Mehr J+S-Gelder

Plötzlich liegen Schweizer Fleisch und ein Kletterausflug im Budget

19.04.2020, 13:08 Uhr
· Online seit 19.04.2020, 12:06 Uhr
Jahr ein Jahr aus war er in der Lagervorbereitung wohl einer der meistgesagten Sätze: «Schaut einfach, dass ihr das Budget nicht sprengt!» Per 1. Juli werden die Lagerbeiträge für Jugend-und-Sport-Lager mehr als verdoppelt. Das gibt vor allem gemeinnützigen Jugendorganisationen Luft in der Planung und ein Notfall-Polster.
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Sie sind mitunter das, was einem aus der Kindheit in Erinnerung bleibt: Sportcamps, Skilager, Pfadilager und Vereinsausflüge. Manche werden von Jugendorganisationen angeboten, andere durch Schulen, kantonale Ämter oder private Firmen organisiert. Sie alle haben Anfang April mit Freude die Nachricht des Bundesrates aufgenommen: Per 1. Juli steigen die Beiträge für Jugend-und-Sport-Angebote (J+S) markant.

Ermöglicht Badibesuche und eine Reise mit dem ÖV

Vor allem gemeinnützige Jugendorganisationen wie die Pfadi freuen sich über das zusätzliche Geld. «Es ist eine Wertschätzung für die ehrenamtliche Arbeit, die Tausende von Leiterinnen und Leitern in allen Jugendverbänden jedes Jahr leisten», sagt Daniela Diener, Mediensprecherin der Pfadibewegung Schweiz PBS.

In den letzten Jahren haben viele Pfadis an allen Ecken und Enden sparen müssen, um ihr Lagerbudget nicht allzu sehr zu strapazieren und den Teilnehmenden gleichzeitig ein günstiges Lager zu ermöglichen. Der Jugend-und-Sport-Beitrag an Lager steigt per 1. Juli 2020 von 7.60 auf 16 Franken pro Tag und Kind. Eine der Haupteinnahmequellen von Lagern wird also mehr als verdoppelt.

Eine Zugreise mit 30 Kindern oder der Eintritt in die Badi wurde zuvor schnell zu einem Aufwand, der für die Lagerkasse nicht tragbar war. Das soll sich nun ändern.

Skilager können überleben, Sportämter erweitern ihr Angebot

Die Erhöhung der J+S-Gelder war schon seit Längerem vorgesehen, sagt Daniela Diener. «Von einer so starken Erhöhung waren wir allerdings schon ein wenig überrascht.» Der Sprung ist vermutlich auf die Debatte um Beitragsgelder für Schneesportlager in den Schulen zurückzuführen. Das Bundesgericht hatte 2017 entschieden, dass die teuren Skilager von den Eltern nur Beiträge für die Verpflegung verlangen können. Durch das zusätzliche Geld sind Schneesportlager nun weiterhin möglich.

Auch die kantonalen Sportämter führen jedes Jahr verschiedene J+S-Lager durch. Wie der Kanton Schwyz gegenüber PilatusToday sagt, seien aber vorläufig keine zusätzlichen Lager oder Schulreisen geplant. Die bestehenden Lager werden beibehalten, erhalten nun aber mehr Luft für allfällige Materialanschaffungen oder Ausflüge.

Das Budget des Sportamts für solche Lager wird durch das Geld vom Bund erhöht. Die Lager müssen hauptsächlich durch die Kantone getragen werden. Der Kanton Schwyz kann sich vorstellen, die Teilnehmerbeiträge zu senken und somit die Eltern bei der Finanzierung zu entlasten. Dies wäre vor allem bei teureren Lagern, wie zum Beispiel den Wintersportlagern, erfreulich. In dem Bereich laufen die Abklärungen.

Die Abteilung Sport begrüsst die erhöhten Taggelder und betont die Wichtigkeit der Lager bezüglich der persönlichen Entwicklung und dem sozialen Zusammenhalt der Kinder.

«Wir werden deshalb jetzt kein 3-Sterne-Hotel buchen»

Auch wenn die Beitragserhöhung den Sportämtern und Jugendverbänden neue Möglichkeiten eröffnet, völlig über die Stränge schlagen werden sie nicht. «Jugendliche in einem 3-Sterne-Hotel statt im Zelt einzuquartieren, ergibt keinen Sinn», sagt etwa Martin Leemann, Chef des Thurgauer Sportamts.

Auch die Pfadi-, Jubla- und Jungschi-Lager werden weiterhin im bescheidenen Rahmen stattfinden. «Das zusätzliche J+S-Geld soll im Rahmen der Lageraktivitäten ausgegeben werden», sagt Daniela Diener von der Pfadi Schweiz. So kann vor allem in der Küche, die bislang oftmals der grösste Kostenfaktor war, mehr Geld ausgegeben werden. «Man kann regionale Produkte kaufen, Freilandeier und Schweizer Fleisch, ohne gleich das Budget zu sprengen.»

Ausserdem liegt künftig im Sommer- oder Herbstlager eine zusätzliche Reise mit dem Zug drin, ein Besuch im Verkehrshaus oder im Technorama (war bisher nicht drin lag), oder einfach ein Badibesuch mehr.

«Es wäre auch denkbar, dass die Leiterinnen und Leiter eine zusätzliche Anerkennung in Form eines guten Essens oder kleinen Geschenks für ihre enorme Arbeit bekommen, oder dass eine Pfadigruppe sich für das Sommerlager ein neues Zelt leisten kann», sagt Daniela Diener. Ausserdem sollen die Lagerbeiträge gesenkt werden können, vor allem für Familien mit mehreren Kindern oder sozial schwache Familien.

veröffentlicht: 19. April 2020 12:06
aktualisiert: 19. April 2020 13:08
Quelle: FM1Today

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