühne, um Erfahrungen zu sammeln und sich zeigen zu können», sagt Michael Albasini.
Zwar gibt es zahlreiche Schweizer, die bei World-Teams unter Vertrag stehen. Doch, so bedauert der Thurgauer Neo-Nationaltrainer, gibt es keine Schweizer Equipe auf der zweithöchsten Stufe (ProConti).
Mit Einsätzen im Nationalteam könne aber die Lücke für Fahrer unterklassiger Teams etwas gefüllt werden. «Das ist für uns hinsichtlich der Heim-WM 2024 in Zürich sehr wichtig.»
Offensiv fahren, Chancen nutzen
Der 40-jährige Albasini erwartet von seinen Schützlingen nicht, im Gesamtklassement möglichst weit vorne zu sein. «Da kann vielleicht einzig Roland Thalmann als starker Kletterer etwas bewirken», so der ehemalige Profi, der Ende letzte Saison seine erfolgreiche und lange Karriere beendete.
Viel wichtiger ist Albasini, dass seine Fahrer eine aktive Rolle spielen, in Fluchtgruppen präsent sind und Chancen nutzen, wenn sie sich bieten: «Der Idealfall wäre natürlich, wenn die Fahrer diese Plattform nutzen können und für nächste Saison bei einem World- oder ProConti-Team unterschreiben können.»
Pellaud noch mit müden Beinen
Simon Pellaud und Claudio Imhof bilden quasi den Kern des Nationalteams. Beide nahmen sowohl 2019 wie heuer jeweils an beiden Heimrundfahrten im Dress mit dem Schweizer Kreuz teil.
Pellaud allerdings erfuhr nach Ende des Giro d'Italia erst sehr kurzfristig, dass er von Swiss Cycling aufgeboten wird. Doch dem Aufgebot trotz seiner grossen Müdigkeit Folge zu leisten, war für den Walliser Ehrensache: «Schliesslich hat mich der Verband in meiner Karriere immer unterstützt.»
Pellaud hielt sich aufgrund seiner «sehr schweren Beine» in den ersten Tagen der Tour de Suisse noch zurück. Dafür übernahm mit Imhof ein nicht minder erfahrener Teamkollege die Rolle des Ausreisser-Königs.
Imhof hofft auf Vertrag für 2022
Sowohl am Montag nach Lachen wie am Dienstag nach Pfaffnau fuhr der 30-jährige Thurgauer in der Spitzengruppe mit. «Ich will mich möglichst gut und viel zeigen», sagt Imhof, der für kommende Saison noch ohne Vertrag dasteht und sich einem Team empfehlen will. Am Mittwoch markierte Joel Suter als Ausreisser Präsenz. Der Berner Oberländer wurde letztlich Vierter.
Mit den nun anstehenden Bergetappen erfolgt wohl ein Rollentausch. Das Teilstück vom Donnerstag, welches von Gstaad nach Leukerbad führt, hat es Pellaud besonders angetan. «Es geht gleich nach dem Start zum Col du Pillon hinauf und danach hinunter ins Rhone-Tal. Da ergibt sich eine gute Chance für eine Fluchtgruppe», hofft der 28-Jährige.
In der Spitzengruppe durch seinen Heimatkanton, das gefiele dem Walliser. Ob er dann auch in den Kampf um den Tagessieg wird eingreifen können, darüber macht sich Pellaud noch keine Gedanken. «Klar würde ich gerne auch einmal einen Sieg landen. Doch dazu braucht es immer auch ein Quäntchen Glück.»
Albasini weiss wie man siegt
Und vielleicht einen guten Ratschlag vom Nationaltrainer. Wie man in der Heimat gewinnt, dass weiss gerade Michael Albasini bestens. In seinem Palmarès figurieren nicht weniger als drei Etappensiege bei der Landesrundfahrt und gleich deren sieben bei der Tour de Romandie.
«Ein Sieg muss unser Ziel sein. Ein solcher wäre für unser Team grossartig», sagt Albasini. Es wäre zugleich eine Premiere, seit das Nationalteam 2019 erstmals an den zwei heimischen World-Tour-Rundfahrten teilnehmen durfte. Ein Triumph jedoch blieb den Swiss-Cycling-Fahrern vor zwei Jahren verwehrt, ebenso heuer in der Westschweiz.